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Bekanntschaft mit der Freiheit

Interessengemeinschaft wildert junge Steinkäuze in Hambrücken aus

In Hambrücken sind sechs junge Steinkäuze ausgewildert worden. Initiator der Aktion ist die Interessengemeinschaft Steinkauz Mittlerer Oberrhein. Allerdings überleben bis zu 30 Prozent der kleinen Eulen ihr erstes Lebensjahr in Freiheit nicht.

Sandra Klingler von der Erdgas Südwest Initiative Pro Natur entlässt einen Steinkauz in die Freiheit.
Kleine Eule fliegt in die Freiheit: Sandra Klingler, Nachhaltigkeitsmanagerin der Erdgas Südwest und Leiterin der Erdgas Südwest Initiative Pro Natur, machte sich vor Ort ein Bild von der Steinkauz-Auswilderungsaktion. Foto: Franz Lechner

So richtig glücklich sahen die jungen Steinkäuze in Hambrücken nicht aus. Selbst der nicht, den Gisela Splett (Grüne), Staatssekretärin im Finanzamt der Baden-Württembergischen Landesregierung, in ihren Händen hielt.

Dabei wartete auf die kleinen Eulen doch in wenigen Minuten die Freiheit. Selbst das junge Pärchen, das von Manfred Debatin, dem Stellvertretenden Vorsitzenden der Hambrückener Nabu-Gruppe, in einen speziell für die Auswilderung präparierten Nistkasten gesetzt wurde, war wenig begeistert von der Menschenmenge, die das junge Glück beim Einzug in die neue Wohnung neugierig beobachtete.

So ein Auflauf wie bei der diesjährigen Auswilderungsaktion der Interessengemeinschaft (IG) Steinkauz Mittlerer Oberrhein erlebt aber auch selten eine Tierart. Fast 30 ehrenamtliche und amtliche Naturschützer, Kommunal- und Landespolitiker sowie Vertreter der Wirtschaft waren gekommen, um bei der Auswilderung der sechs jungen Steinkäuzchen dabei zu sein.

„Der Steinkauz hat halt viele Freunde und die Interessengemeinschaft Steinkauz Mittlerer Oberrhein daher viele Mitglieder“, erklärte Hermann Geyer, der Vorsitzende des Vereins für Vogel- und Naturschutz Dettenheim (VVND), die vielen Teilnehmer bei der Feierstunde.

Und tatsächlich zählen neben vielen örtlichen Nabu-Gruppen sowie Vogelschutz- und Naturschutzvereinen auch der Landkreis Karlsruhe, der Landkreis Südliche Weinstraße und die Initiative Pro Natur von der Erdgas Südwest zu den Unterstützern der IG Steinkauz Mittlerer Oberrhein. Unter anderem machte sich Sandra Klingler, Nachhaltigkeitsmanagerin der Erdgas Südwest und Leiterin der Erdgas Südwest Initiative Pro Natur, vor Ort ein Bild von der Auswilderungsaktion.

Nur zwei kleine Steinkäuze erreichen die Baumkronen

„Seit fast zehn Jahren wildern wir an verschiedenen Orten jedes Jahr junge, von unseren Mitgliedern gezüchtete Steinkäuze aus“, berichtete Geyer, noch bevor der Nachwuchs aus diesem Jahr freigelassen wurde. Dessen Laune hatte sich inzwischen nicht wirklich gebessert. Und so nutzten sie den Moment, an dem sie losfliegen durften, um möglichst schnell aus der Nähe ihrer Förderer zu verschwinden.

Bis zu einer schützenden Baumkrone schafften es aber nur zwei der vier, einer landete ein paar hundert Meter entfernt auf dem Boden, und der vierte durfte gleich erleben, dass der Geschmack der Freiheit nicht immer süß ist.

Verfolgt von einer wütenden Schwalbenhorde, die von der Auswilderung einer Eule in ihrem Revier augenscheinlich gar nichts hielt, musste auch er irgendwann auf dem Boden notlanden. Besser hatte es da das Pärchen, das sich in seinem speziellen Nistkasten langsam an seine neue Umgebung gewöhnen kann. „Die werden wir noch einige Zeit füttern, bevor sie freigelassen werden“, erklärte Debatin.

Eulen bleiben nur selten am Auswilderungsort

Das weitere Schicksal der jungen Eulen ist aber ohnehin ungewiss. „Mehr als 20 bis 30 Prozent der jungen Steinkäuze überleben ihr erstes Lebensjahr nicht“, betonte Debatin. Und die Käuzchen, die es schaffen, bleiben nur selten an dem Ort, an dem sie ausgewildert wurden.

Obwohl alle jungen Eulen immer beringt werden, wissen wir von dem Schicksal der vielen Steinkäuze, die wir in den letzten Jahren ausgewildert haben, leider nur sehr wenig.
Hermann Geyer, Verein für Vogel- und Naturschutz Dettenheim

„Obwohl alle jungen Eulen immer beringt werden, wissen wir von dem Schicksal der vielen Steinkäuze, die wir in den letzten Jahren ausgewildert haben, leider nur sehr wenig“, ergänzte Geyer. Immerhin sei ein Käuzchen der im letzten Jahr freigelassenen Tiere noch in Altdettenheim unterwegs, in Spöck hätte sogar ein Paar einmal erfolgreich gebrütet, und ausgerechnet im Saarland hätte eine der im Landkreis ausgewilderten Steinkäuze erfolgreich eine neue Steinkauzfamilie gegründet.

„Sie brauchen einfach Geduld. Bei der Auswilderung der Feldhamster in der Nähe von Mannheim hat es auch Jahre gedauert, bis sich die ersten Erfolge einstellten“, erklärte derweil Gisela Splett und machte so den Mitgliedern der IG-Steinkauz Mittlerer Oberrhein Hoffnung. Die Grünen-Politikerin ist neben Landrat Christoph Schnaudigel (CDU) Schirmherrin der Steinkauz-Auswilderung im Landkreis.

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