Skip to main content

Fußballrückrunde hat begonnen

Bruchsaler Bereitschaftspolizei: Beleidigungen gehören zu fast jedem Fußballspiel

Dass Karlsruhe, Mannheim und Stuttgart in drei unterschiedlichen Fußballligen spielen, mag mancher Fan bedauern. Für die Bruchsaler Bereitschaftspolizei bedeutet es ganz einfach: Sechs brisante Risikospiele weniger.

Feature, Sicherheitskraefte der Polizei riegeln das Spielfeld nach Spielende ab.

GES/ Fussball/ Badischer Fussball-Verband Pokal-Finale: Karlsruher SC - SV Waldhof Mannheim, 26.05.2019
Wie hier bei einem KSC-Spiel gegen den Rivalen SV Waldhof Mannheim 2019 mussten die Polizisten mit massivem Aufgebot auftreten. Foto: GES-Sportfoto GES/Helge Prang

Die Rückrunde der Fußball-Bundesliga hat begonnen. Längst gibt es keine Corona-Beschränkungen mehr. Der Ball rollt wieder vor vollen Stadien.

Vereidigung Bereitschaftspolizei
Michael Wernthaler, stellvertretender Chef der Bruchsaler Bereitschaftspolizei. Foto: Martin Heintzen

Das bedeutet aber für die Bruchsaler Bereitschaftspolizei wieder viele Einsätze an den Wochenenden.

Wo die Polizisten eingesetzt werden und wann es besonders heikel wird, erklärt Michael Wernthaler, stellvertretender Chef der Bereitschaftspolizei in Bruchsal.

Er weiß auch, warum sich die Lage für seine Kollegen mit dem neuen KSC-Stadion verbessern wird.

Die Rückrunde der Fußballbundesliga läuft. Wie sind Sie und ihre Kollegen in die heiße Phase gestartet?
Wernthaler

Ja, das normale Fußballgeschäft fängt nun wieder an. Immerhin: Dank der Winter-WM in Katar und wegen des frühen Ausscheidens der Deutschen hatten wir hier kaum etwas zu tun. Das ist bei Fußball-Weltmeisterschaften im Sommer normalerweise ganz anders. Unsere Unterstützung wurde kaum nachgefragt. Dadurch hatten wir in dieser Zeit kaum fußballbezogene Einsatzbelastungen. Das ändert sich nun natürlich wieder.

Sie sind hauptsächlich im badischen Landesteil unterwegs. Wie genau läuft das ab?
Wernthaler

Die normalen Anforderungen etwa für ein KSC-Spiel orientieren sich an der jeweiligen Gefährdungseinschätzung. Das heißt, wir sind in der Regel mit etwa 30 bis 100 Kräften zur Unterstützung der örtlichen Kollegen dort. Wir werden hauptsächlich für Spiele in der ersten, zweiten und dritten Liga angefordert.

Das bedeutet, dass wir nun auch wieder bei Spielen von Waldhof Mannheim präsent sein müssen. Generell betreuen wir Spiele aber bei Bedarf auch bis zur Oberliga. Auch dort, in kleinen Orten, kann es bei bestimmten Begegnungen hoch hergehen. Dann fordern die Kollegen vom Revier unsere Leute
zur Unterstützung an.

Apropos: Nicht jedes Spiel ist gleich. Wann rücken Sie mit mehr Kräften aus?
Wernthaler

Bei Risikospielen, bei denen wir von vornherein mit Konflikten und Gewalt rechnen, verstärken wir die örtliche Dienststelle natürlich. Dann kommen mehr Polizisten dazu. Aber auch die Reiter oder Wasserwerfer stehen dann bei Bedarf bereit. Die Einschätzung, welches Risiko vorliegt, ergibt sich meist aus der Historie und der Einschätzung der örtlichen Dienststelle. Durch langjährige Freundschaften oder Feindschaften.

Ein Beispiel: Waldhof pflegt eine Freundschaft mit Frankfurt. Wenn es gegen Offenbach geht, werden die Mannheimer von den Frankfurter Ultras unterstützt. Diese wiederum sind mit den Offenbachern verfeindet. Auch so eine Über-Bande-Freundschaft müssen wir natürlich berücksichtigen. Die Tatsache aber, dass Stuttgart, Karlsruhe und Mannheim in unterschiedlichen Ligen spielen, erspart uns in dieser Saison eine ganz Menge Risiko-Einsätze, das sind schon Mal vorneweg sechs solcher Begegnungen weniger.

Die Bereitschaftspolizisten müssen jedes Wochenende ihren Kopf hinhalten. Wie schätzen sie die Konfliktbereitschaft der Fans heutzutage ein?
Wernthaler

Wir kennen ja unsere Fanszenen. Und wir sind vorbereitet, wenn sich beispielsweise KSC und VfB bei einem Pokalspiel treffen. Unsere Beamten tragen ohnehin immer ihre Körperschutz-Ausstattung. Manchmal passieren ja Auseinandersetzungen schon auf der Anfahrt.

Das gute ist, dass das sogenannte Bermuda-Dreieck am Wildpark-Stadion in Karlsruhe dank des Neubaus entschärft wurde. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es, die Fanströme verfeindeter Mannschaft möglichst streng zu trennen. Das wird im neuen Stadion leichter sein. Im Übrigen sind unsere Stadionallianzen auch ein tolles Erfolgsrezept.

Sind die Fans nach der langen Corona-Zwangspause friedlicher geworden? Oder aggressiver?
Wernthaler

Weder noch, würde ich sagen. Nach zwei Jahren sind alle froh, dass man sich endlich wieder emotional im Stadion beteiligen darf. So möchte ich es mal ausdrücken. High-Risk-Spiele sind dabei für unsere Beamten meist sehr intensiv. Einfach weil es immer wieder Ultras gibt, für die die Polizei das personifizierte Feindbild ist. Was man sagen muss: Es gibt fast kein Fußballspiel, bei dem unsere Einsatzkräfte nicht beleidigt werden. Das gehört leider einfach dazu.

nach oben Zurück zum Seitenanfang