Von Eric Dewald
Während manch einer am Europaplatz dem idyllischen Plätschern der Wasserspiele lauscht, trifft man sich die Straße aufwärts in den zahlreichen Bars und Cafés, um gemeinsam die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu genießen.
Betrachtet man das bunte Treiben entlang der Bahnhofstraße, scheint es fast so, als wäre trotz der anhaltenden Corona-Pandemie ein Stück Normalität in Bruchsal eingekehrt: Hastende Fußgänger eilen zu ihrer nächsten Bahn, im Minutentakt brausen Busse in die unterschiedlichsten Richtungen, aus der Nähe hört man Menschen ausgelassen diskutieren.
Treffpunkt Shisha-Bar
Vor allem die Fülle an verschiedenen Läden macht die Gegend entlang der Bruchsaler Hauptverkehrsachse so attraktiv. Neben der brasilianisch angehauchten Cocktailbar oder der urigen Schlagerkneipe reihen sich auch moderne Shisha-Bars in die gastronomische Landschaft ein. Dabei wird besonders der Platz zwischen Hilda- und Viktoriastraße zum beliebten Treffpunkt, um gemeinsam ins Wochenende zu starten oder den wohlverdienten Feierabend ausklingen zu lassen.
Ich glaube, es tut den Menschen gut, mal wieder unter Leute zu gehen.David Komninos
Im grellen Licht der Leuchtreklamen herrscht ausgelassene Stimmung in den kleinen Sitzgruppen. Süßlich riechende Rauchschwaden ziehen über die Köpfe der anwesenden Personen hinweg. „Ich glaube, es tut den Menschen gut, mal wieder unter Leute zu gehen“, findet David Komninos während er umringt von Palmen an seiner Wasserpfeife zieht. Gemeinsam mit seinen Freunden trifft er sich häufiger in der Shisha-Bar „The Ocean“. Trotz großer Freude über die Wiedereröffnung, mahnt der 19-jährige Schüler weiterhin zur Vorsicht: „Man sollte darauf achten, die Corona-Maßnahmen so gut es geht einzuhalten.“
Auch seine Bekannte Flora Braun freut sich, wieder mehr mit Freunden unternehmen zu können. Bruchsal sei gerade wegen seiner Lage zwischen Mannheim und Karlsruhe ein beliebter Ort für Verabredungen, erklärt die Studentin aus dem Rhein-Neckar-Kreis.
Auch auf der anderen Straßenseite zeigt sich ein ähnliches Bild: In entspannter Atmosphäre sieht man Menschen auf der Terrasse des ansässigen Irish Pubs beisammen sitzen. Bei den sommerlichen Temperaturen ist der Andrang vor den Lokalen besonders groß, während es in den Räumlichkeiten meist gemäßigter zugeht.
Gute Stimmung auch im Pub
Dies bestätigt auch Katja Egan, die Frau von Egan’s Pub-Inhaber Paul Egan: „Aktuell haben wir allein schon wegen den Abstandsregelungen weniger Betrieb als sonst. Die wenigsten setzen sich nach drinnen.“ Stammgäste und jugendliches Publikum seien eher vertreten, ältere Gäste würden hingegen seltener vorbeischauen. Die mehrmonatige Zwangspause bezeichnet Egan als Schock. Trotz der finanziellen Belastung habe man versucht, das Beste aus der Situation zu machen. „Wir haben viel Zeit als Familie verbracht. Das kam in den letzten Jahren oft zu kurz“, erzählt Egan weiter, während sie hinter dem Tresen steht.
Auch wenn Veranstaltungen wie die beliebten Karaoke-Abende wohl noch längere Zeit auf sich Warten lassen, scheint das der Stimmung keinen Abbruch zu tun. Unter den Besuchern tummeln sich auch Spielerinnen der Damen-Handballmannschaft der HSG Bruchsal-Untergrombach, welche sich zur Einstimmung auf ihre Saisonvorbereitung im Egan’s verabredet haben. Im Zuge der Lockerungen sei nicht nur der gemeinsame Kneipenbesuch, sondern auch das Mannschaftstraining endlich wieder möglich.
Wie in der Gastronomie gilt es auch hier besondere Vorgaben einzuhalten, beispielsweise das regelmäßige Desinfizieren der Bälle. Dennoch ist den Beteiligten die Freude über den baldigen Saisonstart spürbar anzusehen.
Kneipe ist blau-weiße Anlaufstation
Sportbegeistert geht es auch im „Brusler Kneiple“ zur Sache. Gilt die Kneipe normalerweise als blau-weiße Hochburg des Karlsruher Sport-Clubs, so mussten die Stammgäste an diesem Abend mit einer Partie ohne badische Beteiligung vorliebnehmen. Fachliche Diskussionen über das Spielgeschehen wurden allenfalls von den Auspuffanlagen zahlreicher Sportwagen übertönt, die wiederholt um das Bahnhofskarree kreisen.
Dies scheint auch der Polizei nicht entgangen zu sein, deren Streifendienst das Geschehen rund um den Bahnhof stets im Blick behält.