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Mangel an Fachkräften

Pflegekonferenz in Hambrücken macht wenig Hoffnung auf Besserung

Zum zweiten Mal hat die kommunale Pflegekonferenz im Landkreis Karlsruhe stattgefunden. Doch die Referenten in Hambrücken glauben nicht, dass sich für Fachkräfte etwas bessert.

Babette Frank spricht vor den Teilnehmern der Pflegekonferenz in Hambrücken.
Babette Frank von der Agentur „Taten.Drang“ sprach bei der zweiten kommunalen Pflegekonferenz in Hambrücken über die wichtigsten Faktoren gelungener Kooperation und Vernetzung. Foto: Martin Heintzen

Wie kann man die Herausforderungen in der Pflege bewältigen? Um dieser Frage nachzugehen, haben sich verschiedene Akteure aus dem Umfeld der Pflege aus dem Landkreis Karlsruhe zur zweiten kommunalen Pflegekonferenz unter dem Motto „Zusammen pflegt man weniger allein“ in Hambrücken getroffen.

Clarissa Simon, die im Vorstand des Pflegebündnisses Technologieregion Karlsruhe ist, gab Impulse zur Fachkräftegewinnung. Sie betonte, dass die Lage schwierig sei und dass etwas getan werden müsse.

Das Bündnis habe dafür vier Wege erarbeitet: die Akquise auf dem nationalen Markt, die Ausbildung eigener Mitarbeiter sowie Fachkräfte und Auszubildende aus dem Ausland. Aber keiner der Wege sei das Allheilmittel.

Der Markt ist leer.
Clarissa Simon, Vorstand Pflegebündnis TechnologieRegion Karlsruhe

„Der Markt ist leer“, sagte Simon zur Akquise auf dem nationalen Markt, „wir sind am Ende der Fahnenstange.“ In der Pflege brauche es deshalb bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen. „Die Pflege muss weg von ihrem negativen Image“, betonte sie. Eine gute Ausbildung sei für den Beruf zwar die halbe Miete, doch an dem mittlerweile hohen Niveau würden auch viele scheitern. Zudem fehlten Lehrkräfte.

Sowohl mit Fachkräften als auch Auszubildenden aus dem Ausland würde man „die Katze im Sack“ bekommen. Denn bei hohem administrativen Aufwand und hohen Kosten, mit denen man in Vorleistung gehen müsse, wüsste man schließlich nicht, wer da komme.

Auszubildende aus Vietnam starten ihre Ausbildung im Landkreis Karlsruhe

Zudem seien Spracherwerb und -kenntnisse eine große Herausforderung. Aktuell würden junge Menschen aus Vietnam im Landkreis ihre Ausbildung starten.

Thomas Klie, Sozialexperte im Bereich Pflege, Gerontologie, Zivilgesellschaft und demografischer Wandel, ging in seinem Online-Vortrag darauf ein, wie diese vier Bereiche unter Mitgestaltung der Kommunen aktiv gesteuert werden können – mit dem Ziel, alle Akteure einzubinden.

Der Professor betonte, dass Pflege vor Ort stattfinde. „Den größten Anteil bei der Pflege übernimmt die Familie.“ Diese könnten das allerdings nicht allein stemmen, deshalb sei Zusammenarbeit gefragt wie durch Netzwerke oder Nachbarschaft. Das Leitbild müsse eine geteilte Verantwortung sein: „Wir müssen die Solidarität leben, nicht Helden ausrufen wie in Corona-Zeiten.“

Der Sozialexperte sprach von einer „Demokratisierung der Pflege“. Dazu brauche es eine Strukturreform der Gesundheits- und Pflegepolitik, die die Unterstützung vor Ort stärken müsse. Mehr Fachkräfte allein würden die strukturellen Probleme in der Pflege nicht lösen.

Eine Stärkung der Pflege von oben werden wir nicht bekommen.
Professor Thomas Klie, Sozialexperte

„Eine Stärkung der Pflege von oben werden wir nicht bekommen“, machte Klie wenig Hoffnung, dass die Politik beim Thema Pflege in Bewegung kommt.

Der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) habe dermaßen „die Kassen geplündert“, dass die Zahlungsunfähigkeit der Pflegekassen drohe, und der aktuelle Finanzminister Christian Lindner (FDP) „verhindert schon jetzt mehr Geld für die Pflege“.

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