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Erdwall an Straße als Aufreger

Gemeinderäte in Bad Schönborn sind empört über Bürgermeister

Ein 300 Meter langer Erdwall erhitzt die Gemüter in Bad Schönborn. Die frische Anlage an der Bundesstraße 292 ist weitaus größer als angekündigt. Die Aktion, um Schwarzabfahrten nach Langenbrücken zu verhindern, war ein Schnellentscheid von Bürgermeister Klaus Detlev Huge. Zudem kommt der Mutterboden von der Baustelle seiner Tochter.

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Auf 300 Metern Erde abgekippt: An der Bundesstraße 292 (links) in Langenbrücken soll der Wall Abfahrten verhindern. Bürgermeister Klaus Detlev Huge entschied die Anlage ohne Genehmigung der Behörden. Die Erde stammt von der Baustelle seiner Tochter. Foto: Petra Steinmann-Plücker

Ein Erdwall erhitzt die Gemüter in Bad Schönborn. Die frische Anlage an der Bundesstraße 292 ist weitaus größer, als dem Gemeinderat angekündigt. Die Aktion, um Schwarzabfahrten nach Langenbrücken zu verhindern, war ein Schnellentscheid von Bürgermeister Klaus Detlev Huge. Ein Mitarbeiter der Gemeinde hatte zufällig passende Muttererde entdeckt: An der Baustelle von Huges Tochter. Das habe mehr als ein Geschmäckle, hieß es im Gemeinderat.

Aufregung in der Kommunalpolitik Bad Schönborn. Ein 300 Meter langer Erdwall an der Bundesstraße 292 empört einige Gemeinderäte. Der Grund: Sie wussten nicht, dass die vom Bürgermeister veranlasste Ablagerung so groß würde, sie erfuhren, dass andere Behörden nichts davon wussten und sie sind fassungslos, dass die Erde aus einer privaten Baugrube stammt. Es ist Muttererde von der Tochter des Bürgermeisters.

Herkunft des Bodens sei ein Zufall, so Huge

Klaus Detlev Huge kann die Aufregung nicht verstehen. Es sei Zufall, dass der Boden aus dieser Baustelle stamme. Ein Mitarbeiter habe die Idee gehabt, Kosten seien der Gemeinde nicht entstanden. Der noch zu bepflanzende Erdwall soll übrigens verhindern, dass Autofahrer eine Schwarzabfahrt von der Bundesstraße nach Langenbrücken hinein haben. Ein Sicherheits- und Ökologieprojekt gleichzeitig, betont der Bürgermeister.

Viele Bürger Bad Schönborns registrierten etwas verwundert den kürzlich angelegen Erdwall entlang der Bundesstraße 292 in Langenbrücken. Auf 300 Meter erstrecken sich die Aufschüttungen zwischen Fahrbahn und Wirtschaftsweg, beginnend beim Pflegeheim Quellenhof.

Viele Bürger fragen uns, ob sie auch ihren Aushub gerade so abladen können.
FWV-Sprecher Uli Haßfeld

Dass der Mutterboden von der Grube seiner Tochter stammt, hat der Gemeindechef in einer nichtöffentlichen Sitzung erwähnt und auch später nicht verschwiegen. Dennoch gab es diese Woche sehr kritische Anfragen und Empörung am Ende der Gemeinderatssitzung. „Das hat schon kein Geschmäckle mehr, das hat einen Geschmack“, hieß es von der CDU.

„Viele Bürger fragen uns, ob sie auch ihren Aushub gerade so abladen können“, berichtete FWV-Sprecher Uli Haßfeld. Außerdem, so die Fragerunde, stellten sich bei der Aktion des SPD-Bürgermeisters Fragen nach dem geldwertem Vorteil. Andere Bauherren müssten die teure Entsorgung auf eine Erdaushubdeponie bezahlen. Und woher sei die Genehmigung?

Bauamtsleiter entdeckte die Erde auf der Baustelle

Klaus-Detlev Huge erklärte sich in der Sitzung und sagte am Donnerstag den BNN: „Es ist reiner Zufall, dass die Erde aus der Baustelle meiner Tochter kommt. Unser stellvertretende Bauamtsleiter stieß dort darauf. Er war wegen eines kaputten Kabels tätig, ich habe ihn nicht hingeschickt. Er meinte, die Erde sei geeignet für unser Verkehrssicherheits- und Ökologieprojekt an der Bundesstraße.“

Dort sei schon lang geplant, illegale Abkürzungen so zu verhindern. Autos sollen nicht nach Langenbrücken ein- oder abfahren können. Deshalb lagen bislang Baumstämme auf einem kleineren Teil entlang der Straße Der Erdwall soll nun grün und bunt werden.

Genehmigung wurde nicht vorher eingeholt

„Allerdings“, räumt der Bürgermeister ein, „war es eine Entscheidung von Minuten, wir haben bei Landratsamt und Regierungspräsidium keine Genehmigung eingeholt. Das war ein Fehler im System, das muss ich zugeben. Wir korrigieren ihn jetzt mit den Behörden.“

Huge sieht sich nicht am Boden zerstört und findet: Hätte der Mitarbeiter anderswo passende Erde entdeckt, wäre die genommen werden. Seine Tochter habe den Teiltransport an die Straße bezahlt. Der Gemeinde seien also keine Kosten entstanden. Gleichbehandlung aller sei sein eherner Grundsatz, so Huge.

Landratsamt prüft den Fall

Es dürfe aber einer Bürgerin kein Nachteil daraus entstehen, dass sie mit ihm verwandt sei. Die generellen Kritiker seiner Amtsführung würden eine große Sache daraus machen. Huge ist seit neun Jahren Bürgermeister und wurde 2019 im zweiten Wahlgang knapp wiedergewählt.

Das Landratsamt bestätigte: Eine Umweltmeldung wegen Ablagerung ist eingegangen. Der Zweck der Erde sei nun bekannt. Der Fall werde geprüft. „Ein bisschen Mutterboden, aber keine 300 Kubikmeter, wurden uns in einer der vorigen Sitzungen angekündigt“, sagt Daniel Molk, Fraktionschef der CDU. „Ich habe nach einem Bodengutachten gefragt. Es hieß, das sei da. Gehört habe ich davon noch nicht“, schildert er die Informationspolitik des Bürgermeisters.

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