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Seit 100 Tagen im Amt

Kraichtals Bürgermeister kommt gut an: Tobias Borho profiliert sich als Ersthelfer und Kümmerer

Der 28-jährige Tobias Borho ist seit 100 Tagen Bürgermeister von Kraichtal. Er stürzte sich in viele Gespräche mit Bürgern und packte lange Unerledigtes an.

100 Tage Bürgermeister Kraichtal
Tobias Borho an seinem Schreibtisch im Rathaus Münzesheim. Der 28-jährige Kraichtaler Bürgermeister ist seit 100 Tagen im Amt. Rechts hinter ihm hängt ein Porträt des einstigen (süd.)badischen Staatspräsidenten Wohlleb. Ein Kümmerer für die Heimat, deshalb schätzt ihn Borho. Foto: Martin Heintzen

In seiner Einschätzung des neuen Bürgermeisters packt CDU-Fraktionsvorsitzender Christian Sommer viel Anerkennung: „Ich bin recht positiv überrascht, er war ja nicht unser Kandidat. Aber die Stimmung in Stadtverwaltung einschließlich Bauhof ist schnell besser geworden.“

Das sagt Sommer über die ersten Monate von Bürgermeister Tobias Borho (SPD). In den Sachthemen sei der neue Stadtchef außerdem richtig gut drin, er packte bei Bau- und Gewerbegebieten Dinge an, die lange liegen geblieben sind.“ Der FWV-Fraktionsvorsitzende Reinhard Müller ist ebenfalls sehr zufrieden mit dem Einsatz von Borho und wie er die Amtszeit in Angriff nahm.

Hört man sich bei anderen Gemeinderäten wie Bürgern um, kommt das Engagement Borhos in seinen ersten 100 Tagen ebenfalls an: Er gilt als Kümmerer von aktuellen Problemen und Hoffnungsträger bei nicht voran getriebenen Projekten unter seinem Vorgänger.

Probleme mit einer Ampel gleich angepackt

„Er hört zu, ist informativ bei der Sache und vor allem präsent und trifft Entscheidungen“, lobt eine Gochsheimerin. Andere stellen seinen Einsatz bei den Überschwemmungen in Unteröwisheim heraus, als der Bürgermeister in Feuerwehruniform selbst im Schlamm mithalf.

Borhos „Erste Hilfe“ war schon mehrfach gefragt seit dem Amtsantritt im Mai. Da war das Verkehrschaos bei Unteröwisheim, dort wo am Abzweig nach Oberöwisheim auf der Landesstraße ein Kreisel gebaut wird. Die Autofahrer standen an einer Ampel endlos im Stau. „Weil die Grünphase anfangs nur 15 Sekunden dauerte“, berichtet Borho.

Ich habe schon 250 Gesprächstermine mit Bürgern verbracht.
Tobias Borho, Bürgermeister Kraichtal

Er machte beim Regierungspräsidium Dampf für Veränderungen. Sogar mit einem offenen Brief. Wo 18.000 Autos am Tag fahren, könne keine Straße so lange blockiert werden. Bald dauerte die Grünphase immerhin 100 Sekunden. Noch verbringen Autofahrer sechs oder mehr Minuten beim Warten, aber so schlimm wie am Anfang ist die Situation nicht mehr. Bis Dezember ist vor dem künftigen Kreisel noch Geduld gefragt, sagt Borho.

Der 28-jährige wurde am 28. März mit 46,3 Prozent der Stimmen zum Nachfolger von Ulrich Hintermayer (CDU) gewählt. Und Borho sieht in seinen ersten 100 Tagen eines seiner ersten Ziele tatsächlich umgesetzt: „Mein Versprechen war, in der Anfangszeit mit den Bürgerinnen und Bürgern den Austausch zu suchen. Deshalb habe ich schon 250 Gesprächstermine mit ihnen verbracht - von zehn Minuten bis drei Stunden“, sagt der Rathauschef.

Dienstwagen macht für E-Autos Platz

Am Revers seines Anzugs trägt er einen Anstecker in Rot und Weiß. Er zeigt Flagge, mit den Farben Kraichtals. „Den Anstecker habe ich besorgt, und auch alle in Amtsleitungen tragen ihn nun.“ Borho strich einen Teil seines Büros selbst mit weißer Farbe und verzichtet auf den bisherigen Bürgermeister-Mercedes. „Der Wagen wird verkauft, ich brauche ihn nicht. Wir haben E-Autos und wir können ein sinnvolleres Fahrzeug anschaffen.“

An der Wand hinter seinem Schreibtisch prangt ein Porträt von Leo Wohleb. Der war Präsident des Landes (Süd-)Baden von 1947 bis 1952 und verkörpert für Borho unermüdlichen Einsatz in der Heimat. Beim Kraichtaler Künstler Heini Herzel bestellte der Bürgermeister das Bild des Vorbilds.

Städtischer Träger für den Martinskindergarten

Zusammen mit dem Gemeinderat muss der Neue das neue Problem der Bürgermeisterstellvertretung nach der Sommerpause lösen, nachdem die Kandidatin der CDU keine Mehrheit fand. Dafür haben die Kommunalpolitiker endlich einen genehmigungsfähigen Haushalt geschafft und etwas gegen die fehlenden Kindergartenplätze getan. „Wir werden im Martinskindergarten Münzesheim jetzt ganz schnell eine Gruppe unter städtischer Trägerschaft einrichten, eine leere Wohnung steht dafür bereit.“

Kümmern und Renovieren - das sind auch ganz privat aktuelle Leitsätze Borhos. In seinem Domizil in Menzingen läuft der Innenausbau. Wenn alles klappt, noch bis September. Am 1. September ist der Stadtchef auf jeden Fall in Unteröwisheim Gastgeber für einen Empfang zum 50-jährigen Bestehen von Kraichtal.

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