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Besichtigung am 7. Mai

Bürgerstiftung rettet mit ehrenamtlichem Einsatz die historische Zehntscheuer in Karlsdorf

Eine Bürgerstiftung hat Spenden gesammelt, um eines der ältesten Gebäude in Karlsdorf zu erhalten. Nach der Sanierung soll die Zehntscheuer von einem Abbruchprojekt zu einem Schmuckstück in der Gemeinde werden.

Gebäude mit Baugerüst
Der Abbruch war schon beschlossen: Mit bürgerschaftlichem Engagement und Spenden wurde die Karlsdorfer Zehntscheuer aus dem frühen 18. Jahrhundert als historisch wertvolles Gebäude erhalten. Jetzt wird das sanierte Gebäude eröffnet. Foto: Dietrich Hendel

Die Entscheidung im Gemeinderat von Karlsdorf-Neuthard war schon gefallen: Das alte Gemäuer, unweit der Kirche in Karlsdorf, die ehemalige Zehntscheuer, wird abgerissen.

Ein Unternehmer hatte das Grundstück erworben und beabsichtigte, dort Wohnungen zu bauen. Pläne dafür legte er der Gemeinde vor, der Gemeinderat gab dem Vorhaben seine Zustimmung. Das war im Februar 2015, berichtet Bürgermeister Sven Weigt (CDU).

Zehntscheuer ist eines der ältesten Gebäude in Karlsdorf

Die Zehntscheuer, im frühen 18. Jahrhundert errichtet, ist eines der ältesten Gebäude in der Gemeinde. Sie ist älter als das 1813 gegründete Altenbürg, das zu Karlsdorf wurde. Altenbürg war zur Zeit des Fürstbischofs Damian Hugo von Schönborn ein wichtiger Ökonomiehof, weisen verschiedene Quellen aus.

Es war nicht zuletzt ein Bericht dieser Redaktion, der nach dem Beschluss zum Abbruch den historischen Wert des Gebäudes herausstellte und die Menschen im Ort für die Erhaltung und Sanierung der Scheune sensibilisierte. Im Gemeinderat änderte sich die Auffassung dahingehend, dass dieses historische Gebäude erhalten werden müsse.

Gebäude ist seit den 1980er Jahren unter Denkmalschutz

In den 1980er Jahren hatte das Landesdenkmalamt das Gebäude in den Denkmalschutz aufgenommen. Ein Abbruch war damit eigentlich gar kein Thema, obwohl damals die Meinung vorherrschte, dass das Gebäude nicht öffentlich nutzbar wäre.

Schließlich erwarb die Gemeinde Karlsdorf-Neuthard, nachdem der Eigentümer auf sein geplantes Projekt verzichtet hatte, Gebäude und Gelände.

Die Scheune ist das Kapital, das die Gemeinde in die Bürgerstiftung eingebracht hat
Sven Weigt, Bürgermeister in Karlsdorf-Neuthard

Der Schutz für das historische Gebäude eröffnete den Weg zu Zuschüssen vom Land. Das Areal wurde ins Sanierungsprogramm aufgenommen. Mehrere Initiatoren gründeten eine Bürgerstiftung als Verein, mit deren Hilfe das Kapital besorgt wurde, die Zehntscheuer zu erhalten. „Die Scheune ist das Kapital, das die Gemeinde in die Bürgerstiftung eingebracht hat“, sagt Weigt. Die regelmäßige Nutzung soll für Erträge sorgen, mit denen die Unterhaltung gesichert wird.

Die Stiftung sammelte für den Start des Sanierungsvorhabens Gelder, die als zweckgebundene Spenden an die Gemeinde flossen. Als die Entscheidung gefallen war, das Objekt zu erhalten, war zugleich klar, dass es ganzjährig als Veranstaltungsort genutzt werden müsse, um durch die unterschiedlichen Veranstaltungen das Geld einzubringen, das das Projekt weitertragen sollte.

Der Einsatz der Bürgerstiftung, die Zehntscheuer zu erhalten, war erfolgreich. Alsbald begann die Sanierung, bei der viele freiwillige Helfer ehrenamtlich mitwirkten. Gemeinsam wurden unter anderem die Ziegel abgedeckt.

Nachdem der Dachstuhl restauriert war, erhielt der Bau wieder sein historisches Dach aus Biberschwanzziegeln. Danach ging es an die Innenrenovierung, wobei die vorhandenen Innenwände entfernt und die Bodenplatten neu gegossen wurden.

Die Bürgerstiftung hielt ihre Mitgliederversammlung – die erste Nutzung des Gebäudes – in der Zehntscheuer ab. Der Hauptbau wurde durch einen Anbau ergänzt, und schließlich wurden die Fußbodenheizung installiert und der Estrich gegossen, ehe der „Feinausbau“ begann. Die Verpflichtung von Bürgermeister Sven Weigt für seine dritte Amtszeit ließ schon mal erkennen, wofür das Gebäude nutzbar sein könnte.

Aus heutiger Sicht wäre es ein großer Fehler gewesen, dieses wertvolle Gebäude abzubrechen.
Sven Weigt, Bürgermeister in Karlsdorf-Neuthard

Bei knapp 2,4 Millionen Euro steht derzeit der Kostenplan. Dieses Geld soll für die Fertigstellung ausreichen. Die Finanzhilfe, die das Land Baden-Württemberg beisteuerte, macht 1,2 Millionen aus, und der Denkmalschutz beteiligte sich mit 140.000 Euro.

„Aus heutiger Sicht“, betont der Bürgermeister, „wäre es ein großer Fehler gewesen, dieses wertvolle Gebäude abzubrechen“. Mit Hilfe eines großen bürgerschaftlichen Engagements sei es gelungen, aus der abbruchreifen Scheune ein Schmuckstück zu machen.

Service

Die sanierte Zehntscheuer wird am Mittwoch, 3. Mai, 16 Uhr, im Beisein der Landesministerin für Landentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi, mit geladenen Gästen eröffnet. Der Bevölkerung präsentiert sich die Zehntscheuer am Sonntag, 7. Mai, 14 bis 21 Uhr, mit einem vielfältigen Programm.

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