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Zeitreise ins Mittelalter

Beim Mühlenspaziergang auf den Spuren des alten Bruchsals

Fast wie auf einer Zeitreise fühlt man sich beim Mühlenspaziergang durch Bruchsal. Die Standorte aus früheren Zeiten lassen sich teilweise zwar nur noch erahnen, doch es ist erstaunlich, wie sich die Stadt seit dem Mittelalter verändert hat.

Alte Mühle
Die verbleibende Mühle: In Bruchsal ist heute nur noch die Ölmühle erhalten, früher waren es insgesamt elf. Foto: Eva Schauer

Von Eva-Maria Schauer

Trotz trüben Wetters mit leichtem Regenfall ließ sich Ralf Freitag am vergangenen Samstag nicht aufhalten: Erstmalig veranstaltete der Bruchsaler Stadtführer einen Mühlenspaziergang durch Bruchsal. „Ich sage dazu absichtlich nicht Mühlenführung, sondern Spaziergang, weil es ein schön zu laufender Weg ist, der zu den alten Mühlplätzen der Stadt führt“, erklärt er.

Noch schöner wäre der Weg natürlich bei Sonnenschein und wärmeren Temperaturen gewesen, die an diesem Tag jedoch zu wünschen übrig ließen. Teilnehmerin Anneliese Hollmann hielt das aber nicht vom Tourbesuch ab: „Mich interessiert Bruchsal sehr und ich freue mich, heute mehr über die alte Stadt zu erfahren.“, sagt sie.

Los geht es an der Stirumschule Bruchsal, wo der Spaziergang entlang des Saalbachs und des Annabachs in Richtung Heidelsheim verläuft. Insgesamt elf Mühlen verteilten sich dort vom Mittelalter bis in die Neuzeit. „Es gab hier so viele Mühlen, weil die Einwohnerzahl in Bruchsal damals sehr hoch war und man deshalb diesen Bedarf hatte“, erklärt Freitag.

Außerdem bot der Saalbach eine solide Voraussetzung für Mühlen: „Früher ist das Wasser schneller durch den Zufluss geflossen, weshalb man Mühlen sehr gut betreiben konnte.“

Manche Mühlen gibt es schon seit dem Mittelalter

Beispielsweise Salz, Schwarzpulver, Tücher und Mehl wurden in den Mühlen hergestellt. Auch Säge-, Schleif, Walk- und Ölmühlen waren in Bruchsal im Einsatz. Am meisten begeistert Freitag, wie alt die Mühlen teilweise sind: „Beispielsweise ist die Brückenmühle, die früher beim Gasthof Engel stand, schon 1248 erbaut worden. Das ist schon eine Hausnummer, weil das so weit ins Mittelalter zurückgreift.“

Doch heute ist von den meisten Mühlen nicht mehr viel übrig geblieben: Alleinig die Ölmühle kurz vor Heidelsheim ist noch erhalten, aber nicht mehr in Betrieb. „Bei den anderen ehemaligen Mühlstandorten kann man vielleicht noch die Zufahrt erahnen, doch meist existiert nichts mehr davon“, erläutert Freitag.

Grund dafür ist, dass die meisten Mühlen in Bruchsal abgebrannt oder abgerissen wurden, um dort stattdessen Wohnhäuser zu bauen. „Es ist hochinteressant, dass die Mühlen also meistens nicht durch kriegerische Ereignisse kaputtgegangen sind“, findet der Stadtführer.

Wie die alten Mühlen früher ausgesehen haben, ist ungewiss, da es keine Bilder oder Fotos von ihnen gibt. Allgemein ist von dem „alten Bruchsal“ nicht mehr viel übrig geblieben: Der Spaziergang führt durch die Württemberger Straße und die Klostergasse, die vom zweiten Weltkrieg verschont wurden. „Ansonsten ist die eigentliche Altstadt am Rathaus komplett zerstört worden“, schildert Freitag.

Gerade deshalb möchte er den Teilnehmern die Stadt in Form einer Zeitreise näher bringen, um zu verdeutlichen, was Bruchsal früher ausmachte. Anneliese Hollmann ist nach dem Spaziergang zwar kalt, aber sie zeigt sich zufrieden: „Ich gehe auf jeden Fall etwas klüger nach Hause.“

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