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Luftgewehr

Sportschützen des SSV Kronau kämpfen beim Bundesliga-Finale um den Titel

Der SSV Kronau kämpft im Bundesliga-Finale in Neu-Ulm um die deutsche Meisterschaft. Bei den Schützen ist die Vorfreude auf den Hexenkessel groß.

Max Braun am Schützenstand, im Hintergrund Lana Wurster.
Max Braun, Lana Wurster und die anderen Bundesliga-Schützen des SSV Kronau bereiten sich auf das Finale vor. Foto: Simone Kochanek

Peng. Ein Schuss durchschneidet die Stille. Max Braun wirft einen prüfenden Blick auf den Monitor am Schützenstand. 10,2 Ringe. Nicht schlecht, aber geht noch besser.

Braun, 22 Jahre alt, dunkelblonde Locken, legt ein neues Projektil in den Lauf seiner Waffe. Legt das Gewehr an. Zielt. Und drückt ab. Hinter ihm steht Kurt Hillenbrand und zeichnet mit einer Kamera jede kleinste Bewegung seines Schützlings auf.

„Wenn Max beim Anschlag die Muskeln anspannt, führt das zu Schwankungen“, sagt Hillenbrand, 65 Jahre alt, ehemaliger Olympiaschütze und Trainer des SSV Kronau.

SSV Kronau qualifiziert sich überraschend fürs Finale

Und Schwankungen dürfen sich die Kronauer Sportschützen nicht leisten. Jeder Schuss muss sitzen, wenn Braun und seine Mannschaft sich beim Bundesliga-Finale am ersten Februarwochenende in Neu-Ulm mit den Besten Deutschlands messen.

Dass der SSV noch im Rennen um den Meistertitel ist, ist eine echte Überraschung. Lange sah es nicht danach aus, als würde die Mannschaft es unter die Top Vier der Ersten Bundesliga Süd schaffen. Aber nach einem Vorrunden-Endspurt mit sechs Siegen in Folge kämpften sie sich auf Platz drei vor und zogen doch noch in die Finalrunde ein.

Gegner im Viertelfinale am Samstag ist die Schützenbruderschaft Freiheit Osterode aus dem Harz, Zweiter in der Ersten Liga Nord. Der Gewinner zieht ins Halbfinale ein, am Sonntag steigt das große Finale.

„Unsere Chancen sind realistisch gesehen gering“, sagt SSV-Trainer Hillenbrand. „Der Norden ist stärker als die Südliga.“ Noch dazu ist seine Mannschaft nicht komplett: Französin Julia Canestrelli kann nicht dabei sein, weil der Termin mit der französischen Meisterschaft kollidiert. Österreicher Dominic Einwaller schießt mit seiner Nationalmannschaft auf einem Wettkampf in Pilsen.

Wir sind die Underdogs.
Lana Wurster, Sportschützin aus Kronau

Im Schützenhaus in Kronau hallen immer wieder Schüsse durch den Trainingsraum. Im Hintergrund dudelt leise Popmusik aus einem Radio. Ansonsten herrscht konzentrierte Stille. So ruhig wird es beim Finale in Neu-Ulm nicht zugehen.

Die Ratiopharm Arena verwandelt sich zu den Wettkämpfen regelmäßig in einen Hexenkessel. Pauken, Rasseln, Tröten und Fangesänge gehören zum gewohnten Bild. Mehrere Tausend Zuschauer werden dieses Mal erwartet.

Geräuschkulisse lässt sich im Training nur schwer simulieren

Max Braun macht das nichts aus. Im Gegenteil. „Ich finde das eher motivierend.“ Simulieren lassen sich die Bedingungen im Training allerdings nur schwer. Braun bereitet sich mit einer mentalen Übung auf den Wettkampf vor, die sich Visualisierung nennt. Heißt: Er stellt sich während des Schießens die Geräuschkulisse in der Arena vor.

Für Braun ist es ein besonderer Wettkampf: Er ist Mitglied des Nationalkaders, mehrfacher Welt- und Europameister bei den Junioren - aber in einem Bundesliga-Finale stand er noch nie. Am Wochenende wird er an Position drei schießen, hinter Larissa Weindorf und Lana Wurster und vor Colin Fix und Steffen Hillenbrand.

ich habe richtig Bock auf die Stimmung.
Colin Fix, Sportschütze

Fix ist 22 Jahre alt und genau wie Braun bei der Polizei. Die beiden trainieren fünfmal die Woche. Meistens beim Landessportzentrum in Pforzheim, seltener im Schützenhaus in Kronau. „Ich habe noch nie vor so vielen Menschen geschossen“, sagt Fix. „Aber ich habe richtig Bock auf die Stimmung.“

„Wir sind die Underdogs“, sagt Lana Wurster aus Kronau, 20 Jahre alt und mehrfache deutsche Meisterin. Zur Vorbereitung hört sie beim Training manchmal Musik mit Kopfhörern. „Ich mag es, wenn es laut ist.

Wenn Musik läuft und Leute schreien – das beruhigt mich.“ Aufregung? Vor dem ersten Schuss schon, gibt sie zu. „Aber es pusht mich, wenn ich nervös bin.“ Ihre Gegnerin im Viertelfinale wird Olympia-Schützin Jolyn Beer sein. „Gegen sie zu gewinnen ist mein Ziel.“

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Weindorf, die Nummer eins der Kronauer, ist an diesem Abend als Einzige der fünf Schützen nicht beim Training. Sie hat sich vor kurzem für die Europameisterschaft qualifiziert, jetzt ist sie auf dem Weg zu einem internationalen Turnier in München.

In Kronau fallen die letzten Schüsse. Max Braun legt ein letztes Mal das Gewehr an. Zielt. Und drückt ab. Peng.

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