
Frauen im Football – gibt’s nicht? Gibt’s doch. Bei den Bruchsal Rebels gesellen sich seit Jahresbeginn zu den harten Jungs auch einige toughe Mädels. Damit die Frauen im Sommer im Ligabetrieb antreten können, veranstalten die Rebels regelmäßig Tryouts.
Bei diesem Schnuppertraining können Frauen, die sich für American Football interessieren, erste Erfahrungen auf dem Feld sammeln. „Unsere Mädels spielen Vollkontakt“, stellt Jugendwart Stefan Geider klar.
Das heißt: Sie blocken und tackeln wie die Männer. Flag Football, die Variante ohne Körperkontakt, gibt es bei den Rebels-Mädels nicht. „Allerdings sind die Hits bei den Frauen nicht ganz so hart“, sagt Geider über die Zweikämpfe der Spielerinnen.
Als Handballerin bin ich es gewohnt, körperlich zu spielen.Johanna Schmitt, Football-Neuling aus Walzbachtal
Beim Training am Samstag auf der Sportanlage des SV 62 Bruchsal ist ein gutes Dutzend Frauen dabei. Eine der Neuen ist Johanna Schmitt. Sie ist groß, athletisch und neugierig: „Football ist ein interessanter Sport.“
Beim Probetraining der Bruchsal Rebels können Frauen ihr Football-Talent beweisen
Bedenken, dass sie beim Spiel auf die Knochen kriegt, hat sie nicht. „Als Handballerin bin ich es gewohnt, körperlich zu spielen“, sagt sie selbstbewusst.
Wenige Minuten später, rund 40 Frauen und Jugendliche stehen gemeinsam auf dem Trainingsplatz, darf Johanna zeigen, was sie kann. An mehreren Stationen vermitteln die Trainer, worauf es beim American Football ankommt: springen, fangen, blocken und tackeln.

Für Johanna ein erster Test und ein Fingerzeig, welche Position für sie in Frage kommt. „Rennen und fangen“, beantwortet sie die Frage zu ihren Stärken, die sie gleich unter Beweis stellt.
Beim Cone-Drill sind Antritt und Beweglichkeit gefragt. Unter den Augen der Trainer bewegt sich Johanna leichtfüßig zwischen den Hütchen.
Dann kommt der Ball ins Spiel: Quarterback Emily Frey wirft Pässe auf die Neue. Immer wieder muss Johanna unterschiedliche Routen laufen, mal links, mal rechts, und den Ball fangen. „Weiter geht’s“ ruft Emily, als Johanna das Ei durch die Finger rutscht.

Jeder vollständige Pass wird vom Team, das Johannas Tryout aufmerksam verfolgt, mit Applaus bedacht. „Sehr gut“, lobt ein Trainer, als die junge Frau einen hohen Ball aus der Luft pflückt und an ihren Körper drückt.
Johanna, das wird schnell deutlich, kann was. Coach Gabriel Quest zeigt ihr, wie Ballträger, Running Backs und Wide Receiver den Football am sichersten halten, damit gegnerische Spielerinnen ihn nicht aus dem Griff herausschlagen und erobern können.
Bruchsal Rebels planen Kooperation mit Bruchsaler Schulen
Mayra Perez Rodriguez hat damit schon Erfahrung. Bereits seit zwei Jahren spielt die 16-Jährige als Wide Receiver. Ihr Job auf dem Platz: sprinten und die Pässe des Quarterbacks fangen.
„Ich war damals das einzige Mädchen hier“, erinnert sich Mayra. Die Zeiten haben sich geändert, die Football-Begeisterung in der Region nimmt stetig zu. „Ich hoffe, dass sich viele Frauen anmelden und weitere Teams entstehen“, sagt Mayra.
Egal, welche Körperform du hast – du findest eine Position.Stefan Geider, Jugendwart der Bruchsal Rebels
Denn noch sind sie, Johanna und die anderen Mädels eher die Ausnahme. Viele Frauenmannschaften gibt es im American Football nicht. Zu ihren Auswärtsspielen werden die Bruchsaler Mädels deshalb weit fahren müssen. Ihre Gegner kommen aus ganz Baden-Württemberg, zum Teil sogar aus Bayern.
Bei den Rebels, einer Abteilung des SV 62 Bruchsal, ist man optimistisch, dass der Hype weiter zunimmt. „Egal, welche Körperform du hast – du findest eine Position“, beschreibt Geider die Faszination Football.
Nun planen die Rebels eine Kooperation mit Schulen. In den Klassen wollen sie über American Football informieren. Interessierte Jugendliche, Frauen und Männer können sich auf der Facebook-Seite der Rebels oder per E-Mail an jugendwart@bruchsalrebels.de über die Trainingszeiten informieren.