Nur zum großen Nachbarn zog es die Büchenauer. Spöck oder Neuthard kamen für die Verbindung nicht in Frage. Als klar war, dass die Gemeinde nicht mehr selbstständig bleiben konnte, weil in Baden-Württemberg das Fusionsvirus ausgebrochen und kaum zu stoppen war, da sagte man Ja zur Eingemeindung nach Bruchsal.
Vor 50 Jahren war es soweit. Am 1. Juli 1972 wurde Büchenau ein Stadtteil von Bruchsal. Zum gleichen Zeitpunkt gab es weiteren Zuwachs durch die Eingliederung von Helmsheim. In diesem Kraichgauort sagten bei einer Abstimmung 78 Prozent Ja zum großen Nachbarn, bei einer Wahlbeteiligung von 52 Prozent.
Die Büchenauer zog es damals mit mehr Zustimmung Richtung „Noch-Kreisstadt“. „Bei einer Beteiligung von 90 Prozent waren 91 Prozent dafür, sich der Stadt anzuschließen“, erinnert sich Marika Kramer (CDU), die heutige Ortsvorsteherin.
Mitte der 1900 kommt es zu einigen Gebietsreformen so auch in Bruchsal
In der Landesplanung von Baden-Württemberg war für das katholische Büchenau ein Zusammengehen mit dem evangelischen Spöck vorgesehen. Doch die Heirat dieser Nachbarn wäre schwierig geworden, damals.
Im Jahr 1968 wurde die Gebietsreform angestoßen. Die Stadt Bruchsal hatte bis 1972 Unter- und Obergrombach eingemeindet und mehr Appetit auf neue Stadtteile. Doch Forst entzog sich den Umarmungen ebenso wie Karlsdorf. Heidelsheim blieb noch bis 1974 auf einem eigenständigen Kurs, bevor es sich doch Bruchsal anschloss.
Damals wünscht man sich einen überdachten Platz fürs Feuerwehrauto
Helmsheims Ortsvorsteherin Tanja Grath (FWV) betont, dass ihr Ort mit Stolz auf die Entwicklung zurückblicke. Nicht anders sieht es Marika Kramer: „Und deshalb haben wir uns in beiden Stadtteilen aus eigenem Antrieb entschlossen, gemeinsam in der Mitte die Eingemeindung zu würdigen.“
Am Freitag, 8. Juli, kommt es am Belvedere (oder bei schlechtem Wetter im Schönborn-Gymnasium) um 19 Uhr zu einer Veranstaltung, bei der Bernd Doll spricht. Der frühere Oberbürgermeister verhandelte damals als noch als junger Beamter im Rathaus die Eingliederungsverträge.
Büchenau wünschte vor 50 Jahren eine Mehrzweckhalle, Tennisplätze oder einen Fuß- und Radweg nach Bruchsal. In Helmsheim standen auf dem Wunschzettel: Restkanalisation, Friedhofshalle, Unterstellmöglichkeit für das Feuerwehrauto und eine Erweiterung des Kindergartens.
Heutige Sorgen: Arzt im Ort und Einkaufsmöglichkeiten
Das alles wurde abgearbeitet – und vieles kam hinzu. Heute plagen die Einwohner wieder andere Sorgen. Die nicht so leicht gelöst werden können, wie Tanja Grath berichtet.
„Es gibt in Helmsheim seit zwei Jahren keinen Arzt mehr. Dank Stadtbahnanbindung wollten viele zu uns ziehen. Doch viele brachliegende Bauplätze werden nicht genutzt oder verkauft. Eine Tagespflegestätte für Senioren oder ein Bikepark für Jugendliche sind gewünschte Projekte der Generationen.“
In Büchenau fehlt es an Kindergartenplätzen und vor allem an einem Ganztagsangebot, sagt Ortsvorsteherin Kramer. Daran wird gearbeitet und ein Erweiterungsbau kommt. Schon wer an Büchenau vorbeifährt, bemerkt die Bauentwicklung, die Infrastruktur mit sich gebracht hat.
In Form von Discounter, Bäcker und sogar einem Postladen, der von Auswärtigen gern angefahren wird: Dazu gibt es noch einen Arzt und einen Zahnarzt sowie einen weiteren Bäcker im Ort. Büchenau hatte Ende 2020 über 3.800 Einwohner, Helmsheim 2.300 und ganz Bruchsal über 45.000.