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Standort bei Menzingen

Bauantrag rückt näher: Im Kraichtal diskutieren Befürworter und Gegner über Windräder

Von ursprünglich zehn möglichen Standorten in Kraichtal sind zwei übrig geblieben. Bei Menzingen könnten nun vier Windräder hinkommen. Darüber will der Initiativkreis Energie Kraichgau mit der Bevölkerung diskutieren. Auch die Gegner kommen zu Wort.

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Blick auf Menzingen: Auf dem Landskopf, wo es am Mittwoch recht zugig war, sollen vier Windräder entstehen. Beim Infoabend am Donnerstag, 20. Februar, um 19 Uhr in der Mehrzweckhalle Menzingen will der Initiativkreis Energie Kraichgau mit allen Beteiligten über die Nutzung von Windenergie informieren. Foto: Heintzen

Um den geplanten Windpark im Lußhardtwald ist es ruhig geworden. Noch stehen Gutachten zu natur- und artenschutzrechtlichen Frage aus. Ende März will der neue Betreiber, die Altus AG Karlsruhe, beim Landratsamt Karlsruhe einen Antrag auf Bau und Betrieb von zehn Windrädern stellen.

Dagegen hatte es öffentliche Proteste bei Infoveranstaltungen und eine Demo der Bürgerinitiative Gegenwind Lußhardt gegeben.

Infoabend des Initiativkreises

Diesen Weg will der Initiativkreis Energie Kraichgau bewusst nicht gehen. Es gibt Pläne, wonach sich im Kraichgau bald vier Windräder drehen könnten. Beim Infoabend „Windkraft-Nutzung im Kraichtal“ am Donnerstag, 20. Februar, um 19 Uhr in der Mehrzweckhalle Menzingen will der Initiativkreis deshalb über Vorteile der Windenergie informieren – und dabei auch mit Gegnern diskutieren.

Vier Windräder erzeugen 52 Prozent des Strombedarfs

„Wir würden die Leute gerne mitnehmen, auf dem Weg zum Einsatz von 100 Prozent erneuerbarer Energie“, sagt Klaus Schestag vom Initiativkreis Energie-Kraichgau. Der Verein setzt sich seit 2003 für Energieeinsparungen und erneuerbare Energiequellen ein. Zusammen mit der stellvertretenden Vorsitzenden Tina Ellis erläutert Schestag im BNN-Gespräch die Chancen, die der Verein mit Windrädern auf Kraichtaler Gemarkung sieht.

Danach könnten vier Windkraftanlage mit je drei Megawatt Leistung jährlich 28.000 Megawattstunden Strom erzeugen und damit 52 Prozent des derzeitigen Bedarfs in Kraichtal decken, so der Bauingenieur aus Oberacker. Etwa vier bis fünf Windräder mit einer Nabenhöhe von 140 Meter sind im Gespräch. Bei der Informationsveranstaltung will er den Besuchern die konkreten Möglichkeiten für eine Energie-Wende vor Ort aufzeigen.

Nur noch zwei Flächen im Rennen

Gleichzeitig stellt Bürgermeister Ulrich Hintermayer den aktuellen Planungsstand vor. Kraichtal hat wie andere Kommunen die Möglichkeit, Vorranggebiete zur Windenergiegewinnung festzulegen. Ein entsprechender Teilflächennutzungsplan ist aber noch nicht in Kraft getreten.

Nach den jahrelangen Diskussion sind von zehn möglichen Flächen nur noch zwei im Rennen: Im Gewann „Am Menzinger Weg“ auf Gochsheimer Gemarkung und im Gewann „Schwalbenrain“ des Stadtteils Landshausen. Dort gibt es bereits Vorverträge mit Grundstücksbesitzern. Mit einer mittleren Jahreswindgeschwindigkeit von 5,0 bis 5,25 Metern pro Sekunde weisen diese Flächen eine der höchsten Windpotenziale in Kraichtal auf, heißt es seitens der Gemeinde.

Daten des neuen Windatlas

Wie Hintermayer auf BNN-Anfrage erklärte, muss ein Ingenieurbüro die Daten aus dem neuen Windatlas einarbeiten, den das Umweltministerium in Stuttgart im Mai 2019 veröffentlicht hat. „Die neuen Daten sollen im Laufe der nächsten Monate vorliegen“, so Hintermayer. Laut Windatlas 2019 lässt der Kraichgau „keine hohen Windgeschwindigkeiten erwarten“.

Einzig die nach der Hauptwindrichtung Westen hin zum Rheingraben geöffnete Geländesituation wirke sich begünstigend aus. „Es findet sich recht großräumig ein Windangebot um 250 Watt/m². Ein Windangebot mit mehr als 300 Watt/m² ist nur ganz vereinzelt vorzufinden“, heißt es über den Kraichgau weiter.

Auch Gegner kommen zu Wort

Um die Ansiedlung von möglichen Windrädern zu steuern, wird den Kommunen die Ausstellung eines Teilflächennutzungsplanes empfohlen. Sonst greift nämlich Paragraf 35 des Baugesetzbuches, wonach Windenergieanlagen als privilegierte Bauvorhaben gelten. Darauf macht Umweltdezernent Jörg Menzel vom Landratsamt Karlsruhe aufmerksam. Dies gelte beispielsweise auch für Kronau und Bad Schönborn.

Alternative zu Verspargelung?

„Was ist die Alternative zu Windrädern?“ Das fragt sich Klaus Schestag und will Kritikern, die eine Verspargelung der Landschaft fürchten, Wind aus den Segeln nehmen. Er verweist auf den geplanten stufenweisen Ausstieg aus der Atomenergie, der bis 2022 erfolgen soll. Auch Speichermöglichkeiten für Windenergie gebe es bereits. In einem Pilotprojekt in Gaildorf bei Stuttgart wird der Überschuss an Wind mit Hilfe eines Pumpspeicherkraftwerks zwischengespeichert.

Um eine möglichst breite Diskussionsgrundlage zu bekommen, sollen an dem Infoabend auch die Gegner von Windkraftanlagen zu Wort kommen. Ein Vertreter des Vereins Gegenwind Obergrombach-Helmsheim-Kraichgau wird seine Sichtweise vortragen.

Prokon sorgt für Schlagzeilen

Zu guter Letzt wird auch der mögliche Betreiber aus Itzehoe, die Prokon eG, über die bisherigen Planungen und eine mögliche Bürgerbeteiligung informieren. Nach Einschätzung von Umweltdezernent Menzel werden Bürgerbeteiligungen zunehmend genutzt, um die Akzeptanz in der Öffentlichkeit zu erhöhen – etwa in Rheinland-Pfalz. 2015 wurde das Unternehmen, das nach eigenen Angaben bis heute 365 Windenergieanlagen gebaut hat, in eine Genossenschaft umgewandelt.

Zuvor hatte das Unternehmen 2014 mit einer Insolvenz bundesweit für negative Schlagzeilen gesorgt. 2019 hat die Energiegenossenschaft erstmals seit der Gründung eine Dividende an die rund 39.000 Mitglieder ausgezahlt. Pro 50-Euro-Genossenschaftsanteil wurden 2,30 Euro gezahlt, wie die Wirtschaftsnachrichten der dpa meldeten.

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