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Umfrage in Bruchsal

Drei große Krisen machen Jugendlichen aus Bruchsal Angst

Was denken junge Leute in Bruchsal über Klimawandel, Corona und Krieg? Die BNN haben sich in Bruchsal dazu umgehört. Die Jugendlichen berichten über ihre Sorgen, Pläne und was ihnen Hoffnung macht.

Lily Biedermann, 19 Jahre alt, aus Untergrombach
Lily Biedermann, 19 Jahre alt, aus Untergrombach Foto: Lily Biedermann

Klimawandel, die Corona-Pandemie und jetzt Krieg in Europa: Wie blicken Jugendliche und junge Erwachsene in die Zukunft? Wir haben fünf von ihnen in Bruchsal befragt.

Für Lily Biedermann aus Untergrombach ist nicht nur der gefährdete Weltfrieden und der Ukraine-Krieg ein besorgniserregendes Thema, sondern vor allem die aktuelle Corona-Lage.

Mit dem Wegfall der Maskenpflicht freue sie sich, ein Stückchen Normalität zurückzugewinnen. „Aber ich habe durchaus auch Sorge, dass dadurch das Infektionsrisiko enorm steigt und es uns im Bewältigungsprozess wieder nach hinten wirft“, sagt die Studentin.

19-Jährige aus Untergrombach erwartet weitere politische Konflikte

Zudem falle es ihr schwer, sich eine mögliche Zukunft auszumalen. Sie erwarte sowohl Tiefschläge als auch Erfolge, ansteigende Infektionszahlen oder auch weitere politische Konflikte.

„Für mich ist Hoffnung auch eine Frage der Einstellung. Ich bin ein sehr optimistischer Mensch und das Glas ist immer halb voll. Natürlich sind diese Themen alle sehr bedrückend und besorgniserregend. Aber Hoffnung gibt Kraft und Kraft ist genau das, was wir jetzt alle brauchen“, so die 19-Jährige.

Lily Biedermann, 19 Jahre alt, aus Untergrombach
Lily Biedermann, 19 Jahre alt, aus Untergrombach Foto: Lily Biedermann

Der 15-jährige Marcell Szalai hat vor dem Coronavirus derzeit keine Angst. Viel erschreckender ist für ihn der Krieg in der Ukraine. „Ich befürchte, dass ein dritter Weltkrieg ausbrechen könnte.

Hier sind meine größten Ängste die modernen und atomaren Waffen“, erklärt er. Durch einen Weltkrieg könnten die Schulen oder Universitäten zerstört werden, befürchtet er, sodass man keine Möglichkeit mehr habe, zu lernen und sich fortzubilden. „Das Schlimmste ist für mich, dass ich aktiv nichts gegen den Krieg unternehmen kann“, so der Liedolsheimer.

14-Jährige aus Philippsburg befürchtet Verschlechterung der Corona-Lage im Winter

Olivia Ogasa befürchtet hingegen, dass sich die Coronalage besonders im Winter wieder verschlechtern könnte. Die 14-Jährige hofft, nicht wieder ins Home-Schooling wechseln zu müssen. „Durch den Online-Unterricht haben wir viele Lernlücken, die mir große Sorge bereiten, wenn ich in meine Zukunft blicke“, erläutert die Philippsburgerin.

Seitdem die Maskenpflicht entfallen sei, habe sie jedoch wieder mehr Hoffnung, dass bald alles zur Normalität zurückkehre. Aktuell mache es sie zum Beispiel glücklich, dass man dadurch das wahre Lächeln und die Ausstrahlung anderer Mitmenschen erkennen kann.

Olivia Ogasa, 14 Jahre alt , aus Philippsburg
Olivia Ogasa, 14 Jahre alt , aus Philippsburg. Foto: Olivia Ogasa

„Ich finde, mit dem Fallen der Maskenpflicht merkt man es den Leuten an, dass sie wieder mehr Kraft schöpfen und leichter durchs Leben gehen“, so Ogasa. Trotzdem könne man alles Restliche dadurch nicht einfach ausblenden – so beschäftigt der Krieg die Jugendliche sehr.

„Für mich ist es nicht einfach zu wissen, dass so viele unschuldige Menschen getötet werden“, gibt sie zu. Sie habe große Angst, dass der Krieg auch ihre Familienangehörigen in Polen betreffen könnte und diese dann flüchten müssen. Neben dem Krieg dürfe man aber auch den Klimawandel nicht vergessen, mahnt sie. „Ich habe Angst, dass die Erde, wenn ich groß bin, ganz kaputt ist.“ Deshalb müsse hier so schnell wie möglich gehandelt werden.

19-Jährige aus Bruchsal: Krisen zeigen Schwachstellen der Gesellschaft

Klimawandel, Corona und Krieg – das sind für die 19-jährige Havva Yasar Ereignisse, die Flexibilität forderten. Man müsse sich ausnahmslos anpassen.

Zudem machten die Krisen Probleme wie Armut und Gewalt noch präsenter, meint Yasar. Das zeige auch die Schwachstellen unserer Gesellschaft.

Havva Yasar, 19 Jahre alt, aus Bruchsal
Havva Yasar, 19 Jahre alt, aus Bruchsal. Foto: Havva Yasar

Hoffnung mache ihr, dass ihrer Generation immer bewusster werde, was sie alles schaffen könne, so Yasar. „Wir nehmen Dinge in die Hand, statt sie über uns ergehen zu lassen. Wir geben jemandem eine Stimme. Wir sind auf Demonstrationen präsent und politisch aktiver.

Wir brechen Tabus und verdrängen nicht“, erklärt die ehemalige Bruchsaler Jugendgemeinderätin. Auch die Solidarität aller sei gestiegen. „Egal was kommt, wir werden genau deshalb leichter damit umgehen können.“

20-Jähriger aus Bruchsal hatte bisher kein normales Studentenleben

Der 20-jährige Syed Assad Hussain hatte im Rahmen seines Studiums ein Auslandssemester geplant. Dies konnte bisher aufgrund der Pandemie nicht stattfinden. Aktuell befindet er sich im vierten Semester und könne nicht sagen, dass er jemals ein normales Studentenleben gehabt hätte.

„Dadurch entsteht bei mir die Sorge, dass man viel verpasst. Ich bin gerade in einem Alter, in dem man sehr viele Eindrücke und neue Erfahrungen mitnehmen sollte und auch etwas dazulernt. Diese ereignisreiche Zeit, die wir eigentlich in unserem Leben hätten haben sollen, wurde durch die Pandemie enorm beeinflusst“, so Hussain.

Syed Assad Hussain, 20 Jahre alt, aus Bruchsal
Syed Assad Hussain, 20 Jahre alt, aus Bruchsal. Foto: Syed Assad Hussain

Corona habe für ihn alles verändert. „Der Krieg auf dem europäischen Boden macht das Ganze zwar nicht besser, relativiert aber vielleicht auch ein Stück weit die eigenen Sorgen und Probleme“, gibt er zu.

Ihm fällt es schwer in Anbetracht der drei großen Krisen in die Zukunft zu blicken. „Die Weltordnung, von der man geglaubt hat, dass man friedlich in ihr lebt, wurde völlig zerrüttet“, sagt er. Hoffnung machen ihm jedoch die Menschen, die auf die Straße gehen, um ihre Solidarität zu bekunden und für Frieden demonstrieren. Daraus könne man Kraft und Hoffnung schöpfen.

Syed Assad Hussain ist Vorsitzender der Jusos Bruchsal

Der Bruchsaler ist politisch sehr aktiv. Als Vorsitzender der Jusos Bruchsal, Mitglied im SPD-Stadtverbandvorstand in Bruchsal und Mitglied im Kreisvorstand der SPD Karlsruhe-Land, debattiere er viel über die drei großen Krisen.

Besonders drei große Punkte rücken bei den Gesprächen immer wieder in den Vordergrund: Ein lebenswertes Leben, individuelle Freiheit und Frieden. „Uns Jusos ist in letzter Zeit aufgefallen, dass das keine Selbstverständlichkeiten sind, sondern Dinge, für die man einstehen und aktiv kämpfen muss“, erläutert Hussain.

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