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Noch viele Fragen offen

Bruchsaler äußern Kritik: Mit dem digitalen Impfpass kommt die Skepsis

Am Montag soll es losgehen. Dann gibt es den digitalen Impfausweis in Apotheken. Ob alles am ersten Tag schon funktioniert? Nicht nur ein Bruchsaler Apotheker ist skeptisch.

Ein Arzt füllt in einer Übergangswohneinrichtung für Geflüchtete einen Impfausweis aus. In Essen werden in sechs Übergangswohneinrichtungen für Geflüchtete mobile Impfteams eingesetzt, um die Bewohnerinnen und Bewohner mit dem Covid-19-Impfstoff von Janssen (Johnson & Johnson) zu immunisieren. +++ dpa-Bildfunk +++
Papier war gestern: Von Montag an gibt es auch in Baden-Württemberg den neuen digitalen Impfausweis. Der gelbe Pass bleibt aber gültig. Foto: Jonas Güttler picture alliance/dpa

„Wir sind startklar.“ Der Apotheker Ernst Ciupka könnte an diesem Montag loslegen, seinen Kunden den digitalen Impfausweis auszustellen. Und doch hofft der Inhaber der Bruchsaler Hirsch-Apotheke, dass ihm die Geimpften nicht gleich die Tür einrennen.

„Die andere Seite muss auch startklar sein“, stellt er heraus. Noch ist sich Ciupka nicht sicher, dass die eilends aufgelegte Software am Montag wirklich funktioniert und er die ersten Ausweise ausstellen kann. „Das wäre nicht das erste Mal, dass groß angelegte Digitalisierungsprojekte nochmal verschoben werden müssen.“

Ein ähnliches Bild in den Impfzentren. Auch sie sollen künftig den digitalen Impfausweis ausstellen können. Doch Dieter Hassler, der Leiter des Kreisimpfzentrums Heidelsheim, ist ebenfalls skeptisch.

„Wir haben bisher dafür gar keinen freien Computerarbeitsplatz“, nennt er eines der Probleme. Er spricht von einem „typischen Spahn’schen Schnellschuss“. Fast wortgleich sagte das auch der Apotheker im BNN-Gespräch.

Digitaler Impfausweis kommt auch per Post

Immerhin 700 bis 800 Dosen an Impfstoff werden derzeit täglich in Heidelsheim verimpft. Da kommt einiges an Arbeit auf die Zentren zu, wenn alle mit einer Zweitimpfung künftig vor Ort ihren digitalen Impfausweis bekommen sollen.

Alle schon jetzt in einem Impfzentrum vollständig Geimpften, so hatte Sozialminister Manne Lucha noch Ende vergangene Woche mitgeteilt, sollen ihren digitalen Impfausweis per Post zugesandt bekommen. Das wäre ein QR-Code, den man per Smartphone auslesen kann. Damit hätte man den digitalen Ausweis immer dabei.

Damit ist aber auch klar: Dass die Apotheken Impfausweise ausstellen, ist nur eine Übergangslösung. „Das geht vielleicht zwei Monate“, so Ciupkas Einstellung. Trotzdem habe er den Aufwand nicht gescheut, die Vergütung jedenfalls sei nicht sonderlich verlockend. „Aber die Nachfrage bei unseren Kunden ist jetzt schon groß.“

Wo sind die Vorteile gegenüber Papier?

Und die könnte auch in den Impfzentren groß werden. „Wir haben noch keine belastbaren Infos dazu“, erklärte Dieter Hassler vom Heidelsheimer Impfzentrum. Zusätzliches Personal für die neue Aufgabe zu finden, sei dabei noch das geringste Problem.

Da könne man auch auf Zeitarbeitsfirmen zurückgreifen. Überhaupt hält Hassler den digitalen Impfausweis noch für überschätzt: „Da wird ein künstlicher Hype erzeugt“, ist sich der Arzt sicher.

Auch Apotheker Ciupka sieht derzeit nicht viele Vorteile gegenüber dem gelben Impfbüchlein. „Die Gegenseite ist noch gar nicht vorbereitet“, gibt er zu bedenken. Kinos, Restaurants, Theater – können sie das digitale Zertifikat überhaupt auslesen?, fragt er sich.

Und: „Es wird immer ältere Menschen geben, die kein Smartphone haben. Es muss auch künftig die Möglichkeit eines Papierausweises geben“, findet er. „Einen realen Nutzen sehen wir noch nicht.“ In einem schließt sich Ciupka aber dem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn an: „Stürmen Sie nicht die Apotheken“, hatte der jüngst gebeten.

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