
Erika und Reiner Baumgärtner aus Linkenheim hatten gerade erst die Bundesliga-Heimklatsche gegen den Vfl Gummersbach vom Ostersonntag verdaut. „Wir hatten überlegt, ob wir uns das wirklich antun“, sagt Erika Baumgärtner. Dann lacht sie. Ernst war das natürlich nicht gemeint, denn wenn die Handballer der Rhein-Neckar Löwen im Final-Four um den Pokal des Deutschen Handballbunds (DHB) kämpfen, dann steht die gelbe Wand wie eine Eins. Und mitten drin Erika und Reiner Baumgärtner.
Das sieht auch Martina König so. Die Fahrlehrerin aus Sinsheim, die in Östringen arbeitet, gehört wie Erika und Reiner Baumgärtner zu den Baden Lions, dem größten Fanclub der Löwen.
Am Samstag rollten zwei Reisebusse von Kronau über Mannheim Richtung Lanxess-Arena in Köln, mit dabei König und die Baumgärtners. Die mit 20.000 Zuschauern ausverkaufte „Kathedrale“ des Handballs sorgte schon alleine mit der Atmosphäre und der Lichtshow für Gänsehaut bei den Fans.
Nur vier Trommeln dürfen in Kölner Lanxess-Arena
Im Gegensatz zu Hamburg, wo das Final-Four bisher ausgetragen wurde, durften diesmal nur vier der normal 13 üblichen Trommeln akkreditiert werden, bedauert Martina König, die auf die Pauke haut. Aber mit Fähnchen, Klatschen und Tröten seien die Fans unter der Regie von Maskottchen Conni dennoch wie immer eine Instanz gewesen.
Gefühlt war die ganze Lanxess-Arena auf unserer Seite.Martina König, Fanclub Baden Lions
Möwe Siggi, das Maskottchen der SG Flensburg-Handewitt, glich nach dem Halbfinale, bei dem die zuletzt 21-mal ungeschlagenen Nordlichter gegen die Löwen nicht ins Spiel kamen, eher einem gerupften Huhn. „Finale“ tönte es dagegen aus den Kehlen der Löwen-Fans, und die Korken knallten.
„Gefühlt war die ganze Lanxess-Arena auf unserer Seite“, sagt König über das Endspiel am Sonntag gegen Meister SC Magdeburg. Die schon ausgeschiedenen Fans des TBV Lemgo feuerten die vermeintlichen Underdogs aus Mannheim mit an und auch die Flensburger zeigten sich solidarisch. Die Magdeburger, die vier Ränge füllten, kamen von der Lautstärke mit den Lions nicht mit. Am Ende setzten sich die Rhein-Neckar Löwen knapp durch und gewannen somit zum zweiten Mal nach 2018 den deutschen Pokal.
Fan Roland aus Karlsruhe trägt eine Löwenmütze. „Unglaublich, was Juri Knorr da geleistet hat“, schwärmt der Löwen-Anhänger über den Spieler des Turniers. Der Fan schwärmt auch von Torwart David Späth, der aus den Reihen der Junglöwen kommt, und dessen „spektakulärer Leistung“. Man sei deshalb besonders stolz, sagt der Fan aus Karlsruhe.
Dass Kapitän Patrick Groetzki trotz einer Mandelentzündung doch noch kommen konnte, freut Martina König ganz besonders – und, dass sie einen Turnschuh von „Apfel“, Torwart Mikael Appelgren, fangen konnte. „Es ist einfach die Nähe der Jungs zu den Fans, die so viel Spaß macht“, sagt König.
Nach dem geschichtsträchtigen Endspielkrimi, der mit Verlängerung und Siebenmeterwerfen nichts an Dramatik ausließ, wurden die Pokalhelden schon vor der Kölner Arena und am Montag auf der Bundesgartenschau in Mannheim gefeiert.