
Mathias Fuchs, Diplom-Theologe, Pastoralreferent der Kirchengemeinde Bruchsal-Michaelsberg und Gefängnisseelsorger, hat für seinen Trauergottesdienst in Bruchsal-Untergrombach den provokanten Titel „Gott muss ein Arschloch sein“ gewählt. Was bezweckt er damit?
Die Hintergründe zum Trauergottesdienst
Ihr Gottesdienst für Trauernde und Zweifelnde am kommenden Freitag hat ja eine geradezu blasphemische Überschrift. Wie kommen Sie darauf?
FuchsDiese verstörende und provozierende Überschrift stammt nicht von mir, sondern aus einem Lied, in dem die deutsche Metal-Band Hämatom, die ich gerne höre, den plötzlichen Tod eines Bandmitglieds verarbeitet. Dabei brüllen sie alle ihre Trauer und ihre Wut, ihren Schmerz und ihr Unverständnis Gott förmlich entgegen. Die Fragen, die die Band in ihrem Song aufwerfen, stellen sich auch viele Menschen, die trauern.
Ist das auch Ihre Erfahrung als Seelsorger?
FuchsImmer wieder ja. Warum musste mein Vater so lange leiden und so schlimme Schmerzen ertragen, bis der Krebs ihn besiegt hatte, wie kann es da einen guten Gott geben, ist so eine Frage, die Trauernde in ähnlicher Weise immer wieder stellen. Neulich war ich mit unserer Trauergruppe auf dem Friedhof. Als wir zwischen den Gräbern unterwegs waren, sagte plötzlich eine Witwe von über 70 Jahren zu mir: „Wissen Sie, Herr Fuchs, ich finde das nicht gut von Gott, meinen Mann nimmt er mit und ich muss hierbleiben und weiterleben. Das kann doch kein guter Gott sein!“
Wie darf man sich denn diesen Trauergottesdienst vorstellen, den Sie am Freitag planen?
FuchsEr wird sicherlich ganz anders als die normalen katholischen Gottesdienste. Ich habe mir fest auf die Fahne geschrieben, nicht in theologischen Floskeln zu sprechen und Gott zu verteidigen. Ich will nichts beschönigen und keinen vorschnellen Trost aussprechen. Wir hören dieses Lied, es wird ein Ritual geben, in dem man die eigene Wut und die Fragen Gott vor die Füße werfen kann, dazu Musik und Elemente der Stille. Wer möchte, kann am Ende mit mir noch das Vaterunser beten.

Wie gehen Sie ganz persönlich mit diesem Thema um?
FuchsDas ist ja die uralte Frage, wie Gott all dieses Leid in der Welt zulassen kann. Ich persönlich sage mir immer, dass er auch mich in dem Leid, das ich erlebe, nicht alleine lässt. Das spüre und erlebe ich. Darüber hinaus denke ich, dass wenn ich selber mal sterbe, dann muss nicht nur ich mich vor Gott rechtfertigen und erklären, sondern auch er mir gegenüber. Und dann verstehe ich vielleicht auch, was der Sinn in vielem ist, was mir jetzt noch völlig unklar ist.
Service
Am Freitag, 17. November 2023, findet um 18 Uhr im katholischen Gemeindezentrum St. Michael, Schulstraße 2 in Untergrombach ein Gottesdienst für Trauernde und Zweifelnde mit dem Titel „Gott muss ein Arschloch sein“ statt: Er richtet sich an Menschen, die auf Gott wütend sind, die mit ihm hadern, die an ihm zweifeln.