Wenn Marliese Schwedes durch Heidelsheim führt und Besuchern die alte kurpfälzische Stadt nahebringt, dann sagt sie Sätze wie: „Un do unne laaft die Bach“. In diesem Fall natürlich „die Saalbach“.
Also jenes Gewässer, das es auf 40 Kilometer zwischen Bretten und Philippsburg bringt. Ein Bach, der aus dem Zusammenfluss von Salzach und Weissach entsteht, auch Gondelsheim und Helmsheim berührt, sich durch Bruchsal schlängelt und Karlsdorf nicht links liegen lässt.
Es gibt ein Helmsheimer Lied von Karl Hähnel, darin heißt es: „Wo die Saalbach fließet, auch tagein tagaus,/ da ist meine Heimat, da bin ich Zuhaus.“ Aber ist das korrekt, in der Standardsprache „die Saalbach“ zu sagen oder zu schreiben? Und woher kommt überhaupt die Verweiblichung im Dialekt?
In alten Dokumenten kommen „die“ und „der“ Bach vor
Die Spurensuche beginnt am besten mit einem Standardwerk zur Geschichte der Bäche in unserer Region: In dem Buch „Wässerwiesen“, herausgegeben von Dieter und Michael Hassler sowie Karl-Heinz Glaser, sind alte Dokumente zitiert.
In einem Schreiben von 1742 heißt es „von Heydelsheim und anderen an der Bach gelegenen Orthen“. Andererseits geht es 1762 um „Wassermangel des sogenannten Bruchsaler Bachs, welchen man den Saalbach nennt.“
Also ein historisches Unentschieden. Eine Verordnung von 1837 spricht wieder von der Wasserentnahme „aus der Saal- und Kreßbach“. Staatliche Schreiben nach 1900 halten’s meist mit dem männlichen Geschlecht.
In einigen Mundarten heißt es „die Bach“
Ziemlich klar ist ebenfalls: Das wissenschaftliche „Badische Wörterbuch“, erarbeitet an der Universität Freiburg, nennt das weibliche Geschlecht als das übliche in Nord- und Mittelbaden. Sprachwissenschaftler Tobias Streck vom Badischen Wörterbuch erklärt dazu:
„Beim femininen Genus von Bach handelt sich um eine alte Form, die sich in manchen Dialekten erhalten halt. Es handelt sich um ein Phänomen, das interessanterweise recht genau mit der fränkisch-alemannischen Dialektgrenze zusammenfällt: im Alemannischen heißt es nämlich ‚der Bach‘. In den benachbarten Mundarten von Südhessen und der Pfalz ist Bach wiederum ebenfalls feminin.“
Und so hat sich „die Saalbach“ neben der hochsprachlichen Version etabliert. Thomas Adam schreibt in der jüngsten Chronik von Helmsheim immer „die“. Warum auch nicht, sind doch deutsche Flussnamen überwiegend weiblich.
Man kennt die Elbe, die Weser, die Donau, die Spree. Keine Faustregel ohne Ausnahme, die bekannteste ist der Vater Rhein und der Neckar gesellt sich als vorgermanischer Name hinzu. Ein Alleinstellungsmerkmal für Brusl ist „die Bach“ jedoch nicht, obwohl laut Thomas Adam das tatsächlich gern und stolz angenommen wird.
„Die Saalbach“: Regionale Variante darf man auch schreiben
Die Spurensuche mündet trotzdem in der Erkenntnis: Eine falsche Schreibweise ist die Weiblichkeit des Flüsschens mit normal 30 Zentimeter Wasserstand keineswegs. Er ist für die Experten eine regionalsprachliche Variante, so wie man hier Samstag und nicht Sonnabend sagt.
In einem Polizei- oder einem Gemeinderatsbericht darf „die Saalbach“ hinein schwappen. Dass das Gesetz zur Pfinz-Saalbach-Korrektion von 1934 von „dem Saalbach“ als Männlein spricht, ist eine andere, amtliche Sache.
Aber wenn man in der Region miteinander schwätzt, würde man für den Wasserlauf vorbei an Schlachthof, Klein-Venedig oder Flugplatz „nie ‚der Saalbach‘ sage, im Lebdag net“, so die wasserdichte Erkenntnis vom Bruchsaler Mundartdichter Robert Fies.