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Online-Attacke in der Corona-Krise

Kirchen in Karlsdorf-Neuthard rufen zu Solidarität mit Bürgermeister Sven Weigt auf

Am Sonntag soll sich eine Menschenkette über den Mühlenplatz in Karlsdorf spannen. Auf Initiative der Kirchengemeinden ist dieses Zeichen der Solidarität geplant. Kritiker und Befürworter der Corona-Maßnahmen vereine ein Wunsch, ist sich eine der Verantwortlichen sicher.

Corona Gegendemo Bruchsal
Einen Schal weit Abstand: In Bruchsal bildete sich am Montag eine Menschenkette rund um das Rathaus. In Karlsdorf ist für Sonntag auf dem Mühlenplatz eine ähnliche Aktion geplant. Auch dort sollen Teilnehmer einen Schal mitbringen. Foto: Martin Heintzen

So kann es nicht weitergehen. Darüber waren sich die Verantwortlichen der Kirchen in Karlsdorf-Neuthard einig. Nach der Bedrohung von Bürgermeister Sven Weigt (CDU) im Internet entschieden sich die Pfarrgemeinden, ein Zeichen der Solidarität zu setzen.

Auf Facebook war im Zusammenhang mit den montäglichen Corona-Protesten ein zwischenzeitlich gelöschter Kommentar aufgetaucht, der einen Angriff gegen Weigt empfahl.

Am Sonntag, 6. Februar, 17 Uhr, soll nun eine Menschenkette auf dem Mühlenplatz gebildet werden. Schals sollen den notwendigen Abstand zwischen den Leuten gewährleisten. „Für Zusammenhalt und ein gutes Miteinander“ ist Motto der Versammlung.

Schon länger habe man in den Gremien diskutiert, wie man dafür werben könne, berichtet Vera Herberger. Sie ist Vorsitzende des Pfarrgemeinderats der Seelsorgeeinheit Karlsdorf-Neuthard-Büchenau. Der Vorfall um Bürgermeister Weigt sei letztendlich Stein des Anstoßes gewesen, jetzt aktiv zu werden. „Wir wollen nicht spalten, wir wollen die Leute zusammenbringen“, sagt Herberger.

Ruhiger Montagsprotest in Karlsdorf

Unterdessen ist der jüngste Montagsprotest von Kritikern der Corona-Maßnahmen in Karlsdorf ruhig verlaufen. Wie von der Gemeinde gefordert, waren die Demonstranten ohne Plakate unterwegs, auch Sprechgesänge waren nicht zu hören.

Die unangemeldeten Veranstaltungen werden seit dem Sommer von der Gemeinde geduldet. Zuletzt war Polizei vor Ort. Auch in Neuthard sollen sich inzwischen Protest-Spaziergänger treffen.

Sven Weigt hat die Beruhigung der Gemüter ebenfalls wahrgenommen. Dass er den Aufruf zu Gewalt gegen seine Person öffentlich gemacht und kommentiert hat, habe positive Reaktionen ausgelöst, sagt der Bürgermeister rückblickend.

„Wir dürfen keine Anfeindungen dulden oder dass die Demokratie in Frage gestellt wird.“ Es müsse zu einem konstruktiven Diskurs zurückgefunden werden.

Vielleicht kommt jemand, der sonst montags unterwegs ist.
Vera Herberger, Organisatorin in Karlsdorf-Neuthard

Umso wichtiger ist es den Initiatoren der Menschenkette, das Miteinander zu betonen. Man verstehe die Aktion nicht als Gegendemo und habe sich bewusst für den Sonntag, und eben nicht für den Montag, als Veranstaltungstag entschieden.

„Wir wollen nicht polarisieren“, sagt Vera Herberger. Ihre Hoffnung: „Vielleicht kommt jemand, der sonst montags unterwegs ist.“ Man sei sich sicher, dass auch aus den Reihen der Kritiker viele an einem guten Auskommen interessiert seien.

„Uns eint doch alle der Wunsch nach Normalität und einem Ende der Pandemie.“ Die Ansichten, wie das erreicht werden soll, unterscheiden sich jedoch erheblich.

Neben der katholischen und evangelischen Kirche rufen auch CDU, SPD und Grüne Liste zur Teilnahme an der Menschenkette auf. Die Freien Wähler beteiligen sich nicht am offiziellen Aufruf, dem Vernehmen nach werden dennoch Mitglieder der Gemeinderatsfraktion erwartet.

Organisatoren froh über Bruchsaler Menschenkette

Dass sich solch eine Aktion lohnt, davon ist Christian Holzer überzeugt. Der Vorsitzende des SPD-Kreisverbandes hatte die Menschenkette am vergangenen Montag um das Bruchsaler Rathaus und eine Kundgebung organisiert.

„Die Grundstimmung ist positiv. Es sind doppelt so viele Leute gekommen, wie wir dachten“, sagt er auf Anfrage. Bis zu 250 Menschen hatten teilgenommen, während zeitgleich die Gegner der Corona-Maßnahmen demonstrierten.

Auch im Nachgang gebe es positive Rückmeldungen und Fragen nach einer Wiederholung. „Die Kundgebung war zunächst einmalig, aber das heißt nicht, dass wir in einigen Wochen nicht doch noch einmal zusammenkommen“, so Holzer, der die Atmosphäre zwar als angespannt wahrgenommen hat zwischen den beiden Gruppen, „aber man hat sich respektiert“.

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