Die Plakate hängen an jeder Eingangstür in der Bruchsaler Fußgängerzone: Wer in Einzelhandelsgeschäfte möchte, braucht dafür seit Mittwoch vergangener Woche einen 3G-Nachweis, muss also geimpft, genesen oder getestet sein. Den Nachweis möge man bereithalten.
Wie die Händler in Bruchsal die neue Linie umsetzen, ist allerdings höchst unterschiedlich. Das zeigt sich bei einem Rundgang am Samstag.
So konsequent wie bei C&A am Friedrichsplatz sind die wenigsten. Wo anderswo Aufsteller auf den Black Friday und Rabatte verweisen, wird bei C&A der richtige Sitz der Mundnasenmaske erklärt. Und direkt hinter der Eingangstür wartet Priyanka Sothinathan.
C&A überprüft jeden Kunden
Die Mitarbeiterin bittet die Kunden um deren 3G-Nachweis. In den meisten Fällen kontrolliert sie digitale Impfnachweise mit der Cov-Pass-App. Zu beanstanden hat sie nur selten etwas. Eine ältere Frau zeigt den digitalen Impfpass, doch der weist nur eine Impfung aus.
Zuhause habe sie weitere Unterlagen, sagt die Frau. In den Laden kommt sie so aber nicht. Sie akzeptiert die Regel und geht. Eine Passantin äußert eine andere Meinung: „3G? Das ist ja Schweinerei“, sagt sie im Vorbeigehen.
Dass bei C&A gleich am Eingang kontrolliert wird, kam am Dienstagabend in einer Telefonkonferenz als Anweisung aus der Zentrale, erklärt Filialleiterin Lisa Kempf. „Lieber wird einmal zu viel geprüft als einmal zu wenig. Das ist sicherer für Kunden und Mitarbeiter“, sagt sie.
Sie fügt hinzu: „Ich würde aber lügen, wenn ich sage, das kostet mich nichts.“ Eine Mitarbeiterin steht während ihrer gesamten Arbeitszeit zur Verfügung, um die Nachweise zu prüfen. „Und die Kolleginnen streiten sich nicht gerade um die Aufgabe“, sagt Kempf.
Eingangskontrolle auch bei Bärle
Probleme bei der Kontrolle im Laden sind aber Einzelfälle, wie die Filialchefin sagt. Nur wenige drohen, dass sie nicht mehr wiederkommen werden. Ein älteres Paar macht sofort im Laden kehrt, als es die Kontrollstelle sieht. Ob die beiden in anderen Läden leichter durchkommen?
Lieber wird einmal zu viel geprüft als einmal zu wenig. Das ist sicherer für Kunden und Mitarbeiter.Lisa Kempf, Filialleiterin bei C&A in Bruchsal
Gleich nebenan bei Bärle nicht. Auch hier gibt es die Kontrolle direkt am Eingang. Eine rot-weiße Kette baumelt zwischen zwei rot-weißen Pfosten. Am Tisch daneben steht eine Mitarbeiterin, wie bei C&A nutzt sie die Cov-Pass-App. „Weil der Chef es so will“, erklärt sie. Und eine Kollegin fügt hinzu: „Es ist konsequenter und sicherer als die Stichprobenkontrollen.“
Die Stichprobenregel, wonach nur jeder zehnte Kunde kontrolliert werden muss, hatte der Handelsverband der Landesregierung abgerungen. Am frühen Mittwoch informierte der Branchenverband Bruchsal die dortigen Händler über die Details. Die Hinweispapiere des Handelsverbands Nordbaden, die dem Schreiben angehängt waren, hängen etwa bei Esprit und Street One in der Eingangstür.
Kontrolliert wird in vielen Geschäften der Fußgängerzone offenbar stichprobenartig. Es ist zumindest ein Erklärungsansatz dafür, dass in manchen Läden über längere Zeiträume weder am Eingang noch beim Verkaufsgespräch noch an der Kasse zu beobachten ist, wie ein 3G-Nachweis verlangt wird.
Im Schuhhaus Berg fragt ein Mitarbeiter dagegen nach dem Nachweis. „Ja, bei jedem“, bestätigt er auf Nachfrage. So wird es auch bei Depot gehandhabt. Und bei Betten-Mangei setzt man ebenfalls auf die lückenlose Kontrolle.
Was sollen spätere Kontrollen bringen?Mitarbeiterin bei Betten-Mangei begründet Prüfung der 3G-Nachweise am Eingang
„Alles andere würde die Kunden doch verwirren“, sagt die Mitarbeiterin am Eingang, und fügt hinzu: „Was sollen spätere Kontrollen bringen?“ Just möchte eine Frau in den Laden. Sie habe „das alles mit dem Impfen gerade gemacht“, sagt sie, aber eben im Moment keine Dokument dabei. Ob sie so in den Laden dürfe?
Nein, darf sie nicht. Die freundliche, aber bestimmte Antwort der Mitarbeiterin lässt daran keine Zweifel.