Der Tag des Friedensmarsches vom Bahnhofsvorplatz in Bruchsal hin zum Kübelplatz war bewusst gewählt, wie Initiator Christian Holzer im Vorfeld erzählte. „Nie wieder Krieg“, sagte er. Am 8. Mai 1945 kapitulierte die deutsche Wehrmacht.
„Dieser Tag gibt uns besonders zu bedenken, dass der Krieg in der Ukraine jetzt schon neun Wochen dauert“, betonte er. Das Bündnis, das zum Friedensmarsch aufgerufen hatte, umfasst rund 20 Organisationen.
Die Veranstaltung auf die Beine zu stellen, habe etwa vier bis fünf Tage gedauert, sagte Holzer, der stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender sowie Gemeinderat in Forst ist. Das breite Bündnis hatte auch Ende Februar und Anfang März Mahnwachen gegen den Ukraine-Krieg initiiert, wie Holzer berichtete.
100 Menschen demonstrieren in Bruchsal gegen Ukraine-Krieg
Mit dabei am Sonntag waren unter anderem auch die Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick, der FDP-Landtagsabgeordnete Christian Jung, sowie die Vorstandsvorsitzende der Caritas Bruchsal, Sabine Stemann-Fuchs, oder Rainer Wacker von der IG Metall Bruchsal.
Die Frage, die sich nicht nur in den Redebeiträgen am Ende der Kundgebung stellte, sondern auch bei den Teilnehmern: Frieden ja, aber wie? Flagge zeigte wortwörtlich Grünen-Stadträtin Evelin Steinke-Leitz mit ihrer Regenbogen-Fahne. Aber: „Ohne Waffen wird es nicht gehen. Mit Diplomatie alleine wird man Putin nicht stoppen können“, sagte sie.
Man diskutiere über schwere Waffen, sagte hingegen der SPD-Kreisvorsitzende Volker Geisel. „Jemand der dagegen ist, ist kein naiver Pazifist und jemand, der dafür ist, ist kein Kriegstreiber“, betonte er. Er selbst sei diesbezüglich skeptisch.
Bei der Kundgebung am Kübelmarkt rief Christian Holzer dazu auf, die demokratischen Werte zu verteidigen. Mit „Kein Fußbreit dem Faschismus in Deutschland, Europa und der Welt!“, beendete er seine Rede.
OB Petzold-Schick ruft zu Gesprächen mit ukrainischen und russischen Mitbürgern auf
„Der 8. Mai ist ein historischer Tag. Es gibt wohl kaum einen Tag, der sinnbildlicher ist, um für den Frieden auf die Straße zu gehen“, sagte Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (parteilos). Weiter sagte sie, dass man vor Ort Gespräche führen müsse zu ukrainischen und auch zu russischen Mitbürgern. Sie sei auf jeden Fall dafür, dass vonseiten Deutschlands alles dafür getan werden müsse, um an den Verhandlungstisch zu kommen, sagte sie im Vorfeld des Marsches.
Christian Jung sah indessen den 8. Mai als Tag der Befreiung, der ein Auftrag „für uns alle“ sei, sich gegen das Böse, das Völkische und gegen die Verfassungsfeinde zu stellen. Das Ziel sei: Putin nach Den Haag ans Kriegsverbrechertribunal zu bringen und die Wiederherstellung der gesamten Ukraine, sagte er den BNN, bevor sich der Demonstrationszug auf den Weg machte.
„Die Kornkammer der Welt kann nicht mehr liefern“, sagt Sabine Stemann-Fuchs und machte darauf aufmerksam, dass rund 25 Millionen Tonnen Getreide in der Ukraine festhingen. Die Konsequenzen würden die Ärmsten zu spüren bekommen.
Rüdiger Zolk von der Friedensinitiative, sprach darüber, dass der Angriffskrieg Russlands völkerrechtswidrig sei und die Ukraine das Recht habe, sich zu verteidigen. Er forderte, dass es intelligentere Lösungen zur Konfliktbeilegung geben müsse, als Waffenlieferungen. Auch Kompromisse sprach er an. Ein erster Schritt für eine friedliche Sicherheitsarchitektur wäre demnach, Russland Gebiete zuzusprechen. Seiner Rede schickte er voraus, dass er sich nicht als „Putinversteher“ sehen möchte.
Bürgerinitiative „Aufbruch Bruchsal“ sorgt am Ende für Aufregung
Dem Friedensmarsch angeschlossen hatte sich auch eine kleine Gruppe der Bürgerinitiative „Aufbruch Bruchsal“ rund um Stadträtin Dela Schmidt. Diese hatte vergangene Woche mit Aussagen zu Putin und der Asylpolitik im Bruchsaler Stadtrat für Empörung gesorgt.
Auch am Ende der Kundgebung wurde dieses Thema von einem Mitglied der Gondelsheimer Jusos aufgegriffen, der Schmidt unter anderem vorwarf, gesagt zu haben, „schlechte“ Flüchtlinge abzuschieben und „gute“ Flüchtlinge aufzunehmen.
Schmidt möchte gegen diesen Vorwurf Anzeige erstatten. „Das habe ich nicht gesagt“, sagte sie auf BNN-Nachfrage. Am Ende der Veranstaltung wollte sie ans Mikro treten, dies wurde aber von Christian Holzer nicht zugelassen. Auf Nachfrage begründete er dies, dass der Ablaufplan abgearbeitet sei.