Zwei Jahre später als geplant, dafür aber umso kräftiger: Ein ganzes Wochenende feiert der Bruchsaler Stadtteil Heidelsheim seinen 1.250. Geburtstag. Und weil es so schön ist, begann das Festwochenende schon am Freitagnachmittag und endet erst am Montag spät in der Nacht.
Höhepunkt der Geburtstagsfeier ist am Sonntag ein Festumzug durch die Straßen mit mehr als 60 Gruppen. Das halbe Dorf ist deshalb auf den Beinen. Wer nicht selbst mitläuft, schaut sich das Spektakel vom Straßenrand aus an.
Bereits zwei Stunden, bevor die Gruppen losmarschieren, sichern sich die ersten Besucher ihre Sitzplätze auf Mauern, Bänken oder in der Bushaltestelle. Besonders beliebt sind die Stellen im Schatten. Einige, die entlang der Umzugsstrecke wohnen, nutzen den Heimvorteil und stellen Biertischgarnituren auf den Bürgersteig vor ihrer Haustür.
Bei der Organisation unterstützen Helfer aus Obergrombach die Heidelsheimer. Sie verkaufen Bier, sichern die Strecke und verteilen Fahnen in den Heidelsheimer Farben an die Besucher. „Wir helfen, wo wir können“, sagt Patrick Möllemann.
Manche Besucher aus Heidelsheim mit weiter Anreise
Eine dieser Fahnen gibt er Martin Sauer. Eigens für das Jubiläumsfest ist Sauer aus dem knapp Hundert Kilometer entfernten Schwaikheim angereist. Und seinen Schwager Peter Rauscher hat er auch gleich mitgebracht. „Ich hab davon in der Zeitung gelesen. Da habe ich meinen Schwager angerufen und gesagt, du musst mitkommen“, sagt er.
Eine noch weitere Anreise hat Gerhard Pfahl: Er wohnt rund 220 Kilometer entfernt in Waldshut zwischen Konstanz und Freiburg. Allerdings kommt er nicht ausschließlich wegen des Fests. Vielmehr wohnt sein Sohn in Heidelsheim. Dessen komplette Familie ist beim Umzug aktiv. Nicht zuletzt aber nutzt Pfahl so die Gelegenheit, um am Montag beim Geburtstag seiner Enkelin Mia dabei zu sein.
Mit einer Flasche Sekt und vier Plastikbechern macht er es sich auf einer Bank unter einer Kastanie auf dem Marktplatz bequem. „Wer früh kommt, kriegt die besten Plätze“, sagt Pfahl.
Gut 20 Minuten verspätet ziehen schließlich die ersten Gruppen durch das Stadttor auf den Marktplatz ein. Fanfaren spielen auf, Fahnenschwinger zeigen mitten auf der Straße ihr Können. Der DRK-Igel verteilt Luftballons und Lutscher an die Kinder, von der Obstbaugenossenschaft gibt es „gesunde Äpfel“. Und der Obst- und Gartenbauverein wirft Getreidekörner in die Menge.
Einige Gruppen kommen mit Traktor und Anhänger. Die Winzergenossenschaft Heidelsheim etwa fährt eine Weinpresse spazieren, die Kleintierzüchter haben Kunststoffhühner dabei. Echte Ponys zeigt der Reitverein und die Neibsheimer Armbrustschützen präsentieren ihre Waffen.
Unter die Gruppen mischen sich zugleich die neuen Städtepartner aus Volterra und sorgen für eine Prise Bella Italia. Erst am Abend zuvor sind aus den italienischen Freunden per Vertrag echte Partner geworden. Beim Umzug spielen fast 40 von ihnen Fanfaren, sie trommeln und werfen ihre Fahnen hoch in die Luft.
Für reichlich Gelächter sorgen indes die „Ersten Heidelsheimer“. Ganz in Felle gehüllt, grölen sie die Zuschauer an und schwingen Äxte und Keulen. Einige tragen auf dem Kopf wirre Perücken und an einem Stock hängt ein aufgespießtes Schwein.
Am Montag geht es in Heidelsheim noch weiter mit der 1.250-Jahr-Feier
Die Zuschauer sind begeistert dabei und lassen sich auf die Spielchen der Gruppen ein. Vorneweg begrüßen sie die Teilnehmer mit einer La-Ola-Welle, Bravo- und Jubelrufe klingen durch Heidelsheim. Und als der Musikverein Flehingen das Badnerlied anstimmt, erweisen sich zahlreiche Gäste als textsicher und singen mit.
An diesem Montag feiert der Ort weiter. Vormittags sind die Kinder an der Reihe, nachmittags die Senioren. Und zum Abschluss spielt am Abend das „Dreimannquartett“ Musik für jedermann im Festzelt in der Nähe des Sportplatzes.