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Rettungsgerät am Rasenplatz

FV Wiesental schafft Defibrillatoren für den Sportplatz an

Immer mehr Sportvereine schaffen sich Defibrillatoren an. Der Waghäuseler FV 1912 hat sich vor wenigen Tagen einen Defi angeschafft und wird in Kürze mit der Ausbildung seiner Übungsleiter beginnen.

Feature. Dephibriliator auf dem Rasen des FC Suedstern.

GES/ Fussball/ FC Suedstern, 14.07.2021
Lebensretter am Ball: Bei einigen Amateurclubs, aber längst nicht auf allen Sportplätzen, stehen für medizinische Notfälle Defibrillatoren bereit. Foto: Helge Prang/GES

Es gibt Dinge, da ist es am schönsten, wenn sie niemals gebraucht werden. Dazu zählen Defibrillatoren, die beispielsweise im Fall eines Herzstillstands zum Einsatz kommen. Der FV 1912 Wiesental hat sich vor wenigen Wochen ein solches Gerät angeschafft, das bei Bedarf zum Lebensretter werden kann.

Dabei bilden die Zwölfer ebenso wie der benachbarte TSV Wiesental unter den Sportvereinen eher die Ausnahme. Eine Untersuchung von „Definetz.online“ hat ergeben, dass in Deutschland nur fünf Prozent der Sportstätten mit einem Defibrillator ausgestattet sind.

Das Finanzielle spielt keine Rolle, wenn es um Menschenleben geht.
Manfred Schweikert, FV-Ehrenpräsident

„Wir hatten Fälle von plötzlichem Herztod im Tischtennis, aber auch im Fußball bei den Zuschauern“, sagt FV-Ehrenpräsident Manfred Schweikert. Wie der Württembergische hat auch der Badische Fußballverband eine Kooperation mit der Firma Defibtech gestartet. Dadurch wurden die Zwölfer auf diese Aktion aufmerksam.

„Das Finanzielle spielt keine Rolle, wenn es um Menschenleben geht. Vor allem, wenn man sieht, was sonst beispielsweise für Spieler ausgegeben wird“, betont Schweikert. Dennoch freut sich der Wiesentaler Fußballverein, dass die BBBank den Defi-Kauf mit 1.000 Euro und die Arbeitsgemeinschaft der Wiesentaler Vereine mit 300 Euro unterstützt haben.

Manfred Schweikert, Ehrenpräsident des FV 1912 Wiesental, zeigt den Defibrillator im Kabinengang des Zwölfer-Sportzentrums.
Manfred Schweikert, Ehrenpräsident des FV 1912 Wiesental, zeigt den Defibrillator im Kabinengang des Zwölfer-Sportzentrums. Foto: Kurt Klumpp

Dank einer Initiative des Seniorenbeirats wurden mittlerweile auch die 24 Stunden zugänglichen Räume der Kassenautomaten aller Sparkassen- und Bankfilialen in Waghäusel mit transportablen Defis ausgestattet.

So weit sind die Sportstätten in der Region noch nicht. „Ich finde die Aktion der Zwölfer vorbildlich“, bestätigt AH-Fußballer und Jugendtrainer Jürgen Mösch und ergänzt: „Es gibt mir ein gutes Gefühl, zu wissen, dass in unserem Kabinengang ein Defibrillator hängt.“

Bestätigung findet er bei Anatol Lampel. Der Gesamtjugendleiter des FV 1912 Wiesental und Mitglied des Spielausschusses fordert als nächsten Schritt die Schulung aller Trainer und Übungsleiter. Hierzu hat sich Jürgen Schlindwein vom Notrufteam Waghäusel bereiterklärt.

Vorfall bei der EM gibt Vereinen zu denken

Die Diskussion über die Notwendigkeit von Defibrillatoren an den Sportstätten erhielt bei der Fußball-Europameisterschaft neue Nahrung. Dabei war der dänische Nationalspieler Christian Eriksen auf dem Rasen zusammengebrochen. Nach einem Elektroschock aus dem Defibrillator hatte fing Eriksens Herz wieder zu schlagen angefangen.

Italienische Wissenschaftler haben in einer Studie über 15 Jahre die Fälle plötzlichen Herzstillstands an Sportstätten untersucht. Dabei überlebten 93 Prozent, wenn ein Defibrillator vorhanden war, während es auf Sportgeländen ohne solche Geräte nur neun Prozent waren.

Auch in Waghäusel gab es bereits Zwischenfälle

Auch im Wiesentaler Seppl-Herberger-Stadion gab es schon Todesfälle. Am 17. Dezember 1978 war beim Heimspiel gegen den SSV Waghäusel der langjährige erste Vorsitzende Germund Kremer auf dem Sportplatz an den Folgen eines Herzinfarktes gestorben.

Zu Beginn der 1980er Jahre war es FV-Kapitän Karl-Heinz Kammerer, der im Alter von erst 27 Jahren beim Fußballtraining in der Weingartener Sporthalle auf der Bank zusammengesackt war.

Dieses Schicksal ereilte am 29. Januar 2003 auch den 60-jährigen Bernd Endres. Der Tischtennisspieler der Zwölfer verstarb in der FV-Sporthalle während des Spiels. Und erst vor wenigen Jahren war es ein Zuschauer aus Hambrücken, der nach einem Herzinfarkt nur dank der Tatkraft einer Zuschauerin überlebte.

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