
Wer ein Päckchen bekommt, findet häufig auf dem Karton die in Folie verpackte Rechnung oder den Lieferschein. Die rote Signalfarbe verdeutlicht, da ist etwas wichtiges drin. „Jede zweite oder dritte dieser bedruckten Folientaschen kommt von Debatin“, sagt Thomas Rose. Er ist der Chef des Bruchsaler Unternehmens Anton Debatin.
Wenn die echten Kriminalkommissare eine kleine Spezial-Plastiktasche zücken, um Beweismittel mit ihren Handschuhen einzutüten, dann löst dieses Debatin-Produkt den Fall mit. Das passt gut zur Bruchsaler Traditionsfirma, schließlich wurde in ihren Anfängen manche verkaufte Tüte aus Papier im Gefängnis geklebt.

Heute sorgen über 200 Mitarbeiter bei Debatin für die Verarbeitung von Kunststoff zu begehrten kleinen Verpackungen.
Geldtaschen und sichere Patientenbeutel
Die Supermärkte bringen ihr Geld in Taschen der Traditionsfirma zur Bank. Der Mittelständler aus Bruchsal beliefert zudem mit der Produktlinie Debamed die Medizinbranche. Damit beispielsweise Corona-Tests sicher von der Praxis ins Labor gelangen.
Oder Klinikpatienten ihre Brillen, Uhren und Schlüssel verstauen können. Die entsprechende Tasche ist manipulationssicher. Eine blaue Abfärbung an der Naht würde anzeigen, dass der Beutel geöffnet worden war, um zu stehlen.
Wir haben bei der Einführung des Euro die Sicherheitstaschen für das Einsammeln der D-Mark geliefert – 35 Millionen Stück.Thomas Rose, Chef des Bruchsaler Unternehmens Anton Debatin
Auf Produktionsflächen von 8.500 Quadratmetern in der Vichystraße stehen die unterschiedlichen Maschinen in Linie, um an die 30 Spezialprodukte herzustellen. „Dabei werden die Anlagen weiter von unseren Mitarbeitenden bestückt, auch wenn viel an Digitalisierung hinzukam und wir für das Einpacken bald einen zweiten Roboter im Einsatz haben“, sagt Thomas Rose.
Seit zehn Jahren ist er im Unternehmen, das vor 100 Jahren gegründet wurde.
Stolz auf den größten Auftrag durch die Bundesbank
Auch wenn er noch nicht dabei war: Rose kennt den größten und spektakulärsten Einzelauftrag für Debatin gut: „Wir haben bei der Einführung des Euro die Sicherheitstaschen für das Einsammeln der D-Mark geliefert – 35 Millionen Stück. Wir sind stolz darauf, es war ein Glücksfall, dass wir für die Bundesbank zur rechten Zeit am richtigen Platz waren“, sagt der Manager.
Als Triathlet hat er bereits an der Kraichgau-Challenge teilgenommen und benennt deutlich die Herausforderungen von Debatin im Verpackungsmarkt: „Wir hatten gute und herausfordernde Jahre, wir mussten immer den Mut haben, neue Wege zu probieren. Die Innovationsgeschwindigkeit ist seit 20 Jahren enorm hoch.“
Wir hatten gute und herausfordernde Jahre, wir mussten immer den Mut haben, neue Wege zu probieren.Thomas Rose, Chef des Bruchsaler Unternehmens Anton Debatin
Gerade in den vergangen vier Jahren habe Debatin kämpfen und reagieren müssen. Erst aufgrund von Qualitätsproblemen bei einem Produkt. Der Kleber für eine Tasche löste sich mit der Zeit auf. Dann kam Corona, gefolgt von Lieferkettenproblemen sowie im vergangenen Jahr die Inflation und die Folgen des russischen Angriffs auf die Ukraine.
Folien aus recyceltem Kunststoff
Aber hat die Firma nicht Sorge, dass Produkte aus Plastik ohnehin an Bedeutung verlieren, weil sie im Müll entsorgt werden müssen? Genau deshalb werden sortierte Folienabfälle regranuliert und zu recyceltem Rohstoff. Das besorgt eine Firma, die mit Debatin in einer bewusst gegründeten Deriba-Group verbunden ist.

Die Mitarbeiter am Hauptsitz in Bruchsal kommen aus bis zu 50 Kilometer Entfernung. Und viele sind schon seit Jahrzehnte dabei. Damit der Zusammenhalt bleibt und ausgebaut wird, lege man bei Debatin Wert auf Familienfreundlichkeit, flache Hierarchien und will die Menschen bei allen Prozessen mitnehmen. Ein 20-köpfiges Team hat auf Anregung von Rose, aber ohne ihn, „Debawerte“ als Leitbild erarbeitet.
Das „Debateam“ lebt Diversität
Diese Form der modernen Führung mit Schulterschluss aller im Alltag zu leben, das koste Kraft. Die an der Spitze müssen glaubwürdig bleiben. Aber nur mit Eigenverantwortung und Leidenschaft könne ein solch ambitionierter Mittelständler aus der ersten deutschen Liga mit 45 Prozent Auslandsgeschäft bestehen, sagt der Chef.
Am 8. Juli wird das „Debateam“ mit den Familien das 100-jährige Bestehen intern feiern. Die französischen Kollegen kommen nach Bruchsal. Dann werden auch sie mit einer Regenbogenfahne am Werkstor empfangen. Sie wurde 2022 aufgehängt und nicht wieder abgenommen. Zum Zeichen für gelebte Diversität bei Mitarbeitern mit der Herkunft aus 30 Ländern.