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Ähnlicher Fall in Karlsdorf

„Judenstern“-Aktion: Nachfahren Bruchsaler Juden zeigen sich entsetzt

Nur die AfD/UBiB-Fraktion hat nicht unterschrieben: Die Fraktionen im Bruchsaler Gemeinderat verurteilen gemeinsam die Plakataktion mutmaßlicher Impfgegner mit dem „Judenstern“-Symbol. Unterdessen ist an anderer Stelle die gleiche Symbolik aufgetaucht.

Zettel mit „Judensternen“ in Bruchsal
„Ungeimpfte sind hier unerwünscht“: Das stand auf den Zetteln mit einem „Judenstern“ versehen, die an 14 Stellen in Bruchsal, unter anderem am Technischen Rathaus, gefunden wurden. Foto: privat

Die Nachfahren Bruchsaler Jüdinnen und Juden sind entsetzt: Dass Unbekannte Zettel, versehen mit einem „Judenstern“, an Bruchsaler Einrichtungen und Geschäfte gehängt haben, erschüttere sie. Darauf macht der Förderverein „Haus der Geschichte der Juden Badens“ aufmerksam.

Ähnlich schockiert zeigen sich die meisten Fraktionen im Bruchsaler Gemeinderat. CDU, Grüne/Neue Köpfe, SPD, Freie Wähler und FDP/Bürgerliste verurteilen gemeinsam „diese widerliche anonyme Protestaktion von ‚Impfgegnern‘“. So heißt es in einer Pressemitteilung, die lediglich von der AfD/UBiB-Fraktion nicht unterzeichnet wurde.

„Immer wieder greifen Menschen, die sich in einer extremen Situation wähnen, zu einem falschen und kaum zu ertragenden Vergleich. Sie erklären sich zu den neuen ‚Juden‘, zum unbedingt zu schützenden, vom Tod bedrohten Opfer. Damit polarisieren sie so weit, dass die in einer Demokratie in jeder Situation notwendige Debatte verhindert wird“, heißt es in der Mitteilung der Kommunalpolitiker weiter.

Gemeinderat Bruchsal stellt sich hinter Geschäftsleute

Man habe sich als Gemeinderat immer wieder kritisch mit Corona-Maßnahmen auseinandergesetzt. Man werde sich nicht von einer sachlichen Auseinandersetzung mit der Pandemie abbringen lassen, so die Zusage.

Die Bruchsaler Geschäfte, die auf die Einhaltung der Regeln achten, handelten korrekt. Die von einer großen Mehrheit im Bundestag getroffenen Entscheidungen zur Eindämmung der Pandemie seien für alle Bürger bindend und zu akzeptieren, finden die Unterzeichner.

Andenken an Holocaust-Opfer „wird instrumentalisiert“

Und auch der Förderverein „Haus der Geschichte der Juden Badens“ verurteilt „diese unerträgliche Verunglimpfung von Opfern der Shoah aufs Schärfste“, heißt es in einer Mitteilung. Damit werde „das Andenken an die Holocaust-Opfer instrumentalisiert, tatsächliches entsetzliches Leid wird bagatellisiert, und die Verbrechen der Nazi-Diktatur werden verharmlost“. Der Förderverein mutmaßt: „Die Plakataktion ist die Unrechtstat einiger Weniger.“

Unterdessen ist das gleiche Plakat, das in Bruchsal hing, in einem anderen Zusammenhang in Karlsdorf-Neuthard aufgetaucht, in der Vereinsgaststätte beim Kleingärtnerverein Karlsdorf: Nachdem man einen Gast mit einem falschen Impfnachweis aus dem Vereinsheim geworfen habe, hat der Vorsitzende per WhatsApp dasselbe Motiv zugeschickt bekommen.

Wolfgang Bäuerle bestätigt auf BNN-Anfrage den Vorfall. „Bisher haben wir keinerlei derartige Erfahrungen gemacht. Die meisten unserer meist älteren Stammkunden sind sogar schon drei Mal geimpft.“ Das verwendete Motiv mit dem gelben Stern und dem Wort „ungeimpft“ ist im Internet leicht zu finden, war auch schon bei einigen Querdenker-Demonstrationen zu sehen.

„Judenstern“-Aktion mutmaßlicher Impfgegner ist Fall für den Staatsschutz

Ob es einen Zusammenhang zwischen dem Karlsdorfer Vorfall und der Bruchsaler Plakataktion gibt, ist offen. Im Bruchsaler Fall ermittelt mittlerweile der Staatsschutz. Auch die Stadtverwaltung hat Strafanzeige gestellt.

Innenminister Thomas Strobl, der Antisemitismusbeauftragte des Landes Baden-Württemberg, Michael Blume, der Landrat, Bruchsals Oberbürgermeisterin und viele andere haben die Tat bereits verurteilt.

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