Der Minister amüsierte sich prächtig. Das konnte man trotz seiner Stoffmaske mit baden-württembergischem Wappen erkennen. Thomas Strobl war nach Bruchsal in die Landesfeuerwehrschule gekommen, um Corona-gerecht „ehrenamtliche Arbeitgeber im Bevölkerungsschutz“ auszuzeichnen. Die gigantische Feuerwehr-Übungshalle des Landes bot sich dabei besonders gut an.
Wohlgemerkt nicht als Gastgeberin, sondern als Repräsentantin der Standort-Kommune, hatte Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick vor dem Innenminister und stellvertretenden Ministerpräsidenten ein Grußwort gesprochen - und dabei das neue Feuerwehrhaus von SEW-Eurodrive über den grünen Klee gelobt. Schließlich war in dem weltweit agierenden Antriebsspezialisten auch das Bruchsaler Vorzeigeunternehmen unter den diesjährigen Ausgezeichneten.
Strobls sanfter Spott
Durch das Gemeinschaftsprojekt von Kommune und SEW sei ein „Feuerwehrhaus entstanden, das in Baden-Württemberg seinesgleichen sucht“, so Petzold-Schick vor rund 80 geladenen Gästen hauptsächlich aus dem nordbadischen Raum.
Den Superlativ der stolzen Oberbürgermeisterin nahm Strobl sogleich mit sanftem Spott auf: Bruchsal habe ganz erwiesenermaßen das schönste Feuerwehrhaus Baden-Württembergs, lobte der Minister schelmisch. Aber nicht zu vergessen sei: Das Land Baden-Württemberg habe in Bruchsal sogar die schönste Landesfeuerwehrschule in ganz Deutschland.
Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit sind die DNA des Ehrenamts.Innenminister Thomas Strobl in Bruchsal
Staatstragender wurde es nach dem Austausch von derlei Nettigkeiten. Insgesamt 13 Unternehmen aus der Region auszuzeichnen. Strobl: „Hilfsbereitschaft und Menschlichkeit sind die DNA des Ehrenamts. Und das Markenzeichen im Bevölkerungsschutz ist das Ehrenamt. Ohne die Arbeitgeber, die dabei tatkräftig unterstützen, wäre der Bevölkerungsschutz in unserem Land in den bestehenden Formen schlicht nicht möglich.“
Preis soll Bewusstsein für Ehrenamt schärfen
Der Preis soll auch das Bewusstsein und die Bereitschaft von Unternehmern schärfen, um auch in wirtschaftlich nicht immer einfachen Zeiten die kurzfristigen Einsätze von Feuerwehrleuten, Rettungsdienstangehörigen oder THW-Kräften vom Arbeitsplatz weg zu ermöglichen.
„Wir können stolz sein auf unsere Tradition eines ehrenamtlichen Bevölkerungsschutzes, der weltweit einmalig ist“, lobte Strobl mit einem weiteren Superlativ, sagte es diesmal aber mit heiligem Ernst. „Dank des hohen Maßes an Unterstützung und Verständnis der Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber tragen diese im Wesentlichen dazu bei, dass in Notlagen schnelle Hilfe kommt.“
13 Firmen aus der Region ausgezeichnet
Dies zeige sich auch in der Corona-Krise. Strobl nannte „anlassbezogene Freistellungen der Mitarbeiter für Einsätze, Ausbildungen und Übungen oder innerbetriebliche Unterstützung der Ehrenamtlichen oder Bereitstellung von Material, Geräten, IT oder Geldspenden“.
Stellvertretend für die 13 ausgezeichneten Betriebe sprach Jörg Jahn, der Leiter des SEW-Qualitätsmanagement, in einem Redebetrag über die Motive. „Bei SEW-Eurodrive steht der Mensch im Mittelpunkt“, so Jahn. Ehrenamtliches Engagement von Beschäftigten strahle über das Unternehmen hinaus und komme diesem letztlich wieder vielfach zugute.
Firmen aus Bruchsal und Ubstadt-Weiher
Neben der großen SEW in Bruchsal und Graben-Neudorf zeigte sich an der Rowi Schweißgeräte und Elektrowerkzeuge Vertrieb GmbH aus Ubstadt-Weiher, dass auch vergleichsweise kleine Produktionsunternehmen ein großes Herz für das Ehrenamt haben. Sehr zur Freude von Ubstadt-Weihers Bürgermeister Tony Löffler, der ebenso wie Bundestagsabgeordneter Olav Gutting (beide CDU) zum Gratulieren in die Landesfeuerwehrschule gekommen waren.
Enzkreis mit den meisten Auszeichnungen
Auffällig: Aus keinem Landkreis gibt es in diesem Jahr auch nur annähernd so viele Preisträger wie dem Enzkreis mit sechs von 13 Auszeichnungen. Diesen Superlativ genossen still die angereisten Enzkreisabgeordneten Stefanie Seemann (Grüne) und Erik Schweickert (FDP), die mit Vertretern der Unternehmen zur Verleihung mit auf die provisorische Bühne kamen.
Die ausgezeichneten Enzkreis-Firmen sind: die AMZ Rolf Ziegler GmbH aus Illingen, die B. Vester GmbH aus Birkenfeld, die Herbstreith & Fox GmbH KG Pektin-Fabriken aus Neuenbürg, die die Karl Gommel GmbH aus Mühlacker sowie die Karl Roll GmbH und die Ritter GmbH, ebenfalls aus Mühlacker. Aus den kurzen Würdigungen wurde deutlich: In den Firmen herrscht nich nur großes Verständnis für das Ehrenamt, sondern mehrere leitende Angestellte und Chefs sind selbst ehrenamtlich im Bevölkerungsschutz tätig.
IT-Firma aus Oberderdingen gewürdigt
Mit Blanc und Fischer IT Service GmbH aus Oberderdingen war auch eine Firma aus der Brettener Region unter den ausgezeichneten Vorbildern. Der EDV-Dienstleister betreut weltweit die Systeme der Unternehmensgruppen E.G.O. und Blanco. Doch auch in der schnellen Online-Welt bleibt Platz für das Ehrenamt.
Laut Innenministerium sind zahlreiche Blanc-und-Fischer-Mitarbeiter ehrenamtlich im Bevölkerungsschutz aktiv. Mit Markus Konz hat das Unternehmen sogar den Gesamtkommandanten der Feuerwehr Zaberfeld an Bord. Dem Unternehmen gratulierten die Landtagsabgeordneten Andrea Schwarz (Grüne) und Joachim Kößler (CDU) sowie Bundestagsabgeordneter Axel Fischer (CDU).