Noch ist das Lager voll bei Florian Pfeifer. Der Bruchsaler Kaffee-Unternehmer will Platz schaffen. Es geht um stolze zehn Prozent seines gesamten Lagers, das in der kommenden Woche seinen Weg zu den Helfern der Stunde finden soll, zu Ärzten, Pflegern und all jenen, die im Moment an der Corona-Front stehen.
Und das Ganze gratis. Das gehöre zur DNA des Start-up-Gründers, dessen größter Gegner dabei die Bürokratie ist.
„Ich wollte auch etwas an das Impfzentrum in Karlsruhe spenden“, berichtet Pfeifer. Aber da gab es Probleme, angefangen bei der Suche nach einem Ansprechpartner.
Soziales Engagement für Gründer wichtig
Und dann seien das ja Beamte, die dürften das im Zweifel gar nicht annehmen. „Da wird man drauf vereidigt.“ Pfeifer weiß, wovon er spricht, war selbst Finanzbeamter, eher er 2018 notariell und 2019 dann auch de facto sein Unternehmen „Café del Rey“ gründete. Von Beginn an war dabei das soziale Engagement eine Säule der Firma. Der Impuls sei über die Lebenshilfe gekommen, zu der Pfeifer schon länger Kontakt hatte.
„Es gab da einen Mann, der immer zu jedem Hallo gesagt hat. Ich habe ihn einmal am Bahnhof getroffen, da hatte er auch jeden gegrüßt. Die Leute hatten sich alle von ihm abgewendet. Das war für mich dieser Moment, der ausschlaggebend war.“
Es sei darum gegangen, „dass Menschen nicht diskriminiert oder zu Randgruppen werden, die einfach freundlich und nett sind“. Und so habe er eben auch diesen sozialen Ansatz, arbeite mit der Lebenshilfe zusammen, ist zudem Sponsor im Sport, gerade auch beim Inklusionssport.
Zudem unterstützt er den Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen. Hier war auch ein Inklusionsspiel geplant, von Café del Rey mitgesponsert, dessen Einnahmen dem guten Zweck zugute kommen sollten. Wegen Corona fand dies jedoch nicht statt.
Pfeifers Mutter war vor kurzem Patientin
Die Aktion nun gelte vor allem den Vidia-Kliniken in Karlsruhe. Dort war seine Mutter vor kurzem behandelt worden – nicht wegen Corona, wie er betont. „Das Personal hat sich da viel Zeit genommen. Diese Leute bekommen im Moment von allen Seiten Druck. Man muss die Aufmerksamkeit auf diese Menschen richten, die seit Jahren am Limit sind und dabei hilfreich und freundlich, trotz allem.“
Am Dienstag rollen deshalb rund 100 Kilogramm Kaffee an, der normalerweise 25,50 Euro das Kilo kosten würde. Es ist Kaffee, der aufgrund der Corona-Krise teilweise als Weihnachtsgeschenk storniert worden war. „Die Unternehmer hatten gesagt: Wir müssen gerade selbst über die Runden kommen“, berichtet Pfeifer. Und so habe er die Wahl gehabt: Das Lager voll lassen und den Kaffee irgendwann nicht mehr ganz so frisch zu verkaufen.
Oder den Kaffee in Top-Qualität zu verschenken. Pfeifer entschied sich für Letzteres. „Wenn ich einmal Kinder habe, dann möchte ich, dass sie die Erde so vorfinden oder besser als ich“, beschreibt er seine Lebenseinstellung.
Nachhaltigkeit ist generell wichtig bei „Café del Rey“
Dazu gehöre auch der Nachhaltigkeitsgedanke beim Kaffee selbst. Der ist zwar nicht biozertifiziert, das aber vor allem deshalb, „weil damit eh Schindluder getrieben wird“, sagt Pfeifer. „Für unseren Kaffee wird kein Regenwald gefällt.“ Verpackungen sind biologisch abbaubar, der Transport sei klimaneutral, man habe im vergangenen Jahr deshalb rund 500 Bäume gepflanzt.
Es ist ein Konzept, das vor allem während der Corona-Krise Beachtung findet. „Die Leute setzen sich mehr mit ihrem Kaffee auseinander, jetzt wo sie im Homeoffice sind“, sagt Pfeifer. Einzig die wenigen Zuschauer beim Partner SV Sandhausen schmerzen ein wenig. „Ich hätte selbst nicht geglaubt, wie viel Kaffee in einem Stadion getrunken wird“, sagt Pfeifer. „Das ist im Vip-Bereich mehr als Bier.“
Nach Corona, so viel sei klar, möchte er weiter denken, größer denken. Mit eigenen Cafés, mit Expansion ins Ausland. Und natürlich mit vielen weiteren sozialen und grünen Projekten. So wie seiner Spende an die Helden der Stunde.