„Frieden und Versöhnung“ hatte sich die Stadt Bruchsal für den Bürgerempfang am Samstagabend auf die Fahnen geschrieben.
Rund 500 Bruchsaler, Gäste aus den Umlandsgemeinden und aus den Partnerstädten der Barockstadt hatten sich zu der Traditionsveranstaltung im Bürgerzentrum eingefunden. Dieses war festlich geschmückt.
Passend zum Thema des Bürgerempfangs hing über der Bühne des Rechbergsaals ein Blumenkranz in Form eines Peace-Zeichens von der Decke.
OB Petzold-Schick thematisiert Krieg, Energiekrise und Unterbringung Geflüchteter
Bei diesem Friedenssymbol allein sollte es an diesem Abend aber nicht bleiben. So thematisierte Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (parteilos) in ihrer Rede den Ukraine-Krieg. „Klar ist, dass es Verhandlungen braucht“, sagte die Rathauschefin und fügte an: „Für die Verletzung der Souveränität eines anderen Landes darf es aber auch keine Belohnung geben.“
Petzold-Schick sprach im Folgenden über die Herausforderungen des vergangenen Jahres. Die Unterbringung Geflüchteter aus der Ukraine, Energiekrise und Katastrophenschutz kamen zur Sprache. Jeden Redepunkt verband die Oberbürgermeisterin mit einem Schlagwort.
Die Anfangsbuchstaben jedes dieser Schlagworte waren auf der Bühne als Luftballons platziert. Diese zog Petzold-Schick im Laufe ihrer Rede zusammen und ordnete die Ballons neu, sodass am Ende das Wort „Frieden“ über der Bühne schwebte.
Lesung aus dem Projekt „Stadtgeschichten“
Der Rede der Oberbürgermeisterin war ein Auftritt der Stadtkapelle Heidelsheim unter Leitung von Manfred Hildebrand und eine Lesung aus dem aktuellen Theaterprojekt „Stadtgeschichten“ der Badischen Landesbühne vorausgegangen.
Thilo Langer und Lukas Maria Redemann berichteten dabei unter anderen von der Lage Bruchsal zum Ende des Zweiten Weltkriegs, als Tod und Zerstörung die Barockstadt ereilt hatten. Verbunden mit aktuellen geopolitischen Ereignissen scheinen diese Berichte aktueller den je, urteilte später Petzold-Schick.
Um „Frieden und Versöhnung“ sollte es dann auch bei einem Podiumsgespräch gehen, das von Martin Bensinger moderiert wurde. Zuvor hatten die Tänzerinnen der Gruppe „Flamenco Bravo“ andalusischen Flair verbreitet.
Bensinger bat für die Diskussionsrunde Oberbürgermeisterin Petzold-Schick, Oberst Lutz Nikolaus Neumann aus der General-Dr.-Speidel-Kaserne, Christel Henecka von der Projekthilfe Uganda, Rüdiger Czolk als Sprecher der Friedensinitiative Bruchsal und Steffen Heil von der Auerbach Stiftung, die sich für Geflüchtete aus der Ukraine engagiert auf die Bühne.
Bertrand Courot, Bürgermeister der französischen Partnerstadt Sainte-Ménehould, vervollständigte das Podium. Courot war es auch, der für die inhaltlichen Akzente der Diskussion sorgte.
„Ich bewundere Deutschland dafür, dass es trotz seiner Vergangenheit die Ukraine mit Waffen unterstützt“, erklärte der Franzose, der unweit der ehemaligen Frontlinie des Ersten Weltkriegs lebt.
Verdun sei nur einen Katzensprung von Sainte-Ménehould entfernt. Größtes Leid habe sich dort zugetragen. „Und doch sind wir hier heute als Freunde zusammen“, sagte Courot. Das zeige, dass auch Russen und Ukrainer sich eines Tages wieder die Hand reichen könnten.
Heute sind wir hier als Freunde zusammen.Bertrand Courot, Bürgermeister von Sainte-Ménehould
Diese Botschaft untermauerte der Chor des Bruchsaler Gymnasiums St. Paulusheim anschließend mit dem Lied „I have a dream“ von Mary Donnelly. Der Song aus dem Jahr 1989 wurde als Friedensbotschaft und als Aufruf zur Völkerverständigung geschrieben.
Nach Ende des Bühnenprogramms hatten die zahlreichen Besucher des Bürgerempfangs Gelegenheit, sich an Ständen im Ehrenbergsaal über verschiedene Vereine und Projekte zu informieren. An den Ständen der Bruchsaler Friedensinitiative, der Cameroonian Community Bruchsal oder der UNESCO-Arbeitsgemeinschaft waren Möglichkeiten für Austausch und Diskussion geboten.
„Ich finde, hier sieht man wie bunt und facettenreich Bruchsal ist“, fand Besucherin Henrietta Faber. Der Bruchsaler Thomas Kasper übte Kritik am diesjährigen Bürgerempfang. „Die Stadt sollte den Bürgerempfang nicht zu einer Plattform des politischen Streits verkommen lassen. Aktivisten sollten hier keine Plattform bekommen“, so Kasper, der damit auf die Präsenz der Bruchsaler Friedensinitiative anspielte.