
Ein Experiment war es schon. Würden genug Ehrenamtliche aus ganz Kraichtal bereit sein, in Gochsheim aktiv zu werden am Sonntagnachmittag? Könnte man die idyllische Altstadt aus dem gastronomischen Dornröschenschlaf aufwecken?
Die Zweifel sind längst vergessen, denn es gibt sie noch, die gute Nachricht: Da hat etwas gezündet in Kraichtal.
Während anderswo liebgewonnene Lokale schließen, entstand in einem Gewölbekeller sowie auf der Terrasse ein neuer Anlaufpunkt: das Schloss-Café. Dort stellt die Stadtverwaltung alle Ausrüstung, und Vereine oder Kirchen- und Pfarrgemeinden sind im Einsatz.
Sie sorgen für süßes Hausgemachtes samt Frauen- und manchmal auch Manpower an der Theke. Und es verging noch kein Wochenende seit Mai, ohne dass die Schafferinnen aus den bewirtenden Vereinen am Montagmorgen der Stadt zurückmeldeten: Wir hatten großen Andrang und sind sehr zufrieden mit dem Ertrag bei überschaubarem Aufwand.

Viele Vereine in Kraichtal ermöglichten 28 Öffnungs-Tage für das Schloss-Café Gochsheim
Die Ausflügler wiederum sind wöchentlich glücklich unter 20 Kuchen und Torten auszuwählen, die Einheimischen ohne Bäckerei im Ort ebenfalls. Vereine haben Einnahmen und Regeln wie beim Straßenfest, und als Nebeneffekt belebt die Stadt ihre drei Museen. Regelmäßige Sonntagsführungen im Schloss könnten der nächste Schritt sein.
Die sonst sperrige Struktur Kraichtals mit neun Stadtteilen erweist sich beim Kaffee-Coup als Vorteil, weil viel mehr Vereine als anderswo bestehen. Die Bilanz ist eindeutig: 28 Sahnetage beschert das Schloss-Café Gochsheim allen Beteiligten in diesem Jahr.
Für 2023 sind sogar 45 Öffnungstage geplant
Zunächst gab es anfangs leichte Mühe, alle Termine zu füllen. Aber noch zweimal im November sogar ist das Café geöffnet und womöglich auch bei der Schlossweihnacht am ersten Advent. Für 2023 sind gar 45 Öffnungs-Sonntage ab Februar geplant. Noch mehr Vereine und Gruppen wollen mitmachen. Das Experiment wurde zur Erfolgsgeschichte und ist zur Anregung empfohlen.
Anderswo hat man ebenfalls mit viel persönlichem Engagement das Dorfleben zukunftsträchtig bereichert. Das Bürgerhaus Löwen in Rheinsheim mit viel größeren Dimensionen, das Familienzentrum Bad Schönborn oder der Bürgerbahnhof Sulzfeld sind weitere Beispiele für gelungene Gemeinschaftsprojekte in unseren Orten.
Neue Ideen und Einwohner, die mit anpacken und nicht nur jammern, dass nichts mehr los ist, können wir verdammt gut brauchen.