Henning Prien und Mike Schöneck stehen auf dem Wachturm und blicken auf den Hardtsee in Weiher. An diesem Tag ist es wieder besonders voll – und heiß.
Die zwei Rettungsschwimmer der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sind mit Fernglas und Megafon ausgestattet, aus dem Funkgerät kommt immer wieder ein Rauschen. Alles ist ruhig, doch das kann sich schnell ändern.
„Man muss sich wirklich konzentrieren und aufmerksam sein“, sagt Simon Beck über die Arbeit auf dem Wachturm. Er ist stellvertretender Einsatzleiter der DLRG Ortsgruppe Ubstadt-Weiher. Der letzte schwere Badeunfall am Hardtsee liegt schon zwölf Jahre zurück. Doch in Deutschland sind im vergangenen Jahr mindestens 299 Menschen ertrunken, die meisten davon in Seen.
DRLG passt besonders auf schwimmende Kinder auf
Um Badeunfälle zu vermeiden und sicher im Wasser unterwegs zu sein, gelten die allgemeinen Baderegeln: Nicht überhitzt und nicht mit ganz vollem oder leerem Magen ins Wasser. Auch alkoholisiert soll niemand ins Wasser.
Die Grundvoraussetzung sei aber, dass man schwimmen kann, sagt Christopher Bader. Er ist für die Sicherheit auf dem gesamten Gelände zuständig und betreut den Hardtsee nun schon in der zehnten Saison. Auf Kinder müsse besonders geachtet werden.
„Schwimmflügel geben keine ausreichende Sicherheit beim Baden“, stellt Bader klar. Eine Schwimmweste sei sicherer, aber vor allem müsse auch immer ein aufmerksames Elternteil dabei sein. Sein Kollege Aleksandar Velevsky ergänzt: „Wir haben die Wasseraufsicht, aber die Sorgepflicht liegt immer noch bei den Eltern.“
Was tun, wenn eine Person in Not gerät?
„Erst einmal muss man erkennen, dass jemand überhaupt in Not ist. Die meisten Menschen ertrinken nicht wie im Film, sondern leise“, sagt Beck. Es sehe aus, als würden die Leute nur im Wasser spielen und mehrmals mit dem Kopf unter die Wasseroberfläche tauchen.
Schwimmflügel geben keine ausreichende Sicherheit beim Baden.Christopher Bader, Rettungsschwimmer
Wenn man sich unsicher ist, ob eine Person in Not ist, gilt: Direkt ansprechen, oder auch andere darauf aufmerksam machen. „Lieber einmal zu viel, als einmal zu wenig“, sagt Beck. Ist man selbst in der Lage dazu, kann man die notleidende Person auch mit einem Ast oder einem Rettungsring Richtung Ufer ziehen. „Selbstschutz geht aber immer vor“, betont Simon Beck.
Befinde man sich selbst in einer Notlage, drehe man sich am besten auf den Rücken, rät Beck. „So kann man entspannter atmen und sich leichter fortbewegen.“ Fühle man sich nicht sicher, sollte man andere auf sich aufmerksam machen.
Umfrage: Mehr als die Hälfte der Erwachsenen bezeichnen sich als unsichere Schwimmer
Eine Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2017 zeigt, dass sich mehr als die Hälfte der befragten Erwachsenen als unsichere Schwimmer bezeichnen. Kinder würden spät oder gar nicht schwimmen lernen. „Deutschland ist auf dem Weg, zum Land der Nichtschwimmer zu werden“, stellt Simon Beck fest.
Die DLRG bietet Schwimmkurse für Kinder an, der Ansturm darauf sei riesig. „Die Plätze sind wenige Minuten nachdem wir die Anmeldung geöffnet haben vergeben“, erzählt Beck. Am mangelnden Interesse der Eltern scheint es also nicht zu liegen, dass Kinder nicht schwimmen können.
Geschlossene Bäder wegen Energiekrise könnten zu mehr Nicht-Schwimmern führen
Laut Beck fehlt es aber an geeigneten Becken für den Unterricht und ehrenamtlichen Ausbildern und Ausbilderinnen. Er blickt mit Sorge auf den kommenden Winter, in dem die steigenden Gaspreise dazu führen könnten, dass Hallenbäder geschlossen werden.
Er könne die finanziellen Probleme der Gemeinden nachvollziehen, doch er meint auch: „Das Schwimmbad ist für die Sicherheit der Menschen da.“
Für die Sicherheit am Hardtsee sorgen unter der Woche die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, am Wochenende werden sie von Ehrenamtlichen der DLRG unterstützt. Für sie alle gilt: Schwitzen und dabei einen kühlen Kopf bewahren, während andere sich im Wasser vergnügen können.
Was begeistert Simon Beck dennoch an der Arbeit? „Sie ist sehr abwechslungsreich“, meint er. Hier könne er Wachleiter, Organisator, Bootsführer, Rettungsschwimmer und Taucher sein. „Und es ist eine tolle Gemeinschaft. Wir sind Freunde und es macht Spaß, Zeit miteinander zu verbringen“, schwärmt Simon Beck.