Skip to main content

Grundstein als Zeitzeuge

Bruchsaler Kirchengemeinde macht historischen Fund

Gruss aus der Vergangenheit: Eine Kassette in der Wand des Heidelsheimer Gemeindezentrums erinnert an die 1970er-Jahre .

Gruppe von Menschen betrachtet vor dem Altar den Inhalt der Kassette, unter anderem eine BNN.
Interessiert betrachteten den Inhalt der Kassette aus dem Grundstein Thomas Hannich, Andreas Eisenkolb, beide vom Bauausschuss und Camilla Lautenschläger, Vorsitzende des Kirchengemeinderats (hinten v.l.) sowie Hildegard und Fritz Schwedes, Herbert Manz. Foto: Martin Stock

Mitten im Getöse des Abrissbaggers machten Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde in den geborstenen Mauern des bisherigen Gemeindezentrums eine besondere Entdeckung. Herbert Manz, heute 88 Jahre, erinnerte sich an die Grundsteinlegung im Jahr 1974, an der er selbst teilgenommen hatte und an die Kassette, die man seinerzeit in die Wand des Foyers eingelassen hatte. Davor war eine mit Kupferblech überzogene Holzplatte.

Verschiedene „Zeitzeugen“ kommen hervor

Wie einen Schatz zogen die Gemeindemitglieder das Behältnis vorsichtig heraus. Mit einem kräftigen Büchsenöffner konnten sie es öffnen. Zum Vorschein kamen verschiedene „Zeitzeugen“ wie der Programmablauf der Grundsteinlegung 1974, Briefmarken, Münzen, ein Büchlein mit den Herrenhuter Losungen für 1974 (Bibelverse für jeden Tag), drei Ausgaben der Kirchenzeitung für Baden „Aufbruch“ und zwei Ausgaben der Bruchsaler Rundschau vom Wochenende 11./12. Mai 1974 und vom Tag der Grundsteinlegung am Montag, 13. Mai 1974.

Nachdem die damalige Grundsteinlegung nicht schon bei Baubeginn erfolgte, sondern mitten im Baugeschehen, konnte der Chronist oder die Chronistin mit dem Kürzel „sim“, schon genauestens über das Projekt berichten. So blieb der Nachwelt eine detailgetreue Beschreibung des Neubaus erhalten.

Eine handgeschriebene Urkunde aus der Kassette bringt Licht in die Entstehung von Gemeindehaus und Kindergarten, die inzwischen abgerissen sind und dem Erdboden gleich gemacht. Fritz Schwedes hatte sie geschrieben mit großen exakten Buchstaben.

Er war ebenfalls 1974 dabei, als der Grundstein eingelegt wurde und auch jetzt wieder bei seiner Bergung. Schwedes ist heute 95 Jahre alt. Schwedes und Manz waren zusammen mit Pfarrer Heinrich Dilk und den anderen Beteiligten damals der Überzeugung, einen zeitgemäßen Kindergarten zu bauen mit einem genügend großen Gemeindezentrum für die unterschiedlichsten Veranstaltungen. Der Bedarf war schon damals groß. Der bestehende Kindergarten platzte aus allen Nähten.

75 Kinder wurden in zwei Räumen betreut und fast 30 standen auf der Warteliste, berichtete die Rundschau. Man konnte lesen, dass alles nach modernsten Grundsätzen geplant und gebaut werden sollte. Die Verantwortlichen dachten, dass mit dem Neubau ein für allemal ausgesorgt sei. Doch heute musste man erkennen, dass die alten Gebäude ausgedient hatten und nicht zu sanieren waren und auch der Platz für die Heidelsheimer Kinder nicht ausreicht.

Zeitungen von vor fast 50 Jahren

Nachdem die bisherigen Gebäude abgerissen sind, kann nun der Neubau mit voller Kraft beginnen. Auch diesmal wird es eine Grundsteinkassette geben zum Zeugnis für künftige Generationen. Und sicher hat hier auch die BNN wieder ihren Platz, die aus unserer Zeit berichtet.

Interessiert studierten die Finder die Zeitungen, die vor fast 50 Jahren erschienen waren: Bayern München war zum dritten Mal hintereinander Deutscher Fußballmeister. Tagesmütter waren ein „kritisch beäugtes Modell“ und es gab die unvermeidliche Umfrage „Was halten Sie vom Muttertag?“

In den USA wurde der Rücktritt von Präsident Nixon gefordert. Bereits 1974 bereitete eine Entwicklung Sorge: „Es gibt zu wenig Ärzte auf dem Land!“ Und das Kaufhaus Schneider in Bruchsal lud Kinder ein zu einem Kreativ-Workshop - der damals natürlich noch nicht so hieß: „Wir bauen mit an unserer Stadt“ - Ideen von Kindern für Bruchsal. So wurde der Kassetten-Fund im Heidelsheimer Gemeindezentrum zu einem interessanten Gang durch die jüngste Geschichte und der Grundstein im Neubau wird ebenso wieder zu einem Zeugnis der heutigen Zeit.

Spenden sammeln für den Neubau

Für diesen Neubau müssen die Heidelsheimer nun noch einiges an Spenden sammeln, denn sie brauchen für den großen Saal im Gemeindehaus eine Trennwand, um bei den Gruppengrößen flexibler zu sein und sie wünschen sich einen Parkettfußboden aus Gründen der Haltbarkeit und Hygiene.

Wer hierbei helfen will, kann folgende Bankverbindung nutzen der evangelischen Kirchengemeinde Heidelsheim: DE 22 6639 1200 0000 067504 mit dem Stichwort „Spende Neubau Gemeindezentrum“.

nach oben Zurück zum Seitenanfang