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Gute Fahrt?

Fahrradklimatest des ADFC: Noch können Radfahrer in Bruchsal und Waghäusel abstimmen

Sicher und komfortabel durch Bruchsal oder Waghäusel – geht das für Radfahrer? Mit dem Fahrradklimatest will der ADFC das alle zwei Jahren überprüfen. Die Abstimmung läuft noch bis 30. November.

Radwegachse Bahnhof Buchsal
Auch die sichere Fahrt auf den Radwegen wird beim Fahrradklimatest alle zwei Jahre abgefragt, hier zu sehen die Radwegachse Richtung Bahnhof Bruchsal. Foto: Martin Heintzen

Die Lage von Waghäusel ist eigentlich ideal, findet Roland Herberger. Der SPD-Gemeinderat ist passionierter Radfahrer, seit Kindertagen.

Zwischen den Stadtteilen und auch in die umliegenden Gemeinden fährt er oft mit dem Fahrrad. „Ich bin täglich unterwegs“, sagt er. Und die flache Hardt mache das Treten angenehm.

Die geografische Lage ist das eine. Doch wie ist es vor Ort um die Fahrradfreundlichkeit bestellt? Damit setzt sich in regelmäßigen Abständen der ADFC, der Service-Club für Fahrradfahrer, auseinander.

Aktuell läuft wieder der Fahrradklimatest, mit dem Städte und Gemeinden bewertet werden können. Waghäusel hat zum zweiten Mal überhaupt die notwendige Teilnehmerzahl von 50 Personen erreicht und wird damit ins Ranking aufgenommen.

Gefährliche Situationen gibt es fast überall

„Ich finde es gut, dass es diesen Test gibt. Man kann immer noch mehr machen“, sagt Herberger. In der Stadt hat sich bereits eine Arbeitsgruppe mit der Situation der Radfahrer beschäftigt.

„Wir wollen da wieder anknüpfen“, sagt er. Und es gibt ein Radfahrkonzept, dessen mehr als 100 Maßnahmen zur Verbesserung beitragen sollen. Aus Erfahrung weiß Herberger: Dort, wo Radfahrer und Autofahrer aufeinandertreffen, kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen.

„Die 1,50 Meter Abstand beim Überholen – das fällt manchen Autofahrern schwer“, so seine Beobachtung. Und da sei es egal, ob man auf den Hauptstraßen unterwegs sei oder in einer Nebenstraße. Gerne werde auch fest aufs Gas getreten beim Vorbeifahren. „Das ist wirklich unangenehm“, findet Herberger.

Zufriedenheitsbarometer steht auf mittelprächtig

Das Zufriedenheitsbarometer, wie der ADFC es nennt, stand bei der letzten Abfrage insgesamt eher auf mittelprächtig. Unter den Städten zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern landete Bruchsal auf Platz 182 mit der Note 3,86.

415 Orte wurden bewertet. Waghäusel lag mit 3,99 auf Platz 241. Deutlich besser schnitten aus dem Landkreis Karlsruhe Stutensee (3,26, Platz 15) und Ettlingen ab (3,28, Platz 16). Karlsruhe als Gewinnerin unter den Großstädten hatte sich 2020 mit einer 3,07 durchgesetzt. Das Fahrradklima ist bei den Besten also auch nur befriedigend.

Bislang haben im nördlichen Landkreis nur Bruchsal und Waghäusel die notwendige Teilnehmerzahl erreicht, so der Stand vom 17. November. Bis zum 30. November läuft die Abstimmung noch.

Einige Gemeinden könnten die notwendige 50er-Marke noch knacken. Besonders aussichtsreich liegt Kraichtal im Rennen. Schon 40 Leute haben den Test gemacht, nur noch zehn fehlen bis zur Bewertung.

Schaffen könnte es auch noch Bad Schönborn (37). Die Gemeinde ist beim Stadtradeln engagiert, einer sommerlichen Aktion, mit der für den Umstieg vom Auto aufs Rad geworben wird. Zuletzt schnitt der Ort 2020 beim Test so ab: Mit einer 3,93 landete Bad Schönborn auf Platz 237 bei den Gemeinden bis 20.000 Einwohner.

Schafft Östringen den Sprung ins Ranking?

Erstmals zweistellige Teilnehmerzahlen verzeichnet Östringen mit 23 abgegebenen Bewertungen. Abgefragt wird unter anderem der Zustand der Radwege, Probleme mit Falschparkern, ganz allgemein gesagt: Wie sicher sich Radfahrer im örtlichen Straßenverkehr fühlen und wie komfortabel sie unterwegs sein können.

„Man sollte sich immer fragen, ob man sich genauso gut wie ein Autofahrer im Stadtverkehr bewegen kann. Da ist die Antwort dann oft nein“, sagt Svenja Gensow. Sie engagiert sich bei Critical Mass in Bruchsal.

Das ist eine weltweite Bewegung, die zeigen will, welche Bedürfnisse oder schlicht welchen Platz Radfahrer im Straßenverkehr haben. Seit über einem Jahr sind die Engagierten regelmäßig in einer großen Teilnehmerzahl durch die Stadt unterwegs und machen mit einer Fahrradfahrt auf ihre Anliegen aufmerksam.

Bei konkreten Problemen hilft der Test nicht

Gensow hält es für wichtig, den Fahrradklimatest zu machen, auch wenn er vor allem einen allgemeinen Überblick bietet. Konkrete Probleme müsse man vor Ort angehen, findet sie.

Ein durchgehender Fahrradweg bei der Panzerstraße, zwei Fahrradstreifen an der Balthasar-Neumann-Straße oder, dass Kinder sicher mit dem Rad etwa zur Stirumschule kommen können, zählt Gensow spontan auf.

Je mehr Teilnehmer es sind, desto objektiver wird das Bild.
Berthold Hambsch, Bruchsals Fahrradbeauftragter

Abgestimmt hat auch Berthold Hambsch, der Fahrradbeauftragte der Stadt Bruchsal. Seine Bewertung: „Ich finde, dass sich Bruchsal in der Tendenz verbessert.“ Was soll er auch sagen?

Es sind schließlich auch seine Planungen, die den Radverkehr in der Kernstadt verbessern wollen. Größte Maßnahme ist der Ausbau der Nord-Süd-Achse vom Krankenhaus über Schloss und zur neuen Kreuzung an der Friedrichstraße. Die Strecke soll mittelfristig auf 2,5 Kilometer verlängert werden.

Hambsch hofft auf weitere Testteilnehmer: „Je mehr es sind, desto objektiver wird das Bild.“ Und so werde auch das Interesse der Bevölkerung dokumentiert, was es einfacher mache, die Belange der Radfahrer politisch zu platzieren.

Wo kann ich abstimmen?

Der Fahrradklimatest ist abrufbar unter fahrradklima-test.adfc.de

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