Skip to main content

70 Tiere

So war das Esel- und Muli-Treffen in Forst

Schon seit über 30 Jahren treffen sich die Esel- und Mulifreunde auf der Reitanlage in Forst. Dieses Mal waren gut 70 Tiere dabei. Und mancher Esel machte seinem Namen alle Ehre.

Zwei Esel und Kathrin Dickgießer-Weiß, IGEM-Regionalleiterin Südwest aus Bruchsal auf der Reitanlage in Forst
Kathrin Dickgießer-Weiß und ihre Esel durften schon zum ersten Treffen der Esel- und Mulifreunde auf der Reitanlage in Forst mit. Foto: Edith Kopf

Da hilft kein Locken und kein Bitten. Was der Esel nicht will, bekommt die junge Betreuerin nicht hin. Das Tier mit der Startnummer 71 bleibt stocksteif vor dem Wasserfeld stehen, das da auf der Anlage des Reit- und Fahrvereins in Forst ausgebreitet ist.

Der Wallach ist keine Ausnahme beim Hindernisturnier der Esel- und Mulifreunde am Samstagvormittag. „Esel sind absolute Wüstentiere“, erläutert Barbara Feldmann. Die 67-Jährige aus Hünxe in Nordrhein-Westfalen tröstet mit der Erläuterung auch die elfjährige Emma.

Das Mädchen hat ihre Premiere auf dem Parcours gemeinsam mit Zwergesel Robert schon hinter sich. „Den Wassergraben hat er nicht gemacht.“

Einem Abgang mit Applaus steht das aber nicht im Wege. Mancher der Esel verliert schon Punkte, wenn es gilt, einen Transportanhänger zu betreten.

Esel Gustl schlägt Bewertung auf den Magen

Außerdem ist all die Leistung, die Perfektion, um die es normalerweise auf der Anlage geht, nicht gefragt beim Treffen der Interessengemeinschaft für Esel- und Mulifreunde in Deutschland (IGEM). Die rund 70 Esel und ein Muli beschnuppern sich freundlich. Ihre Besitzer sind Teil einer großen Familie, keine Konkurrenten.

Esel sind absolute Wüstentiere.
Barbara Feldmann, Eselbesitzerin

Stress gibt es dennoch, wie „der Gustl“ auf der anderen Hälfte der Anlage zeigt. Wo Artgenossen Eseläpfel fallen lassen, zeigt der Zehnjährige nervöse Verdauung.

Dabei geht es um nichts bei der Wallach- sowie später der Stuten- und der Hengst-Bewertung. „Sie dient der Information für die Tierhalter, beispielsweise über die Nutzbarkeit der Esel“, erläutert Susanne von Münchhausen.

Martha und Lotte Klausmann aus Obersdorf sowie ihre Freundin Lotta Wiesler aus Münstertal mit ihren Eseln
Martha und Lotte Klausmann sowie Lotta Wiesler können ihre Esel reiten oder auch drauf stehen. Foto: Edith Kopf

Die drei Juroren beeindruckt Gustls nervöser Magen wenig. „Was macht er denn beruflich?“, will eine davon wissen. „Das macht sie immer“, sagt von Münchhausen fürs Publikum ins Mikrofon und schiebt dann auch noch die Antwort des jugendlichen Besitzers nach: „Eselwanderungen“.

Die Frau mit der sanften Stimme und dem großen Fachwissen fungiert als Moderatorin bei dem zweitägigen Treffen unter Freunden. Beim Deutschen Zuchtverband für Esel (DZE) ist die Agraringenieurin die Zuchtmeisterin.

Ein Esel stirbt in der Nacht auf Samstag an Kolik

Tief ins vereinsgetragene Esel- und Muli-Leben ist auch Kathrin Dickgießer-Weiß verwoben. Für die 38-jährige Sprecherin der Regionalgruppe Südwest in der IGEM hat das Treffen in Forst annähernd Jubiläumscharakter.

Vor gut 30 Jahren hat ihr Vater Wolfgang Dickgießer zum ersten Mal beim Reit- und Fahrverein angeklopft wegen einer Zusammenkunft der Eselfreunde auf der Anlage. Es klappt.

Hindernisparcours für Esel auf der Reitanlage in Forst
Esel finden Wasser eher zum Davonlaufen. Entsprechend lassen sie sich nur sehr selten überreden, auch einen Fuß hinein zu strecken. Foto: Edith Kopf

Kathrin Dickgießer-Weiß kommt ihren vielen Organisationsaufgaben an diesem Wochenende dennoch etwas traurig nach. Der älteste der vier Esel, mit denen sie und ihre drei Kinder am Mittwoch die sieben Kilometer von Bruchsal nach Forst gewandert sind, ist in der Nacht auf Samstag gestorben. „Eine Kolik.“

Der Esel war schon 1992 dabei, als auch die damals achtjährige Kathrin ihren ersten Auftritt hatte. Das Treffen in Forst ist alle drei Jahre.

Junge Eselfreundinnen wie Martha Klausmann aus Oberndorf-Beffendorf bei Rottweil lassen der Trauer nicht viel Raum. Sie sorgen für Umtrieb. Noch bevor von Münchhausen zum ersten Mal ihre Stimme erhebt und wissen lässt, dass es jetzt losgeht, es aber keine Eröffnung gibt, steht sie auf dem Rücken von Shir Del.

„Ich kann auch Handstand“, lässt die Elfjährige wissen und erläutert „man muss den Mut aufbauen, es auf dem Eselsrücken zu machen“.

Höhepunkt mit gelenkigem Nachwuchs

Ihre 14-jährige Schwester Lotte Klausmann sowie die Freundinnen, Ida Roth aus dem gleichen Ort und Lotta Wiesler aus Münstertal bei Freiburg, setzen dem noch etwas drauf. Die 16-jährige Ida Roth kann sogar den Schulterstand – sie präsentiert sich mit dem Esel Schulter auf Schulter, wenn es wie am Sonntagnachmittag gilt, ein Schauprogramm zu präsentieren.

Eselbewertung auf der Reitanlage Forst beim Esel- und Muli-Treffen der IGEM Deutschland
Bevor die Jury in die Einzelbewertung einsteigt, präsentieren sich alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen mit ihren Eseln gemeinsam Foto: Edith Kopf

Die Kür mit dem gelenkigen Nachwuchs ist so etwas wie der Höhepunkt des Treffens. Zur Eröffnung am Sonntagmorgen gehört ein Gottesdienst in der Sankt-Barbara-Kirche sowie ein Umzug mit allen Teilnehmern zum Reitplatz.

Großes Zuschauerinteresse

Für Forst bieten die Esel- und Mulifreunde alle drei Jahre eine willkommene Abwechslung. Das zeigt das Zuschauerinteresse am Samstagsprogramm ebenso wie die Unterstützung durch die GroKaGe Bruchsal bei der Bewirtung.

Aus Sicht des Reit- und Fahrvereins steht das Thekenteam allerdings für eine alarmierende Entwicklung. Früher, als die Gastspiele der Eselfreunde auf der damals wegen der Größe ausgewählten Anlagen begannen, haben die Mitglieder noch selbst ausgeschenkt und damit etwas für die Vereinskasse erwirtschaftet.

„Jetzt wird es zunehmend schwieriger, Turniere mit eigenen Kräften auszurichten“, sagt Sprecher Thomas Bruno.

nach oben Zurück zum Seitenanfang