Für die 30-jährige Bruchsalerin Yasemin Ameti war die Teilnahme bei der TV-Abnehmshow „Leben leicht gemacht – The Biggest Loser“ das Beste, was ihr passieren konnte. „Alleine hätte ich das nicht geschafft“, sagt sie. „Es war eine unglaublich schöne Zeit, ich realisiere noch immer nicht richtig, dass ich da dabei war.“
Dass sie bis ins Halbfinale kommt, hätte sie nicht gedacht. „Wir sehen uns eh in zwei Wochen wieder“, lautete die Ansage gegenüber ihren Handball-Kolleginnen der Spielgemeinschaft Bruchsal-Untergrombach. Auch ihr Bruder rechnete damit, dass sie vielleicht fünfzehn oder maximal 23 Kilogramm abnehmen würde. Als sie dann wieder bei der Familie ankam, hätten alle vor Freude geheult.
Von 120,6 Kilogramm verringerte sie ihr Gewicht bis zum Finale auf 73,5 Kilogramm, nahm insgesamt 47,1 Kilogramm ab, was rund 39 Prozent ihres Körpergewichts entspricht. Inzwischen hat sie wieder etwas zugenommen, aber die rund 78 Kilogramm hält sie.
Wie Ameti ihr Gewicht aktuell hält
Ihr Geheimrezept? „Sich sechs Tage vom Essen her halten und einen Tag etwas gönnen“, verrät die Bruchsalerin der Redaktion bei einer Latte Macchiato in ihrem Lieblingscafé Freiraum. Zweimal pro Woche hat sie Handball-Training, am Wochenende ein Spiel und einmal geht sie in einen Fitnesskurs in Forst.
Nach dem Finale, bei dem sie auch Freunde und Familie begleiteten, haben sie und die anderen sich erst einmal einen Podolski-Döner gegönnt. „Das musste einfach sein“, so Ameti. Beim Finale selbst trug sie Stöckelschuhe. „Das ist ja eigentlich gar nicht meins, aber man sieht einfach größer aus“, erklärt sie. Das Outfit durften alle Kandidaten behalten.
Bei dem Abnehmcamp lernte die Bruchsalerin in den elf Wochen auf Naxos viele Freunde kennen, die sie auch heute noch regelmäßig trifft – dann fährt sie nach Köln und Hamburg, aber alles mit dem Auto, denn sie hasse Zugfahren. Auch mit ihrem Trainer Ramin Abtin habe sie weiterhin Kontakt, in seiner Kampfsportakademie habe sie oft trainiert. Sie beschreibt ihn als äußerst nett und herzlich.
Einige schöne, witzige und auch traurige Szenen wurden im Fernsehen nicht gezeigt. Zum Schluss sei alles emotionaler gewesen. Als Dilan beispielsweise das Camp verlassen musste, habe die 30-Jährige zwei Tage lang geweint. Benni kenne sie zum Beispiel seit dem Casting am 18. Juni, seither sei er ein guter Kumpel und wie ein großer Bruder für sie. „Er ist mir so ans Herz gewachsen“, schwärmt die Halbfinalistin.
Zu Beginn der Staffel sei Ameti noch etwas ruhiger gewesen, weil sie sich erst einmal an die Kameras gewöhnen musste. Danach konnte sie schon sie selbst sein. Überrascht habe sie, wie sehr man ihren Dialekt im Fernsehen hörte. Ihr Handy vermisste sie übrigens nach einer Woche nicht mehr. Durch das ganze Programm sei sie ohnehin nicht dazu gekommen.
Nur begrenzt durften die Teilnehmer Nachrichten mit der Familie austauschen. Auch von Corona habe sie in der Zeit wenig mitbekommen. Die einzelnen Abnehmerfolge realisierten die Campteilnehmer vor Ort gar nicht so sehr, da es keine Ganzkörperspiegel gab.
Ihr Leben hat sich durch die Fernsehsendung grundlegend geändert. Sie selbst glaubt manchmal noch nicht, dass sie in diesem Körper steckt und denkt vom Kopf her noch immer, dass sie dick ist. Am vergangenen Wochenende spielte sie mit ihrer Handballmannschaft in der Bezirksliga gegen Birkenfeld.
Bei dem Sieg spielte Ameti statt wie früher im Tor im Feld und erzielte ein Tor. „Dass ich jetzt im Feld spiele, 60 Minuten durchrennen und auch mal einen Konter laufen kann – das ist mein persönliches Highlight“, so die Handballerin, die zuletzt in der Jugend im Feld spielte.
Eine erneute Teilnahme bei einer Fernsehshow plant Ameti nicht. „Ich lege erst mal eine TV-Pause ein“, sagt sie. Und beispielsweise eine Kochshow käme für sie gar nicht in Frage. Im Camp gab es daher den Deal, dass sie für Fabian die Wäsche machte und er für sie kochte. Mit ihm habe sie sich richtig gut verstanden, immer wenn sie von ihm spricht, habe sie einfach ein Grinsen auf dem Gesicht.
„Ich hatte im Camp viel zu viele Sommerkleider dabei. Wenn jemand die Insel verließ, hat er den Restlichen die Jacke gegeben“, erinnert sie sich.
Was sie dort besonders vermisste, war Fleisch. Etwa drei Wochen lang habe sie sich Hähnchen gewünscht, bis es das dann endlich gab. Ein fleischloses Leben wäre nichts für sie.
Mit der neuen Figur fällt das Einkaufen leichter
Bis Mai möchte die Bruchsalerin ihre Weiterbildung zur Fachkraft Lagerlogistik abschließen und dann idealerweise bei einem Unternehmen in Bruchsal oder Umgebung anfangen. Vorher sei sie schon einmal weit für den Job gefahren. Ameti arbeitet gerne mit Männern. „Das macht Spaß und ist unkompliziert. Staplerfahren kann ich übrigens richtig gut“, erklärt sie.
Mit ihrer neuen Figur komme Ameti alles viel leichter vor. Auch eine Wanderung sei nun kein Problem mehr. „Man kann alles machen, das ist toll“, strahlt die 30-Jährige. Beim Einkaufen findet sie inzwischen auch auf Anhieb Klamotten und werde immer mal wieder auf der Straße erkannt.
Das sei für sie etwas komplett Ungewohntes, aber auch Schönes. Und beim Shooting für diesen Artikel sagt der Wirt ihres Lieblingscafés: „Bauch einziehen!“. Darauf Ameti: „Welcher Bauch? Ich habe doch keinen mehr.“