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Seit Freitag dreht das Riesenrad in Bruchsal seine Runden

Bruchsaler Riesenrad: Fahrspaß in 36 Metern Höhe

Die Bruchsaler Einzelhändler sind hoffnungsvoll, die Kunden noch zögerlich. So kommt das neue Bruchsaler Riesenrad bei den Leuten an.

Bunter Blickfang: Das Bruchsaler Riesenrad ist auch von Weitem schon zu sehen und für viele ein beliebtes Fotomotiv.
Bunter Blickfang: Das Bruchsaler Riesenrad ist auch von Weitem schon zu sehen und für viele ein beliebtes Fotomotiv. Foto: Thorsten Wisser

Am Mittwochvormittag sitzt Manfred Joseph noch recht einsam in seinem Kassenhäuschen. Vor ihm stapeln sich Ein- und Zwei-Euro-Münzen in Konservenbüchsen, hinter ihm dreht das Riesenrad seine Runden – nur die Fahrgäste fehlen. Viele werfen im Vorbeigehen neugierige Blicke auf das 36 Meter hohe Fahrgestell, das seit Freitag am Kübelmarkt in Bruchsal in Betrieb ist. Einige bleiben stehen, recken die Hälse nach oben und zücken ihre Smartphones – nur einsteigen will keiner. Nachmittags und am Wochenende laufe es besser, weiß Joseph. An guten Tagen verkaufe er schätzungsweise 500 Tickets: „Wir kommen schon zurande.“

Fahrspaß unter Corona-Auflagen

Dann will tatsächlich einer mitfahren: „So ‘nen Maulkorb müssen sie anziehen“, ruft der 63-Jährige dem Mann zu, der auf das Kassenhäuschen zusteuert. Rund um das Riesenrad gilt wegen Corona Maskenpflicht, in der Gondel darf man den Mundschutz abziehen. Wer einsteigen will, muss sich die Hände desinfizieren und seine Kontaktdaten in eine Liste eintragen. „Ich fahre nur Ihnen zuliebe mit“, sagt Christof Haendel (54) zum Kassierer.

Die Schausteller müsse man zwar unterstützen, die Corona-Auflagen findet er aber „abschreckend“. Seine persönlichen Daten rauszurücken für gut fünf Minuten Fahrspaß – für ihn ein No-Go. Und trotzdem: Das Riesenrad sei eine „sehr gute Idee“, findet der Bruchsaler: „Ich werde nicht nur einmal mitfahren.“

Eine Runde im Riesenrad nach der Wanderung: Silke Hiller (67), Bernd Milbich (63), Rosi Milbich (58), Erika Dürr (68) und Siegfried Dürr (70) fahren mit
Eine Runde im Riesenrad nach der Wanderung: Silke Hiller (67), Bernd Milbich (63), Rosi Milbich (58), Erika Dürr (68) und Siegfried Dürr (70) fahren mit Foto: Marie Orphal

Vor dem Kassenhäuschen warten schon die Nächsten: Bernd Milbich ist mit vier Freunden von Heidelsheim nach Bruchsal gewandert. Statt sechs sind in Pandemie-Zeiten nur vier Personen pro Gondel erlaubt. Kein Problem für den 63-Jährigen, der ohnehin lieber alleine die Aussicht genießt: „Dann kann ich in Ruhe Fotos machen.“

Kilian (12), Resa (10) und Benny Oehde (42) sitzen in der Gondel des Riesenrads
Zu Besuch in Bruchsal: Kilian (12), Resa (10) und Benny Oehde (42) genießen die Fahrt mit dem Riesenrad. Foto: Marie Orphal

Die Schule für Erzieherinnen, das Sancta Maria, das Gymnasium St. Paulusheim, das Bürgerzentrum oder das Rathaus: In luftiger Höhe gibt es einiges zu entdecken. „Von oben sehen die Autos und Menschen aus wie Spielzeug“, berichtet Resa Oehme (10), die sich mit ihrem Bruder Kilian (12) und ihrem Vater Benny (42) eine Gondel teilt. Die Familie aus Oldenburg ist zurzeit zu Besuch bei den Großeltern, die in Bruchsal leben. Die Oma steht unten und winkt – Höhenangst.

Einzelhändler hoffen auf mehr Laufkundschaft

Das Riesenrad, das vier Wochen lang auf dem Otto-Oppenheimer-Platz steht, soll Leben nach Bruchsal und Laufkundschaft in die Geschäfte bringen. Funktioniert das? „Es bringt Frequenz in die Stadt“, bestätigt Bärbel Mangei, Geschäftsführerin von Betten-Mangei in der Kaiserstraße. An ihre Kunden will sie demnächst Gutscheine für eine Fahrt mit dem Riesenrad verschenken. Auch Andreas Lacroix, Chef des Schuhhauses Berg, will solche Bonuskarten verteilen. „Das Riesenrad ist Gold wert“, schwärmt der Einzelhändler. Am Samstag sei die Stadt so voll gewesen wie vor Corona-Zeiten: „Da hat die Kasse geklingelt.“

Obwohl die Fußgängerzone deutlich belebter sei, seien bisher nicht mehr Kunden gekommen, berichtet dagegen Handan Kaman, stellvertretende Filialleiterin des Modehauses Jost. Aber: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Ähnliche Erfahrungen hat Barbara Aydt, Geschäftsführerin des Juweliers Aydt, gemacht: Die Straßen seien durch das Fahrgeschäft zwar voller, der Laden dagegen nicht. Und trotzdem: „Über das Riesenrad habe ich mich unheimlich gefreut.“

Einzig ein Imbiss neben dem Fahrgeschäft fehlt aus ihrer Sicht. Rund 400 Meter weiter, vor dem Modehaus Jost, verkauft die Schaustellerfamilie Alt Bratwürste, Lebkuchenherzen, Popcorn und gebrannte Mandeln an hungrige Besucher. „Das Riesenrad lockt viele Leute an“, freut sich Chefin Ingrid Alt. Um die Durchfahrtsstraße frei zu halten, dürften sie zwar nicht direkt neben dem Rad stehen. Für die Familie kommt die Attraktion in Bruchsal dennoch wie gerufen: „Für uns sind es die ersten Umsätze seit Weihnachten“, so Alt.

Service

Noch bis Sonntag, 1. November, dreht das Riesenrad auf dem Otto-Oppenheimer-Platz täglich von 11.30 bis 20 Uhr seine Runden. Eine Fahrt kostet für Erwachsene fünf Euro, Kinder zahlen drei Euro. Rund um das Riesenrad soll es Aktionen wie eine Weinprobe in der Gondel, einen Familientag oder eine Stadtführung mit anschließendem Blick von oben geben.



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