Sie sind da, wenn es brenzlig wird: 36 frisch gebackene Polizistinnen und Polizisten haben jetzt ihren Dienst bei der Bruchsaler Bereitschaftspolizei (Bepo) aufgenommen. In ganz Deutschland kommen sie zum Einsatz, die Liste reicht von Hochrisikospielen der Bundesliga über Demonstrationen bis zu Hilfseinsätzen wie bei der Flutkatastrophe im Ahrtal vor einem Jahr.
Zuletzt half die Bruchsaler Bepo mit ihrem Wasserwerfer den Berliner Grunewald zu löschen. Bei den Einsätzen stehen die Beamten und Beamtinnen immer an vorderster Linie.
Auf die jungen Einsatzbeamten warten mindestens zwei ereignisreiche Jahre. Die wurden jetzt feierlich mit der Vereidigung in den Dittmannswiesen begonnen. Ihr Pensum ist straff. 72 Prozent ihrer Zeit sind sie im Einsatz, dazu kommen Fortbildungen und Sporteinheiten. „Da sind die hundert Prozent schnell erreicht“, rechnet Jürgen Prestel, Referent der Führungsgruppe bei der Bepo, vor.
Immer viel Arbeit am Samstag
Die jungen Kollegen seien motiviert und flexibel, das machten auch die Arbeitszeiten notwendig. „Bei ihren Einsätzen bildet der Samstag den Schwerpunkt“, so Prestel weiter. Und weil sie so häufig gebraucht werden, darf es zu keinen Personalengpässen kommen: „Die Einsatzzüge der Bepo sind immer voll besetzt“.
Der erste Einsatz für die elf neuen Kolleginnen und 25 neuen Kollegen – er wird wohl nicht lange auf sich warten lassen. Nur noch ein paar Tage Einführung stehen an, bevor es losgeht. Julian Scarico und Isabell Hipp freuen sich drauf.
Beide hatten sie das Abitur in der Tasche, als sie sich für die Polizei entschieden. Hipp war sich früh sicher, Scarico machte Umwege über Altenpflege und Marketing. Die beiden Karlsruher waren wie 15 andere schon für ihre Ausbildung in Bruchsal, die übrigen neuen Kollegen kommen von den Standorten Biberach und Lahr.
Erste Erfahrungen beim Revier-Praktikum gesammelt
Auf ihren Beruf fühlen sie sich gut vorbereitet, geholfen hat unter anderem das fast einjährige Praktikum in einem Revier, das Teil der Ausbildung ist. „Da sieht man dann schon viel“, sagt Scarico. Da geht es nicht nur darum, mit dem Tod konfrontiert zu werden. „Das sind Bilder, die haben sich eingebrannt“, erinnert sich Hipp an einen tödlich verunglückten Motorradfahrer in ihrem Alter.
Dort erfuhren sie auch, welcher Gegenwind der Polizei manchmal entgegenschlägt. Die Leute beschimpften die Uniform, nicht den, der darin steckt, sagen sich erfahrene Kollegen. „Für mich war das ein komisches Gefühl. Daran muss man sich gewöhnen“, findet Scarico.
Für die neue Generation, zu der die beiden gehören, ist es selbstverständlich, über psychologische Unterstützung oder den Austausch mit Kollegen nach einem Einsatz zu sprechen. Vor 20, 30 Jahren wäre schon allein das undenkbar gewesen.
Einfluss von Kusel, aber auch von Einsätzen in Mannheim und Dortmund
Die Arbeit der Polizei steht immer im Fokus. Die Morde an zwei Polizisten durch einen Wilderer in Kusel haben die Öffentlichkeit erschüttert. Für große Diskussionen sorgen aktuell Vorfälle in Mannheim und Dortmund, wo bei Polizeieinsätzen zwei Menschen ums Leben gekommen sind.
Es ist niemals falsch, das Richtige zu tun.Michael Wernthaler, stellvertretender Bepo-Chef
Über diese Ereignisse zu diskutieren hält Michael Wernthaler für den einzig richtigen Umgang. Der stellvertretende Chef der Bereitschaftspolizei hat den Nachwuchs vereidigt und den neuen „Profis im Fachgebiet innere Sicherheit“ „rechtschaffenes, professionelles und bürgernahes Handeln“ ins Stammbuch geschrieben.
„Es ist niemals falsch, das Richtige zu tun“, nennt er als Leitspruch und später sagt er: „Unsere Zielsetzung ist es, den Einsatzkräften Handlungssicherheit zu geben und sie zu sensibilisieren.“ Dazu gehöre es konkret, Dinge zu besprechen und zu üben.
Nach der Bepo warten Streifendienst oder auch ein Studium
Wernthaler erinnert sich selbst noch, wie es ihm als Anfänger ging. Sein erster Einsatz führte ihn zu den Großdemonstrationen nach Brokdorf, wo Anfang der 1980er Jahre bis zu 100.000 Menschen gegen den Bau eines Atomkraftwerkes protestierten. Da wurde der junge Polizist plötzlich Teil der Geschichte.
Wer weiß, was die Zeit für Hipp und Scarico bereithält. Erste Pläne schmieden sie schon. Hipp will auf jeden Fall später auf Streife gehen und „Studium ist auch eine Option“. Das hat Scarico auch fest im Blick. „Deswegen habe ich mich jetzt schon mit den Noten angestrengt“, sagt er.