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Unternehmer

Kraichgauer Heinz Heiler: Banker, Bauunternehmer, Motel One-Mitgründer und Winzer

Er war als Bankkaufmann, Immobilienspezialist, Bauunternehmer und Mitgründer von Motel One erfolgreich. Mit 78 Jahren zog er von Kirrlach nach Tiefenbach um - und machte einen neuen Traum perfekt: Heinz Heiler hat sein neues Glück gefunden.

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HAT DEN ÜBERBLICK: Heinz Heiler dürfte zu den außergewöhnlichsten Unternehmern der Region zählen. Foto: Fabry

Er lebte seit seiner Kindheit in Kirrlach, zuletzt in einer Villa samt Schwimmbad – und baute mit 78 Jahren neu, in Tiefenbach. „Wie kann man einen alten Baum verpflanzen?“, hat ihn ein Freund skeptisch gefragt. „Ja, das mag für dich gelten, aber nicht für mich“, hat ihm Heinz Heiler kess geantwortet.

Hier im beschaulichen Kraichgau-Ort Tiefenbach hat er sein eigenes „vierblättriges Kleeblatt“ um sich, wie er sagt: den Golfplatz, das gut ausgelastete Hotel, die Restaurants und die vom Gault Millau hoch gelobten VDP-Weingüter „Heitlinger“ sowie „Burg Ravensburg“.

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Heiler: „Das Wort Zufall geht ein Stück durch mein Leben“

„Das Wort Zufall geht ein Stück durch mein Leben“, meint Heiler. Der Zufall führt zu Wendungen dieses Parade-Unternehmers, der ehrgeizig und bauernschlau ist, der auch von seinen Arbeitern stets dazulernen will, der vor allem aber eines hat: Courage.

Mit 17 weiß Heinz Heiler schon, dass er einmal Sparkassendirektor werden will. Später macht er sich als Vermögensberater selbstständig, fliegt mit 60 Ärzten, Anwälten und Apothekern im Flieger zum steuergünstigen Immobilienkauf nach Mallorca.

Er versiebzigfacht in 40 Jahren den Umsatz seiner Betonbau-Firmengruppe, gründet dann mit Dieter Müller die Budget-Hotel-Kette Motel One. Mit 20.700 Zimmern ist sie in Deutschland im wahrsten Wortsinne die Nummer eins. Durch einen Pleite gegangenen Golfplatz, den er daraufhin kauft, entdeckt er seine Liebe zu Tiefenbach. Die Geschichte zu seinen Firmen muss freilich eine eigene sein (siehe unten), sonst wäre an dieser Stelle kein Platz mehr, um den 80-Jährigen als Mensch vorzustellen.

Um 5.30 Uhr morgens wird geschwommen

Heiler lässt sich zeit seines Lebens nicht hängen – das sieht man ihm auch an. Drahtig ist er. Kein Wunder, morgens steht er um 5.30 Uhr auf, geht ins eigene Schwimmbad, auf den Crosstrainer und Ergometer. „Ich bin nicht jemand, der hochbegeistert den Tag mit Sport beginnt. Aber ich bin hochbegeistert, wenn ich damit fertig bin“, sagt Heiler lachend und schlägt sich dabei die Hand auf den Schenkel. Auch ausgiebige Spaziergänge mit seinem Hund durch seine Weinberge gehören zum Tagesprogramm.

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UNTERWEGS MIT HUND PINOT IN SEINEN WEINBERGEN: Heinz Heiler war als Bankkaufmann, Chef der Betonbau-Gruppe und als Mitgründer der Budget-Hotel-Kette Motel One erfolgreich. Auch mit 80 ist er umtriebig. In Tiefenbach hat er in Weingüter, Restaurants, Golfplatz und Hotel investiert. Foto: Fabry

Tennis, Golf, Skifahren in Kitzbühel, wo er auch ein Haus hat – Sport zieht sich durch Heilers Leben. Diese sportliche Zeit an der Sonne mögen zwar die ein oder andere Falte in seinem Gesicht vertieft haben. Heiler sieht aber deutlich jünger als 80 aus. Vermutlich, weil er immer noch eines ist: ein Mann, der viel unternimmt, auch wenn er nicht mehr der klassische, ans Tagesgeschäft gefesselte Unternehmer ist.

Sport und Ehrgeiz, für Heiler gehört beides zusammen.

Heiler: "Ich wollte Weltmeister im Ringen werden"

Als Kirrlacher, gerade einmal zehn Jahre alt, „wollte ich unbedingt einmal Weltmeister im Ringen werden“. Dann wiederholt Heiler nachdenklich etwas, was er neulich im engen Familienkreis anlässlich seines 80. Geburtstags erzählt hat. Zuvor wussten nicht allzu viele davon: Sein Vater war im Krieg gefallen und seinen Stiefvater hatte er als Kind überredet, zu einem Ringkampf mitzukommen.

„Ich habe mehr geguckt, ob er auf mich schaut“, erinnert sich Heiler – und verlor prompt den Kampf. Sichtlich enttäuscht, kullerten ein paar Tränen über seine Wangen. Sein Stiefvater sah’s und mahnte streng: „Ein Junge weint nicht!“ Fortan war ihm das geliebte Ringen verboten – und der Freundeskreis perdu. „Das war die Erziehungsmethode damals“, erinnert sich Heiler. „Von da an ging ich meinen eigenen Weg.“

Unter dem Strich ein Erfolgsweg, bei dem es natürlich auch Tiefs gab. Heiler fiel hin und stand wieder auf. Sein ausgeprägtes Selbstbewusstsein hat ihm dabei geholfen. Falls er es für nötig hält, kann er direkt sein. Hintenrumgerede, das mag er gar nicht. So wie damals, bei der BfG-Bank in Mannheim. Dort hatte er einen von der Deutschen Bank kommenden Vorgesetzten. „Er kann es nicht“, hat er dem Chef der Mannheimer BfG-Filiale gesagt. Sein Vorgesetzter war dabei.

Wenn Heiler aus seinem Leben erzählt, dann kennt er übrigens die Namen von Weggefährten oder sie fallen ihm rasch wieder ein. Andere erfolgreiche Unternehmer hätten die längst vergessen.

"Ich spiele kein Theater"

Doch wie beschreibt Heiler sich selbst als Mensch, als Unternehmer? „Meine große Stärke ist, in Menschen Kompetenzen zu erkennen. Ich gebe nicht vor, ich spiele kein Theater. Ich sage, was mir gefällt und was mir nicht gefällt. Ich bin berechenbar.“ Aber er gebe auch keine Ruhe. Das sei vielleicht ein Nachteil. „Ich bin kein bequemer Vorgesetzter, wenn es nicht rund läuft.“ In einem solchen Fall geht Heiler, der ohnehin ein Perfektionist ist, in die Details. „Außenrumgebabbel“, sagt er, sei ihm zuwider. „Ich möchte zielgerichtete Besprechungen.“

Bei dem dreieinhalbstündigen Interview mit dieser Zeitung in seinem Hotel gestikuliert Heiler viel. Da breitet er weit die Arme aus, wenn er von deutschlandweiten Aktivitäten berichtet. Er dreht sich mit seinem Stuhl immer wieder auf die Seite, kann so durchs Fenster auf seine Weinberge blicken. Da kommt sein visionäres Wesen rüber. Minuten später holt er akribisch Unterlagen aus dem Ablageordner, zum Beispiel das „Handelsblatt“. Das berichtete, dass Motel One unter 19 getesteten Hotels der Preis-Leistungs-Sieger wurde. Da blitzen Heilers Augen. So etwas macht ihn sichtlich stolz.

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UMGEZOGEN: Mit 78 Jahren hat Heiler nochmals neu gebaut, ist von Kirrlach nach Tiefenbach umgezogen. Von der Terrasse seiner Villa kann er auf sein Weingut Heitlinger samt Hotel blicken. Foto: Fabry

Er, begeistert von Alter Geschichte, greift zu Kugelschreiber und Gault Millau-Weinführer und erklärt anhand der beiden Gegenstände, wie in Ägypten Pyramiden gebaut wurden. Das sind Dinge, die Heiler faszinieren.

Wie bei vielen seines Jahrgangs war finanziell nur die Volksschule drin. Etliche jener Alterskameraden haben Karrieren hingelegt, die die Jungen heutzutage mit den reichlich vergebenen Bachelor-Abschlüssen nie und nimmer hinbekommen. Heiler holte nach, was in seiner Jugend nicht möglich war: Höhere Handelsschule, Bilanzbuchhalter, Bankakademie – kurzum: etliche Jahre Abendschule.

Auch nicht selbstverständlich in den heutigen Ex-und-hopp-Zeiten: Seit 57 Jahren ist Heiler mit seiner Frau Gerlinde verheiratet. Sie sei Familienmensch, habe ihm den Rücken frei gehalten fürs Unternehmer-sein. Aber alles hat seinen Preis, das räumt Heiler durchaus ein. Seine Frau hat es ihm – die drei Töchter waren längst erwachsen – einmal erzählt: Wie die Kinder früher in ihre Zimmer verschwanden, wenn er von der Arbeit nach Hause kam. „Der Beruf hat mich so gefordert, ich habe das gar nicht bemerkt“, sagt Heiler nachdenklich. „Das war eine andere Zeit als heute.“ Bei der Geburt seiner zehn Enkelkinder waren deren Väter alle mit im Kreißsaal dabei. Es ist eines der schönsten Erlebnisse im Leben. Das ahnt Heinz Heiler. Für Männer seiner Generation war es undenkbar, das zu erleben.

Das "vierblättrige Kleeblatt" hat ihm Glück gebracht

Donnerstag ist Enkeltag. Seine Frau kocht dann, und Heiler lässt sich das Familientreffen nicht entgehen. Ein Ritual, das er ungern misst. Da kürzt er auch die Führung für den Besucher durch sein Weingut ab und überlasst den Rest der Tour seinem Technischen Betriebsleiter Jürgen Kern. Aber oben, von seiner neuen Villa aus, hat er ja mit den Enkelkindern den Überblick, sieht auf sein „vierblättriges Kleeblatt“. Es hat ihm Glück gebracht. Heiler als ausgewachsener Baum, um im Bilde zu bleiben, ließ sich sehr wohl verpflanzen. Er gedeiht sogar prächtig hier an seinem neuen Ort.

Der Bub lernt auf Empfehlung seiner Mutter Bankkaufmann bei der Städtischen Sparkasse Mannheim. Das zu einer Zeit, als dort noch Beamte beschäftigt sind und Daten auf Lochkarten gespeichert werden. Heinz Heiler leitet, kaum den Kaufmannsgesellenbrief in der Tasche, die Giroabteilung. Er will aber mehr. Der Termin beim Personalchef wird ihm jedoch verwehrt. Da kündigt er – ohne einen neuen Job in Sicht.

Er wechselt zur Bank für Gemeinwirtschaft (BfG). Jede Mittagspause schaut er sich bei den konkurrierenden Banken nach deren Konditionen um. „Ich war immer ein bisschen günstiger“, erinnert sich Heiler verschmitzt. Mit 26 verlangt er Prokura, „300 D-Mark im Monat mehr, das wäre nicht so schlecht gewesen als junger zweifacher Familienvater.“ Erst kommt die Zusage, doch dann der Wortbruch aus Frankfurt. „Noch am Abend habe ich die Kündigung geschrieben.“ Heiler sagt seiner Frau: „Eher gehe ich in den Wald und mache Bäume um, als wieder dort hinzugehen.“

Am 1. Oktober 1966 eröffnet er die Vermögensberatung Heinz Heiler in Mannheim. „Das Geschäft hat geblüht“, bis Bernie Cornfeld die Branche in Verruf bringt. Heiler beginnt wieder etwas Neues: Immobilienvertrieb. Er verkauft steuerlich begünstigte Ferienwohnungen auf Lanzarote, Mallorca und auf dem spanischen Festand, fliegt Gruppenweise mit seiner vermögenden Kundschaft dort hin. „Ich war der Entertainer an Bord, vom Morgen bis zum Abend.“

1975 kauft er die Betonbau-Firmengruppe in Waghäusel. „Es gibt in Deutschland keinen Ort ohne ein Produkt von der Firma.“ Die Energie-Konzerne und fast alle Stadtwerke sind Kunden. Vor allem Trafohäuschen, standardisiert in den fünf Werken gebaut, sind der Renner. 2015 verkauft Heiler letztlich das Unternehmen komplett an die Schwenk-Gruppe.

Bereits ab 1997 arbeitet der Badener mit Dieter Müller zusammen. Um die Jahrtausendwende verkaufen sie ihre 54 Hotels an die spanische NH-Gruppe und haben eine weitere Idee. „Wir wollten unbedingt etwas total Neues machen, etwas, das die Branche aufmischt.“ Ihre Motel One sind Budget-Hotels in Top-Lagen. Kein Gebäude sieht wie das andere aus, das Frühstückbuffet besteht zu einem großen Teil aus Bio-Produkten, die Bar ist exzellent. Dafür wird auf Festnetztelefon, Schwimmbad und Restaurant verzichtet. Der Clou: An 300 Tagen im Jahr sind die Zimmerpreise fix, nur an den restlichen Tagen höher. Großkunden erhalten auch während Messen den Standardpreis. Das Konzept geht auf. „Wir sind die Hotelgruppe mit den meisten Zimmern in Deutschland“, sagt Heiler. 73 Hotels in zehn Ländern, 27 in der Planung. Heiler: „Ende 2022 kommt Karlsruhe.“ Inzwischen hält der Unternehmer, der mit SAP-Mitgründer Dietmar Hopp gut befreundet ist, noch zehn Prozent an der Besitzgesellschaft. Das Aufsichtsratsmandat hat er 2019 abgegeben.

Die Heiler Beteiligungs GmbH (Waghäusel) gehört ihm zu 94 Prozent. Diese wiederum ist Eigentümerin der Heitlinger Golf Resort GmbH, der Heitlinger Gastro & Hotel Betriebs-GmbH sowie der Weingüter Heitlinger & Burg Ravensburg GmbH.

Sie gehören zu den größten Bio-Weingütern in Deutschland. Über eine Million Flaschen werden pro Jahr abgefüllt. Sie werden in 42 Länder exportiert.

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