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Zug statt Auto

Das 9-Euro-Ticket bringt Ausflügler in Bruchsal und Waghäusel zum Umsteigen

Los geht die Fahrt: Seit Mittwoch ist das 9-Euro-Ticket gültig und lockt in Bruchsal und Waghäusel die Ausflügler in die Züge. Die freuen sich über das Angebot, manche wünsche sich aber langfristigere Lösungen.

Mann und drei Frauen am Bahnsteig in Waghäusel
Von Waghäusel über Karlsruhe nach Eppingen: Das ist das Ziel für Rudolf und Brigitte Mazzoleni, Inge Unser und Christa Eichelberger am ersten Tag mit ihren 9-Euro-Fahrkarten. Foto: Thomas Liebscher

Den einzigen kleinen Flecken Sonne, den es um kurz vor halb zehn am Mittwoch auf dem schattigen Gleis 1 am Bruchsaler Bahnhof gibt, hat sich Hildegard zum Warten ausgesucht. Mit dem Zug und dem neuen 9-Euro-Ticket in der Tasche geht es für sie um 9.26 Uhr Richtung Karlsruhe, in Untergrombach steigt eine Freundin ein. „Wir wollen nach Baiersbronn“, sagt die Rentnerin aus Bruchsal, die ihren Nachnamen nicht nennen will. Für eine geplante Wanderung wollen sie sich dort vorher schon einmal umschauen.

„Ich habe kein Auto und bin eigentlich viel mit dem Fahrrad unterwegs“, erzählt sie. Und eben mit dem Zug. Dafür hat sie sich bislang Einzeltickets am Automaten gezogen. „Oder Vierer-Karten.“ Nun will sie das neue Ticket nutzen. Vielerorts wird ein großer Andrang erwartet, gerade über Pfingsten. „Man muss ja nicht zu den Stoßzeiten unterwegs sein“, findet sie.

Das Ziel Eppingen hat die Vierergruppe, die in Waghäusel auf den Zug um 9.04 Uhr nach Karlsruhe wartet. „Wir sind alle im Gartenbauverein Wiesental und wollen in Eppingen die kleine Gartenschau besuchen“, berichtet Rudolf Mazzoleni. Seine Frau Brigitte ist mit dabei und irgendwann wollen die beiden mit der etwas anderen Monatsfahrkarte München anvisieren. Inge Unser aus Oberhausen gehört ebenfalls zur Gruppe. „Sonst bin ich höchstens zwei Mal im Jahr mit der Bahn gefahren“, meint sie. Demnächst will sie zum Einkaufen und für einen Zoobesuch mit der Enkelin Karlsruhe ansteuern.

Genau aufpassen muss die Gruppe am Mittwochmorgen im Bahnhof Waghäusel. Eigentlich geht es auf Gleis 1 nach Karlsruhe. Aber es wird schon lange nicht mehr genutzt. Immerhin informiert eine Anzeigetafel und später eine Durchsage, dass alle auf Gleis 2 müssen.

Am Bahnhof Waghäusel
Mehr Betrieb am Bahnhof Waghäusel: Nach den morgendlichen Pendlerströmen wollen zahlreiche Ausflügler und neue Zugnutzer nach Mannheim oder Karlsruhe. Foto: Thomas Liebscher

Wunsch nach unkomplizierten Angeboten von der Bahn

Mary Haluba aus Kirrlach kauft sich sonst Einzelkarten, um zum Sprachkurs in Karlsruhe zu gelangen. Nun hat sie ein 9-Euro-Ticket und freut sich sehr über die Möglichkeiten damit. „Am Wochenende geht es dann in den Luisenpark nach Mannheim.“

Irmgard Lehmann ist mit dem Autor von Hambrücken an den Bahnhof Waghäusel mit seinem geschlossenen und verfallenen Flachdachgebäude gekommen. Sie nimmt mit der neuen Fahrkarte einen Zug nach Mannheim, wohin sie sonst eher mit dem Wagen fahren würde. „Bei der Bahn ist mir einfach wichtig, dass es nicht kompliziert ist, die Fahrkarte zu kaufen, und ich überall in den Städten auch die Straßenbahn benutzen kann, auch den ganzen Tag.“

Mehr Investitionen in den ÖPNV gefordert

Lehmann erinnert an die sehr gute Karlsruher Aktion mit freier Fahrt an Adventssamstagen. So etwas sollte es öfter geben – und dazu genügend nutzbare Toiletten im Zug und an Bahnhöfen. Parkplätze für Umsteiger gibt es in Waghäusel immerhin genügend, auf beiden Seiten des unansehnlichen Bahnhofs mit Fahrstuhl. Vor dem Hauptzugang laufen einige Erdbewegungen. Für den Bau eines attraktiven Mobilitätspunkts anstatt einer reinen Bushaltestelle.

„Ich nutze das Ticket, aber eigentlich wäre es besser gewesen, wenn dieses Geld nachhaltiger genutzt worden wäre“, sagt unterdessen in Bruchsal Laura Fuchs. „Um den ÖPNV zu stärken und auszubauen“ hätte das Geld verwendet werden sollen. Jetzt gibt es das Ticket, das sie als Anreiz versteht, das eigene Auto häufiger stehen zu lassen.

Von Bruchsal aus Richtung Ubstadt will sie regelmäßig fahren. „Oder zu einer Freundin nach Graben-Neudorf.“ Eigentlich fahre sie eh lieber mit der Bahn, sagt sie. Doch es folgt ein „Aber“ wegen der sonst üblichen Preise. „Und weil die Aufzüge nicht immer funktionieren oder eine Bahn mit hohem Einstieg kommt. Da braucht man mit dem Kinderwagen immer Hilfe.“

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