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Wirtschaftliche Folgen

Coronavirus für Firmen aus Bruchsal eine große Herausforderung

Das Coronavirus infiziert auch die international agierenden Firmen in Bruchsal. SEW-Eurodrive betreibt Standorte mitten im chinesischen Krisengebiet, die langsam wieder in den Alltag zurückkehren. Auch John Deere und Blanco greifen zu strikten Vorgaben, um etwa Lieferengpässe zu vermeiden.

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Globale Auswirkungen: Das Bruchsaler Unternehmen SEW-Eurodrive hat in China 4.500 Mitarbeiter. Seit Mitte Februar arbeiten die chinesischen Angestellten wieder - unter bestimmten Vorkehrungen. In der besonders betroffenen Region Wuhan stehen die Standorte weiterhin still. Foto: dpa

Das Coronavirus beschäftigt auch die international agierenden Firmen in Bruchsal. SEW-Eurodrive betreibt Standorte mitten im chinesischen Krisengebiet, die langsam wieder in den Alltag zurückkehren. Auch John Deere und Blanco greifen zu strikten Vorgaben, um etwa Lieferengpässe zu vermeiden.

Was sich gerade bei Bruchsaler Firmen abspielt, ist für Stefan Huber neu. Während der Sars- oder Vogelgrippen-Epidemie hätten die Unternehmen keine so weitreichenden Vorsichtsmaßnahmen getroffen wie in der jetzigen Corona-Krise, betont der Leiter der Regionalen Wirtschaftsförderung Bruchsal.

Ihn erreichen zunehmend Fragen wie „Wozu sind wir verpflichtet?“ oder „Was sollen wir tun?“. Die Auswirkung der Epidemie trifft vor allem international agierende Firmen der Region mit Standorten oder Zulieferern in Risikogebieten.

China ist für den Antriebstechnik-Hersteller SEW-Eurodrive mit Hauptsitz in Bruchsal der größte Einzelmarkt außerhalb Europas.

„In der am stärksten betroffenen Region Wuhan haben wir 160 Angestellte, in China insgesamt 4.500. Seit dem Coronavirus-Ausbruch ist allen Beschäftigten die Reise in die Volksrepublik untersagt – das gleiche gilt für Flüge von Mitarbeitern aus China nach Deutschland“, erklärt der Pressesprecher von SEW-Eurodrive, Stefan Brill. Zudem verlegte das Unternehmen alle für März geplanten Schulungen von chinesischen Kollegen in der Bruchsaler Zentrale.

SEW hat Standort im italienischen Risikogebiet

Bis Mitte Februar blieben die vier Fertigungswerke, die sieben Montage- und Service-Standorte und über 50 Technische Büros in China geschlossen. Dann wurde die Arbeit – außer in der Provinz Wuhan – wieder mit reduzierter Personenzahl aufgenommen.

Doch SEW hat auch einen Standort in der Stadt Solaro, die in der Lombardei liegt – und damit mitten im italienischen Risikogebiet. „Dort läuft der Geschäftsbetrieb aber normal weiter. Bisher haben wir noch keinen Corona-Fall in der Firma“, teilte Brill mit - allerdings bevor die italienische Regierung am Sonntag die weiträumige Abriegelung von Gebieten im Norden des Landes beschloss. Für Italien galt bis dahin die gleiche Reiseregelung wie für China und Südkorea, wo sich ein SEW-Büro direkt in der betroffenen Region Daegu befindet.

Derweil beschränkt die Firma Blanco aus Oberderdingen Auslandsaufenthalte auf das Nötigste, Risikogebiete werden gemieden. Der Hersteller von Haushaltsspülen setzt auf Online-Meetings oder Videokonferenzen.

Umsatzrückgang auf dem chinesischen Markt

„Im chinesischen Markt liegt unser Umsatz unter Plan, da die Nachfrage stark gesunken ist. Das Land hat für uns einen wichtigen Stellenwert. Wir sind aber breit aufgestellt und zielen darauf ab, den Verlust langfristig zu kompensieren“, sagt Stefan Kohl, Leiter Globale Kommunikation bei Blanco.

Von Lieferengpässen spüre die Firma bisher noch nichts, obwohl einige Einzelkomponenten aus der Volksrepublik kommen. Blanco lässt das Material nun per Luftfracht liefern, weil das deutlich schneller geht als mit Schiffen.

„Wir nehmen die höheren Kosten gern in Kauf. Von Panik ist bei uns noch keine Spur, die Situation wird aber stetig neu bewertet“, betont Kohl. Dafür hat Blanco auch Expertenteams gebildet, die Entscheidungen infolge der Epidemie für die Firma koordinieren.

John Deere hat alle Werksbesuche abgesagt

Auch bei den Bruchsaler Standorten des Landtechnik-Herstellers John Deere greifen die Verantwortlichen zu strikten Einschränkungen. Alle Kundenveranstaltungen und Werksbesuche sind abgesagt. Externe oder Mitarbeiter, die in Risikogebieten waren, müssen für zwei Wochen von Zuhause aus arbeiten.

Es gibt einen Notfallplan, sodass bei einer Schließung die Teile aus anderen Depots geliefert werden.

Ralf Lenge, Pressesprecher von John Deere

„Im Europäischen Ersatzteilzentrum haben wir keine Lieferengpässe zu befürchten, da unser Depot aufgrund langer Vorlaufzeiten gut bestückt ist. Es gibt auch einen Notfallplan, sodass bei einer Schließung die Teile aus anderen Depots geliefert werden“, verdeutlicht Ralf Lenge, Pressesprecher bei John Deere.

Wesentlich kritischer sei die Situation aber mit Teilen aus Italien. Die Zulieferer aus China bereiteten aktuell noch keine Schwierigkeiten, bei einer kurzfristigen Unterbrechung der Lieferkette könne es dennoch mit zeitlicher Verzögerung zu Problemen kommen.

„Generell haben unsere Mitarbeiter momentan die Möglichkeit, von daheim aus zu arbeiten“, sagt Lenge und ergänzt: „Virologen meinen, dass die Zahl der Erreger vom Coronavirus im Frühjahr abnimmt.“

Huber prophezeit keinen absoluten Einbruch

Stefan Huber geht ebenfalls nicht davon aus, dass ein absoluter wirtschaftlicher Einbruch droht. „Besonders betroffen sind aber gerade die Branchen, wo häufig viele Leute zusammenkommen“, so Huber. In der Wirtschaftsförderung Bruchsal wurden jedenfalls erst einmal alle Veranstaltungen und Meetings abgesagt.

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