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Klima- und Umweltschutz

Bibliotheken in Forst, Karlsdorf-Neuthard und Philippsburg setzen sich für mehr Nachhaltigkeit ein

Bücher ausleihen statt neu kaufen – das Konzept der Bibliotheken ist ohnehin nachhaltig. Trotzdem wird in den Büchereien der Region noch mehr getan. Was genau?

Frau sitzt auf einem Ausstellungstisch und hält ein Plakat zum Thema Nachhaltigkeit in der Hand.
Bibliotheken für Klima- und Umweltschutz: Für Edina Bärwald, Leiterin der Gemeindebücherei Forst, ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Foto: Maike Laske

Bill Gates‘ „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“, Charlotte Schülers „#Einfach plastikfrei Leben“ oder Susanne Fröhlichs „Weltretten für Anfänger“ sind Bücher, die von der Gemeindebücherei Forst für die Ausleihe empfohlen werden.

Auch die Bibliotheken in Karlsdorf-Neuthard und Philippsburg haben Medien rund ums Thema Nachhaltigkeit in ihrem Bestand.

Doch die Kunden werden nicht nur durch das Ausleihen von Büchern zu bewusstem Konsum motiviert. Die Büchereien versuchen selbst, Initiativen für mehr Klima- und Umweltschutz zu ergreifen und die Botschaft an die Leser und Leserinnen weiterzugeben. Wir haben mit den Leiterinnen der Bibliotheken in Forst, Karlsdorf-Neuthard und Philippsburg gesprochen: Was wird in Bezug auf Nachhaltigkeit getan?

Die Gemeindebücherei Forst macht sich für Nachhaltigkeit stark

In der Gemeindebücherei Forst gibt es eine Reihe von Aktionen mit dem Ziel, mehr Bewusstsein für Klima- und Umweltschutz zu schaffen. „Im Rahmen der Nachhaltigkeitstage Baden-Württemberg im Oktober hatten wir eine Ausstellung zum Thema“, sagt Edina Bärwald, Leiterin der Bibliothek. „So eine Ausstellung gibt es einmal im Jahr, das Thema ist bei uns aber trotzdem die ganze Zeit über präsent.“

So gibt es auf der Website der Bibliothek einen Bereich, der sich ausschließlich der Thematik widmet. Dort werden beispielsweise nachhaltige Medientipps, wie etwa Buchvorschläge zum Klimaschutz, gegeben.

Das Bring-und-Nimm-Regal rettet Gegenstände vor dem Mülleimer

Ganzjährig steht außerdem ein Bring-und-Nimm-Regal im Eingangsbereich. „Man kann Sachen hinbringen, die man selbst nicht mehr braucht, und jemand anderes kommt und nimmt sie mit“, so die Leiterin.

Geschirr, Spiele, Kerzenständer und mehr – es sei einiges dabei, was dadurch vor dem Mülleimer gerettet werden könne. „In unserem Regal gibt es sehr viel Bewegung“, freut sich Bärwald über den Erfolg des Angebots.

Im Repair-Café können kaputte Gegenstände repariert werden

Eine weitere Aktion, die bei den Kunden gut ankommt, sei das Repair-Café. Hierfür stellt die Bibliothek dem Verein Repair-Café Forst die Räumlichkeiten zur Verfügung. Einmal im Monat kommen die ehrenamtlichen Helfer des Vereins, um die kaputten Gegenstände der Besucher und Besucherinnen auf Vordermann zu bringen.

Nachdem die Profis an Geräten wie Küchenmaschinen oder Telefonen dran waren, funktioniert daran meist alles wieder. Oftmals können die Geräte nicht komplett repariert werden. Kaputte Kleidungsstücke können zudem in die Nähwerkstatt gebracht werden. „Wenn etwas nicht mehr zu reparieren ist, hat man eine Rückversicherung und kann den Gegenstand mit gutem Gewissen wegwerfen“, meint Bärwald.

Das Energiesparpaket ist ein weiteres Angebot der Bibliothek. Damit können die Stromfresser im Haus entlarvt werden. „Im Zuge der Energiekrise wird das öfter ausgeliehen als davor. Sonst ist es immer da, wenn sich das jemand ausleihen will. Jetzt gibt es eine Vormerkliste“, so die Leiterin.

Nachhaltigkeit ist uns allen ein wichtiges Thema, wir leben das selbst so zuhause. Es ist schön, dass wir das nach außen hin sichtbar machen können.
Edina Bärwald, Leiterin der Gemeindebücherei Forst

Aber nicht nur an die Menschen, auch an die Tiere wird gedacht. Statt Geranien wurden, ausgehend von der Initiative „Forst blüht auf“, Küchenkräuter in die Fensterkästen gepflanzt, die von den Lesern geerntet werden dürfen. Afrikanischer Katzenschwanz, Knoblauchrauke, Bergbohnenkraut, griechischer Bergtee, verschiedene Minzarten und mehr sind ein Paradies für Insekten.

Für dieses Projekt konnte die Bücherei den zweiten Platz beim Kreisumweltschutzpreis des Landkreises Karlsruhe belegen. Damit nicht genug: 2019 hat der Naturschutzbund (Nabu) Hambrücken Schwalbenkästen zum Schutz der Vögel installiert.

In diesem Jahr stand außerdem ein Projekt auf der Liste: Das Team Bücherei hat beim Stadtradeln fürs Klima mitgemacht. Drei Wochen lang verzichteten Bürger auf ihr Auto . „Eine tolle Aktion, um nach außen hin zu demonstrieren: Wir tun was fürs Klima, uns ist der Klimaschutz wichtig“, findet Bärwald.

Ihre Begründung für die Initiativen lautet: „Nachhaltigkeit ist uns allen ein wichtiges Thema, wir leben das selbst so zuhause. Es ist schön, dass wir das nach außen hin sichtbar machen können und das Thema immer präsenter in der Gesellschaft wird.“ So fahre sie selbst mit dem Fahrrad statt dem Auto zur Arbeit, kaufe regional ein und reduziere ihren Konsum.

Nachhaltigkeit ist für das Bibliotheksteam in Karlsdorf-Neuthard wichtig

Auch in der Bibliothek am Mühlplatz in Karlsdorf-Neuthard wird viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. „Ich habe ein persönliches Interesse daran und jeder im Team tickt da genauso“, sagt Leiterin Jutta Walde, die selbst einiges dafür tut, um nachhaltiger zu leben.

Besonders mit Kleinigkeiten, die Großes bewirken können, versucht die Bibliothek, einen Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz zu leisten: „Wir haben kompostierbare Ökobons, die Kaffeekapseln sind kompostierbar, vieles wird mit Bleistift geschrieben und nicht mit Kuli“, zählt Walde auf.

Dank dem Wassersprudler könne man auf den Kauf einer Plastikflasche verzichten und das Wasser in die eigene Trinkflasche füllen. Bei Veranstaltungen gibt es Leitungswasser. Beleuchtet wird in der Bibliothek mit LED-Lampen. Für die ausgeliehenen Bücher werden Nimm-und-Bring-Plastiktüten bereitgestellt.

In die Bibliothek soll man kommen, um sich zu informieren.
Jutta Walde, Leiterin der Bibliothek am Mühlenplatz

Außerdem ist die Einbandfolie für die Bücher umweltfreundlich. Beim Einbinden wird versucht, den anfallenden Verpackungsmüll zu reduzieren: „Wir folieren nicht mehr alles. Die Kinderbücher schon, aber die für Erwachsene nicht mehr“, erzählt Walde. Denn von Erwachsenen könne man einen sachgerechten Umgang erwarten, bei Kindern sei dagegen nicht auszuschließen, dass ein Buch versehentlich beschädigt wird.

Alte Bücher werden entweder auf dem Bücherflohmarkt angeboten oder kommen in die Altpapiersammlung, wenn man sie dort nicht loswird. „Basteln tun wir nicht mit den Seiten“, so Walde.

Die Bibliothek der Dinge dient der Ressourcenschonung

Über all diese Maßnahmen hinaus wird die Kundschaft für einen ressourcenschonenden Lebensstil motiviert: Seit diesem Jahr gibt es eine Bibliothek der Dinge. Ungefähr 50 Gegenstände werden zur Ausleihe angeboten.

„Die Leute leihen alles aus, was sie nicht so oft brauchen“, erzählt Walde. Besonders beliebt sei die Nebelmaschine für Partys. Aber auch Outdoor-Sets zum Spielen für draußen, eine Seifenblasenmaschine oder ein Laminiergerät werden häufig ausgeliehen.

Walde betont zudem: „In die Bibliothek soll man kommen, um sich zu informieren.“ Über den Verleih von Büchern hinaus gibt es regelmäßig Informationsveranstaltungen.

So fand im Februar diesen Jahres beispielsweise ein Abend rund um die Plastikmüllvermeidung statt. „Zu diesem Anlass haben wir unsere ganze Literatur aufgebaut, die wir zu dem Thema haben“, so die Leiterin. Stricknachmittage werden auch ab und zu veranstaltet. „Da werden zum Beispiel Topflappen und Einkaufsnetze gestrickt, um den Leuten zu zeigen, was man alles machen kann.“

Aber auch ohne all diese Angebote steht für Walde fest: „Nichts ist nachhaltiger als die Bibliothek.“ Das Konzept Bibliothek beinhalte bereits die Schonung von Ressourcen.

In der Stadtbibliothek Philippsburg soll mehr zum Thema Nachhaltigkeit getan werden

In Philippsburg ist man noch nicht ganz so weit wie in Forst und Karlsdorf-Neuthard. Die Bücher werden nach wie vor foliert. „Man könnte darauf verzichten, aber dann gehen sie schneller kaputt“, gibt die Leiterin der Stadtbibliothek Manuela Engelmann zu Bedenken.

Außerdem würden aufgrund von Corona die Bücher abgewischt. Das sei nicht möglich, wenn die Schutzfolie fehlt. Es gebe daher Vor- und Nachteile, die es zu berücksichtigen gilt.

„Aber wir haben ein Tauschregal, zu dem die Leute Gegenstände bringen und auch mitnehmen können“, erzählt Engelmann. Dort könnten zum Beispiel Bücher und Spiele hineingelegt werden, von Lebensmitteln und Kleidung sollte abgesehen werden.

Bisher laufe das Tauschregal jedoch noch nicht so gut. Zum einen werde nicht viel hergebracht, zum anderen fehle es an Abnehmern. „Das müsste vielleicht mehr beworben werden, damit auch attraktivere Gegenstände hineingelegt werden. Dann läuft das, denke ich, auch besser“, so Engelmann.

Ausstellungen und Bücher rund um Plastik und Müllsparen

Neben dem Tauschregal gibt es noch einen Bücherflohmarkt, der über Spenden läuft. Bücherausstellungen zum Thema und Bücher rund ums Müllsparen und Plastik dienen dazu, die Kundschaft zu informieren. Außerdem werden Arbeitsplätze bereitgestellt, die von den Bibliotheksnutzern zum Drucken genutzt werden können.

„Viel mehr haben wir noch nicht“, so Engelmann. Der Wille, mehr zum Thema Nachhaltigkeit zu leisten, sei jedoch da: „Ich überlege mir, eine Bibliothek der Dinge zu machen, aber da ist noch die Frage, was wir alles ausleihen wollen.“ Ein Rasenmäher käme beispielsweise nicht infrage, da man ihn jedes Mal prüfen müsste, wenn er wieder zurückgebracht wird.

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