Die allgemeine Impfpflicht ist vom Tisch, die Masken sind gefallen. Demonstriert wird montags in Bruchsal weiterhin. „Themen gibt es noch genug“, sagt Andreas Jendrusch, Organisator der Montagsdemos in Bruchsal. Am Ostermontag hatten sich so um die 130 Menschen am Otto-Oppenheimer-Platz versammelt um weiter gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren.
„Es gibt noch immer eine einrichtungsbezogene Impfpflicht. Ab diesen Juni soll es einen europäischen Impfpass geben und Immobilienbesitzer werden ab 2024 mit dem geplanten Lastenausgleich zur Kasse gebeten“, zählt Jendrusch auf.
Mit Pauken und Trommeln zogen die Demonstranten alsdann durch die Innenstadt zum Bahnhof und wieder zurück. Dabei war der Sound mitunter so laut, dass die Parolen der Demonstrationsteilnehmer fast nicht zu hören waren. „Bruchsal steht auf für Demokratie und Menschenrechte, für Familie und Freunde, für Frieden und Liebe“, versuchte ein als „Superman“ verkleideter Teilnehmer sich mit einem Megaphon Gehör zu verschaffen. Die Gäste der Straßencafés blieben sitzen.
Die angereisten Teilnehmer aus Pforzheim hatten dort bereits am Morgen vor einer Arztpraxis demonstriert, weil in dieser auch Kinder und Säuglinge geimpft werden. Eine Teilnehmerin berichtete von einer friedlichen Aktion, die beeindruckt habe. Eltern sprachen gegenüber den BNN von einer belastenden Situation für die Kinder. Die Praxismanagerin empfand die Stimmung als teilweise sehr aggressiv. Zudem sei die Praxis üblen Anfeindungen auf verschiedenen Kanälen ausgesetzt.
Zahl der Demonstranten ist seit Jahresbeginn rückläufig
Seit Mitte Januar werden die Montagsdemonstrationen angemeldet, berichtet Nina Schüßler vom Ordnungsamt der Stadt Bruchsal. Nach den unangemeldeten Spaziergängen und Kerzenläufen hatte die Stadt Ende Dezember mit einer Allgemeinverfügung ein Versammlungsverbot für unangemeldete Aktionen erlassen. Diese war bis Ende Januar gültig.
In der Spitze Ende Januar nahmen bis zu 550 Menschen an den wöchentlichen Demonstrationen teil, seither sei die Zahl rückläufig. „Mit einem Ausreißer am 6. April, also dem Tag vor der Entscheidung über die Impfpflicht. Da waren es so um die 380 Teilnehmer“, sagt Schüßler.
Bei der Abschlusskundgebung auf dem Oppenheimer-Platz sprachen sich die Redner unter anderem für Frieden aus. Ein 87-jähriger ehemaliger Lehrer kritisierte die grünen Pazifisten, die sich zu Kriegstreibern entwickelt hätten und sogar schwere Waffen in die Ukraine liefern wollten. Als bekennender Christ habe er sich über die vergangenen Kartage Gedanken gemacht, sagte er. „Kar bedeutet Leiden. Wir haben jetzt zwei Karjahre hinter uns“, so sein Fazit. Glücklicherweise sei der Kelch der Impfpflicht „an uns“ vorübergezogen, sagte er. Viel und lautstarken Applaus erntete er ebenfalls für seine Einschätzung über das krank machende System oder die angeblich „gleichgeschalteten Medien“.
Demonstrationen sollen zukünftig mittwochs stattfinden
Ein anderer sprach sich gegen ein Regime aus, das die Ukraine angreife, aber auch gegen ein System, das Putin an die Wand drücke. Alle müssten zusammenhalten und zusammenarbeiten für den Frieden. Zudem seien Krieg oder der Klimawandel nicht die eigentlichen Probleme, vielmehr gebe es ein soziales Problem, das niemand thematisiere, so der Redner.
Am kommenden Montag werde erneut demonstriert, kündigte Jendrusch an. Voraussichtlich ab Mitte Mai würden die Demonstrationen aus organisatorischen Gründen auf den Mittwoch gelegt.