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Montagsprotest auch in Bruchsal

Polizei löst illegale Versammlung mit etwa 150 Teilnehmern in Bruchsal auf

Die Versammlung war verboten: Geschätzt 150 Menschen kamen aber dennoch am Montagabend ans Bruchsaler Rathaus. So richtig weit „spazieren“ ließ sie die Polizei aber nicht.

Impfgegner Spaziergang Fußgängerzone
Das Ende der Versammlung: Vom Bruchsaler Marktplatz aus ging es Richtung Schloss. Doch an dieser Stelle kam die Durchsage der Polizei. Die Teilnehmer der illegalen Kundgebung sollten sich in Kleinstgruppen entfernen. Nicht alle hielten sich daran. Foto: Martin Heintzen

So richtig weit sind sie nicht gekommen: Die geschätzt 150 Teilnehmer einer nicht angemeldeten Kundgebung, die sich – wie in vielen Orten an diesem Montag – gegen 18 Uhr am Bruchsaler Marktplatz eingefunden haben.

Als sich die friedliche Menge Richtung Pavillon in Bewegung setzt, wird sie von Dutzenden Polizisten flankiert. Doch an der Friedrichstraße angekommen, folgt dann die Durchsage: „Wir fordern sie auf, sich in Kleinstgruppen zu entfernen.“

Der als „Spaziergang“ getarnte Aufzug von Gegnern der Corona-Maßnahmen oder auch Impfgegnern habe laut Polizei den Charakter einer nicht angemeldeten Versammlung. Und die ist laut städtischem Ordnungsamt verboten. Unter anderem über den Messenger-Dienst Telegram hatte man sich vorab verabredet.

Bereits mehrfach hatten sich montagabends Menschen in Bruchsal oder auch in Münzesheim, Waghäusel und Östringen sowie im ganzen Land getroffen. Ein Ehepaar, Ü60, war am Montagabend aus Waghäusel gekommen. Sie hat eine Kerze in der Hand. „Ein Friedenslicht“, wie sie auf Nachfrage sagt. „Wir sind keine Versuchskaninchen“, erklärt die Frau dann, die ihren Namen lieber nicht nennen will. Ein „Impfzwang“, das ginge gar nicht.

Die beiden Waghäuseler waren am Samstag auch schon bei der legalen Demonstration in Karlsruhe dabei. „Das ist alles sehr friedlich abgelaufen“, berichten die beiden, die an diesem Abend angeblich „nur zum Spazieren“ nach Bruchsal gekommen sind. „Alles, was die Regierung macht ist Zwang und Lügen“, ist die Frau sich aber sicher.

Gut 40 Personen müssen ihre Personalien angeben

Nach der ersten Ansage der Polizei folgen bald die ersten zaghaften Auflösungserscheinungen. Dutzende Menschen ziehen aber weiter Richtung Schloss, wo die Beamten die Kundgebung vorläufig beenden. Nach Schätzungen des Einsatzleiters werden etwa 40 Personen zunächst festgehalten.

„Diese Personen erwartet nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz“, erklärt Nina Schüßler vom Bruchsaler Ordnungsamt, die den Zug ebenfalls mit einigen Leuten begleitet. Gut 200 Euro könnte manchen Teilnehmer sein „Spaziergang“ kosten, bei Wiederholung auch mehr. „Würde man die Versammlung einfach vorher anmelden, wäre es kein Problem“, erklärt Schüßler.

Es geht ruhig zu am Abzweig zur Styrumstraße: Die eingekreisten Teilnehmer müssen ihre Ausweise zeigen und dürfen dann gehen. Einen Platzverweis bis Mitternacht gibt es obendrein. „Alles läuft heute geordnet“, bilanziert gegen halb sieben Einsatzleiter Karim Chergui. Ein Beleidigungsdelikt, mehr war es nach Aussagen der Polizei zu diesem Zeitpunkt nicht.

Weil ich es furchtbar finde, dass Querdenker hier so viel Raum einnehmen.
39-jährige Bruchsalerin, die gegen die Versammlung protestierte

„Ihr traut euch was, so ganz ohne Wasserwerfer“, spottet ein Teilnehmer von außen. Vereinzelt wird am Rande diskutiert. Und während die Polizei noch die letzten Ausweise fotografiert, haben sich andere schon wieder Richtung Marktplatz aufgemacht.

Etwas untätig stehen dann dort wieder mehrere Dutzend Menschen herum. Einige ziehen weiter Richtung Kübelmarkt. Die Polizei hält sich im Hintergrund. Nur ein Plakat ist an diesem Abend weit und breit zu sehen.

„Freiheit ist gleich Verantwortung“ steht darauf. „Weil ich es furchtbar finde, dass Querdenker hier so viel Raum einnehmen“, erklärt die 39-jährige Frau hinter ihrer Maske. Dass sich ihr stiller Protest gegen die Teilnehmer des sogenannten Spaziergangs richtet, war zumindest auf den ersten Blick nicht zu erkennen.

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