Das Bruchsaler Bahnhofscarée, das kleine Viertel gegenüber dem Bahnhof, ist historisch wertvoll und soll möglichst erhalten bleiben. In einer Stadt, die 1945 zu fast 80 Prozent zerbombt wurde, sind historisch erhaltene Gebäude besonders rar, zumal wenn sie an einer so prominenten Stelle, zum Eingang in die Innenstadt, stehen. Dieses Ensemble zwischen Bahnhof, Amalienstraße, Hildastraße und Moltkestraße soll nach dem Willen des Gemeinderats so gut es geht erhalten bleiben.
Zu diesem Entschluss kam die Kommission für Stadtgeschichte, auch vor dem Hintergrund der Auseinandersetzungen rund um die Huttenstraße. Dort hat ein modernes Bauvorhaben innerhalb einer historisch wertvollen Straße mit Ensembleschutz für Wirbel gesorgt. Daraus hat man seine Lehren gezogen.
Schaufront zum Bahnhof ist besonders wertvoll
Ein aktuelles Baugesuch am Bahnhofsplatz hat nun die Verwaltung auf den Plan gerufen. Ein Bauherr will am Bahnhofsplatz ein Gebäude aufstocken. Weil es sich um einen „städtebaulich sensiblen Bereich“ handelt, sei es geboten, künftige Bauvorhaben einzuhegen, so war man sich im Gemeinderat einig. Es sei angezeigt, auf die vorhandene Vorkriegsbebauung Rücksicht zu nehmen und vor allem die repräsentative Schaufront am Bahnhof zu erhalten.
Sie sei die Visitenkarte Bruchsals, der erste Eindruck für Menschen, die mit der Bahn in der Stadt ankommen und sich in die Innenstadt begeben. Zugleich wolle man aber auch Möglichkeiten der Nachverdichtung innerhalb des Blocks schaffen. Stichwort: dringend benötigter Wohnraum.
Fingerspitzengefühl gefragt
„Es ist Fingerspitzengefühl gefragt“, hieß es in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Das Quartier besitze mit Ausnahme des Postcenters und des Ärztehauses eine unveränderte Bebauungsstruktur seit der Vorkriegszeit. Trauf- und Firsthöhen sollen nach Möglichkeit erhalten oder vereinheitlicht werden, Gauben einheitlich gestaltet und Raumkanten klar hervorgehoben werden.
Ein neuer Bebauungsplan soll daher den alten von 1975 ersetzen und auf historische Belange Rücksicht nehmen, kleinere Aufstockungen zulassen sowie die „städtebaulichen Dominanten“ erhalten. Als solche gelten zum Beispiel das alte Gewerkschaftshaus an der Ecke Amalienstraße, das Café Journée und die alte Post. Im Inneren seien aber sehr wohl Erweiterungen zulässig, so der Tenor. Von den Fraktionen gab es Zustimmung.
Stadträtin Dela Schmidt plädierte darüber hinaus dafür, auch in den Innenhöfen Grünflächen und alte Bäume möglichst zu erhalten. Einstimmig beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, den neuen Bebauungsplan auf den Weg zu bringen.