Gemeinderat und Stadtverwaltung von Bruchsal halten an ihrer Haltung fest: Der naturgeschützte Rotenberg darf nicht von einem oberirdischen B-35-Neubau durchschnitten werden. Darin war man sich weitgehend einig, und doch entsponn sich bei der jüngsten Gemeinderatssitzung unerwartet eine Diskussion über die Alternativen.
CDU-Stadtrat Wolfram von Müller sorgte mit seiner Einlassung bei den anderen Fraktionen für Irritationen. Ihm sei die Stellungnahme, die die Stadt im sogenannten Scoping-Verfahren ans Regierungspräsidium geben wird, zu einseitig fokussiert auf einen innerstädtischen Tunnel. Die Idee dieses Tunnels war Anfang des Jahres aufgekommen und von vielen begrüßt worden.
CDU fürchtet Dauerbaustelle in der Stadt
Von Müller und seine Fraktion sahen aber auch in diesem Tunnel unter der alten B35 entlang der SEW bis zum Weiherberg keine „Ideallösung“. Er fürchtete - ob des Untergrunds - große technische Probleme, mithin eine über Jahre dauernde Tunnelbaustelle in offener Bauweise. Hingegen, so von Müller, solle man einen Rotenberg-Tunnel doch wenigstens in Betracht ziehen. Würde dieser per Vortriebsverfahren gebaut - also per Tunnelbohrmaschine - bliebe die wertvolle Landschaft auch während der Bauzeit weitgehend unberührt. Eine Rotenberg-Lösung könne schließlich auch Vorteile für Ubstadt-Weiher und Kraichtal bringen.
Die beiden Gemeinden hatten zuvor genau für jene Lösung und eine Querspange plädiert. „Eine vorschnelle Festlegung ist jetzt falsch“, fand von Müller.
Grünen-Stadtrat Peter Garbe widersprach: Ein Rotenberg-Tunnel hätte sehr wohl auch oberirdische Zufahrten im geschützten Gebiet, außerdem zwei Brücken. „Das wäre ein massiver Landschaftsverbrauch. Das muss nicht sein.“ Ein innerstädtischer Tunnel hingegen brächte kaum Umweltbeeinträchtigungen und böte für den Städtebau deutlich mehr Vorteile, wenn die B35 unter der Erde verschwindet. Ein langer Innenstadttunnel, fand Garbe, „ist das beste für die Stadt.“
Eine vorschnelle Festlegung ist jetzt falsch.Wolfram von Müller, CDU-Stadtrat
SPD-Stadtrat Gerhard Schlegel mahnte an, in erster Linie die Interessen Bruchsals im Blick zu haben und nicht Kraichtaler oder Ubstadter oder gar eine A8-Ausweichstrecke durch den Kraichgau und durch wichtige Landschaftschutzgebiete zu ermöglichen. Auch er hielt den Innenstadt-Tunnel für besonders vorteilhaft. Eine Rotenberg-Lösung unter oder über der Erde würde auf der alten Trasse in der Stadt möglicherweise kaum Entlastung bringen, fürchtete Schlegel.
Auch der Fraktionssprecher der Freien Wähler, Roland Foos, zeigte sich über die CDU-Einlassung überrascht. „Eine einheitliche Linie“ wäre gegenüber dem Regierungspräsidium wichtig, mahnte er an. Er sah die Gefahr, dass eine Rotenberg-Trasse, die bei Heidelsheim auf die alte B 35 treffen würde, die Stadtteile Heidelsheim und Helmsheim zu sehr belasten würde. Lärmschutz für diese beiden Stadtteile - so auch der Tenor der Verwaltung - sei unbedingt beim Regierungspräsidium anzumahnen. Ähnliche Töne auch bei FDP-Sprecher Jürgen Wacker: Der Innenstadt-Tunnel brächte mehr Vorteile, etwa eine Beruhigung der alten überirdischen Trasse und eine Entschärfung der dortigen Schulwege, beispielsweise zur neuen Turnhalle in der Bahnstadt.
Für die AfD/UBiB und ihre Sprecherin Gabriele von Massow war der wichtigste Punkt ein möglichst minimaler Eingriff in Umwelt und Natur. „Heidelsheim und Helmsheim dürfen nicht noch mehr belastet werden.“
Nach einer kurzen „Mauschelpause“ - Original Ton Petzold-Schick - und einigen weiteren Beiträgen, brachte Grünen-Stadtrat Hartmut Schönherr die Lösung. In der vierseitigen Scoping-Stellungnahme der Stadt wurde ein Satz gestrichen. Darin hieß es, dass der Innenstadt-Tunnel die wünschenswerteste Lösung für die Stadt sei. Ohnehin werde das Regierungspräsidium alle Varianten ergebnisoffen prüfen. Für wichtiger erachteten die Redner es, dass Bruchsal eine entschlossene Eingabe beim Regierungspräsidium als Signal einbringe. Die Frist für die Eingaben endet an diesem Montag.