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I hätt do mol a Frog

Die bewegte Geschichte des „Friedrichshofs”

Das ist eine unglaubliche Geschichte: Das „Bahnhofshotel Friedrichshof” hat bereits viel erlebt und noch immer ist Leben in der Bude. Eine Leserin der Bruchsaler Rundschau wollte es genau wissen. Wir haben die Geschichte recherchiert.

Ein Haus aus der Gründerzeit mit großer Außenwerbung an einer vielbefahrenen Kreuzung.
Prominente Stelle: Das heutige „Journee” war einst das „erste Haus am Platze” und wurde schon im „Brusler Dorscht” erwähnt. Foto: Armin Herberger

Von unserem Mitarbeiter Armin Herberger

„Mich würde die Geschichte zu dem Haus gegenüber vom Bahnhof Bruchsal interessieren, in dem heute das ,Journée’ ist. Was war das ursprünglich?“ Diese Frage hat uns BNN-Leserin Isabel Kiefer gestellt. Und tatsächlich hatte das Haus schon eine interessante Vergangenheit, bevor es Wolfgang Heinrich 1984 zur Kult-Kneipe „Journée” machte.

Erbaut wurde es 1907 von Malermeister Eduard Isenmann als „Hotel Friedrichshof“, wie Werner Greder in seinem Buch „D’ Brusler Dorscht“ zu berichten weiß. Zuvor diente es den Soldaten des Dragonerregimentes als Reitplatz: „Die ganze Front vom Friedrichshof bis zur Bahnhofstraße war ein tiefgelegener mit Holzstangen eingefriedeter Sandplatz. Viele Einheimische und Fremde sahen zu und freuten sich, wenn die störrischen Pferde die Rekruten herunterwarfen“, hat Sebastian Grundel in seinen Erinnerungen festgehalten.

Dies änderte sich, als das Gelände als Baugebiet erschlossen wurde und Isenmann in seinem Baugesuch den Antrag stellte, ein Restaurationsgebäude errichten zu dürfen, dem „vorzugsweise das Motiv des Rokokostils zu Grunde liegen (Bruchsaler Schlosscharakter)“ sollte. Dagegen gab es behördlicherseits offensichtlich keine Einwände, aber schließlich von einem Mitbewerber.

Denn als Pächter Peter Leopold 1907 den Betrieb als „Bahnhofhotel Friedrichshof“ aufgenommen hatte, beschwerte sich Stadtrat und Hotelier Wilhelm Keller bei der Stadtverwaltung. Er selbst führte schon Jahre zuvor direkt neben dem Bahnhofsgebäude sein „Bahnhofhotel Keller“ und wollte den Namenszusatz wegen älterer Rechte anfechten, blieb aber erfolglos.

Gebäude wurde nach dem Krieg wieder originalgetreu aufgebaut

Über die Jahre wechselten Besitzer und Pächter, zwischen 1926 und 1936 gehörte das Haus der Städtischen Sparkasse Bruchsal, danach gab es Besitzer in Freudenstadt oder sogar Oberbayern. 1935 wurden durch einen Brand das Dachgeschoss und die darunterliegenden Wohnungen beschädigt, 1945 gar völlig zerstört.

Nach dem Krieg wurde das Gebäude allerdings wieder recht originalgetreu aufgebaut und auch über Jahrzehnte unter dem Namen Friedrichshof weitergeführt. 1982 wurde ein neues Kapitel aufgeschlagen: Unter dem Namen „L’Artiste“ sollte eine ambitionierte Gastronomie etabliert werden, konnte sich aber nicht halten.

Nach einem weiteren Umbau zog im Flügel an der Hildastraße das Chinarestaurant Peking ein, vorne das „Café Journal“. Allerdings hatten die Betreiber übersehen, dass der Name geschützt war. Die erste Amtshandlung von Pächter Wolfgang Heinrich war also, sich einen neuen Namen zu überlegen, was ihm mit „Journée“ auch gelang.

In den folgenden 21 Jahren als Wirt hatte er eine echte Kultkneipe auf den Weg gebracht, mit Livemusik am Dienstagabend und dem weit gefassten Motto „Wir um 30“ – der Toleranzbereich umfasste ganze Jahrzehnte. Trotz mehrerer Wechsel der Pächter blieben der Name und das Ambiente bis heute erhalten.

Service

Werner Greder: „D’ Brusler Dorscht: Die Geschichte der Bruchsaler Gaststätten und Brauereien“, erschienen 1997 im Verlag Regionalkultur als 14. Band der stadtgeschichtlichen Reihe der Historischen Kommission der Stadt Bruchsal.

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