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Das Brautkleid bleibt im Schrank

Fröhlich Hochzeit feiern ist nicht einfach in Corona-Zeiten

Miriam Mosebach und Christian Geis wollen sich das Ja-Wort geben. Dem Traum von der rauschenden Hochzeitsfeier macht allerdings Corona einen Strich durch die Rechnung. Doch nicht nur einzelne Paare leiden – eine ganze Branche ächzt unter den Folgen der Pandemie.

Brautpaar bei einer Modenschau auf der Hochzeitsmesse
In der Vergangenheit konnte man sich bei Brautmessen wie „Trau Event“ in Bruchsal eingehend informieren über all das, was hilfreich und nützlich ist, wenn man heiratet. Hochzeitsmode gehört natürlich dazu. Foto: Martin Stock

Hochzeitsgesellschaft und Feier sind immer mehr geschrumpft bei Miriam Mosebach und Christian Geis in Kraichtal, von 30 auf vier Personen - mehr dürfen derzeit nicht ins Standesamt: das Brautpaar, zwei Gäste und die Standesbeamtin.

So wird dann dieser Hochzeitstag etwas spartanisch ausfallen: Standesamt, Fußweg nach Hause mit den Trauzeugen, gemeinsam Essen im erlaubten Rahmen und dann ein Ausflug nach Heidelberg - „wo wir uns kennengelernt haben.“

Eigentlich wollten sie am 1. Mai heiraten in einer wärmeren Jahreszeit, wie sie hofften. „Doch wer weiß, ob es dann schon einfacher ist“, sagt Christian. Dementsprechend hatte sich Miriam auch das Brautkleid ausgesucht. „Das passt nun gar nicht, wenn wir schon im Februar heiraten“, sagt sie. „Es bleibt vorerst im Schrank.“

Und so haben sich die beiden das leicht zu merkende Datum ausgesucht 22.2.2021. „Der 21., ein Sonntag, war für eine Trauung leider nicht zu buchen“, sagt Miriam. Sie freuen sich auf den besonderen Montag, der kurz bevorsteht und sind frohen Mutes.

Die Standesämter tun alles, um Heiratswillige wie Miriam und Christian zu unterstützen und ihnen einen unvergesslichen Tag zu ermöglichen. „Es ist und bleibt der Tag des Brautpaares“, sagt Susanne Kaiser, Leiterin des Bürgeramtes der Stadt Bruchsal und damit auch des Standesamtes. „Der soll so schön wie möglich gestaltet werden.

Dazu bedarf es einer umfangreichen Kommunikation mit den Paaren.“ Es besteht auch die Möglichkeit der Videoaufnahme, für alle, die nicht dabei sein können, aber die besonderen Momente nicht verpassen sollen. „Den Wunsch nach einer Hochzeit im Bruchsaler Schloss, die sonst möglich ist, können wir aber unter Corona-Bedingungen nicht erfüllen“, sagt Kaiser.

Während die Paare hoffnungsvoll in die Zukunft blicken, ist die Stimmung gedrückt bei all denen, die professionell die Paare bei ihrem „schönsten Tag im Leben“ begleiten wollen. Hochzeiten haben sich zu einem Geschäftszweig entwickelt. Einen Überblick konnte man sich bisher auf der Bruchsaler Hochzeitsmesse „Trau Event“ holen.

Wer sich allein auf Feiern und Feste spezialisiert hat, der hat es jetzt schwer.
Milan Vragolic Veranstalter

Milan Vragolic, der seit 10 Jahren zu dieser Messe einlädt, wollte heuer das Jubiläum feiern. Er kennt die Branche mit all ihrer Vielfalt und weiß wie sehr alle Beteiligten unter Corona ächzen. „Wer sich allein auf Feiern und Feste spezialisiert hat, der hat es jetzt ausgesprochen schwer“, sagt er.

Anna Maria Kauschke führt das Brautmoden-Fachgeschäft „Akzente in Weiß“ in Bruchsal, Renate Eichhorn die Brautmoden-Boutique Nicole in Kirrlach. „Aufgeben ist für uns keine Option, sagen beide. „Aber wir bräuchten eine Perspektive, einen Fahrplan.“ Brautkleider zu verkaufen, ist ihre Leidenschaft. „Man heiratet immer irgendwie mit“, sagt Kauschke.

Online-Beratung kommt für beide nicht in Frage. „Der Kauf eines Brautkleides benötigt Beratung und persönliche Nähe“, sagen beide unabhängig voneinander. „Es ist ein besonderes Erlebnis, das man auch besonders begehen muss.“ Das Internet könne nur Appetitanreger sein.

In den Startblöcken stehen die Anbieter von „Event Locations“ wie Rafael Dworski von der Eventmühle Kraichgau in Odenheim oder Stephanie Haller von „Augenschmaus & Gaumenfreuden“ mit zwei Feierräumlichkeiten in Unteröwisheim und Gochsheim.

Rafael Dworski hat im vergangenen Jahr von 100 Hochzeiten ganze 30 durchgeführt. „Das geht langsam an die Substanz“, sagt er. Dabei betrifft es ja nicht nur ihn, sondern viele, die auf Abruf bei den Feiern mitarbeiten und solche Feste professionell gestalten. Stephanie Haller wollte mit der zweiten Location in Gochsheim „so richtig durchstarten“, sagt sie.

„Unser ‘Berthold 57’ ist seit 2018 ein Magnet für Hochzeitsfeste, doch jetzt müssen wir warten, bis es wieder losgeht.“ Dafür bereitet sie schon heute alles vor. „Wir können jederzeit loslegen“, sagt sie. So hoffen alle, Paare und Dienstleister mit ihren vielen „Helferlein“ auf die zweite Jahreshälfte, die einen um zu feiern und die anderen, um mit Leidenschaft für ihre Gäste da zu sein.

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