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Tätigkeitsbericht

Psychologische Beratungsstellen spüren mehr Eigeninitiative der Betroffenen im Landkreis Karlsruhe

Der Ausschuss des Kreistages beschäftigt sich mit der Arbeit der Psychologischen Beratungsstellen im Landkreis: Viele Menschen meldeten sich während der Pandemie direkt bei den Einrichtungen.

Osteoporose-Patienten nehmen am 17.09.2014 in Essen (Nordrhein-Westfalen), unter Anleitung von Physiotherapeutin Helga Becher, an einer Funktionsgymnastik der "Selbsthilfegruppe für Osteoporos in Essen" teil. Foto: Volker Hartmann/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit
Hilfe suchen: Die psychologischen Beratungsstellen im Landkreis Karlsruhe bieten auch Unterstützung in der Pandemie an. Foto: Volker Hartmann

Zunächst einmal handelt es sich nur um Zahlen. Rund 116.000 junge Menschen im Alter von „0 bis 26 Jahre“ lebten 2020 im Landkreis. Zwei Prozent davon, das entspricht etwa 2.300 Beratungsfällen, nutzen mehr oder weniger freiwillig die Angebote der psychologischen Beratungsstellen im Landkreis Karlsruhe.

Im Vergleich zu den Vorjahren, also zu coronafreien Jahren, bewegten sich die Fallzahlen 2020 auf einem annähernd gleichen Niveau. Das mag erst einmal erstaunen, zumal bundesweit die Rede davon ist, dass in Zeiten von Corona die Problemlagen bei Kindern und Jugendlichen zugenommen haben sollen.

„Verändert haben sich die Zugangswege zu uns“, erläuterte Fabian Scheiter, Leiter der psychologischen Beratungsstellen des Landkreises. Bei der jüngsten Sitzung des Jugendhilfe- und Sozialausschusses (Kreistag) in Karlsdorf-Neuthard stellte er den Tätigkeitsbericht der Beratungsstellen für 2020 vor.

Bedingt durch Schul- und Kindergartenschließungen seien diese Zugangswege, sich an die Beratungsstellen zu wenden, zurückgegangen. Dafür verzeichneten die Stellen einen Zugang, der vor allem auf Eigeninitiative fußte. Kurzum: Viele betroffene Personen, Eltern und/oder Kinder und Jugendliche, setzen sich direkt, ohne den Umweg Schule oder Kindergärten, mit den Beratungsstellen in Verbindung.

Die meisten Gründe sind familiäre Konflikte

Beim Gros der Beratungsfälle ging es laut Scheiter um „Belastungen des jungen Menschen durch familiäre Konflikte“; gefolgt von „Entwicklungsauffälligkeiten / seelische Probleme des jungen Menschen“. Und ja, so die Bilanz 2020, die Beratungsstellen registrierten coronabedingte Beratungsschwerpunkte.

Dazu zählten und zählen bezogen auf Eltern: Herausforderung für Alleinerziehende; Medienkonsum und Mediensucht ihrer Kinder. Bezogen auf Kinder: Verstärkung der Verhaltensauffälligkeiten; vermehrte Aggressions- und Konfliktsituationen. Bezogen auf Jugendliche: Selbstzweifel und depressive Verstimmungen; Ängste und soziale Vereinsamung. Bezogen auf Familien: Ausweitung der Konflikt- und Stressmuster in belasteten Familien; Verstärkung der Schwierigkeiten durch Trennung und Scheidung.

Allerdings, auch das klang im Verlauf der Ausschusssitzung an, sollte man nicht alles über einen Kamm scheren. Sicher, in „Problemfamilien“ dürfte die Pandemie entsprechende Entwicklungen beschleunigt haben. Gleichzeitig aber hat in vielen Familien die Pandemie das Familienleben entschleunigt, hat dazu beigetragen, dass die Familienmitglieder enger zusammengerückt sind.

Politiker loben das Hilfsangebot

Einige von Scheiter vorgestellte Zitate aus Beratungsgesprächen sollten dies bestätigen: „Ich bin weniger gestresst. Ich kann jetzt so sein, wie ich bin.“ (Jugendliche, 13 Jahre). „Mit gefällt es gut, dass ich im Homeschooling meine Eltern öfters sehe.“ (Mädchen, 9 Jahre) „Durch Kurzarbeit bin ich mehr zu Hause und kann mehr Zeit mit meinem Sohn verbringen.“ (Vater eines achtjährigen Jungen).

Fast schon eine Art Diskussionsfass machte sodann Paul Metzger (CDU/Junge Liste) auf, der sinngemäß dafür plädierte, Familien wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken. Er berief sich dabei auf den Paragrafen Sechs des Grundgesetzes, wonach „Pflege und Erziehung das natürliche Recht der Eltern und die zuvorderst ihnen obliegende Pflicht sind“.

Solche Hilfen müssten weiterhin in dem Umfang angeboten werden – „sonst gehen uns Menschen durch die Maschen“, befand Cornelia Petzold-Schick (Freie Wähler). Die „unterstützende Funktion“ der Beratungsstellen hob Ingeborg Brake-Zinecker (Grüne) hervor. Und Landrat Christoph Schnaudigel erinnerte daran, dass es sich um eine gesetzliche Aufgabe der Jugendhilfe handle.

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