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Mahnmal erinnert an Kriminalfall

Vor 200 Jahren: Wilddieb erschießt Forstgehilfen im Wald bei Kronau

Der Polizistenmord von Kusel durch Wilderer hat die Menschen geschockt. Schon vor 200 Jahren ereignete sich im Kronauer Wald ein vergleichbarer Fall. Heute erinnert ein Mahnmal an das Schicksal des getöteten Forstgehilfen.

1827 wurde zwischen Kirrlach und Kronau ein Forstgehilfe von einem Wilddieb erschossen
1827 wurde zwischen Kirrlach und Kronau ein Forstgehilfe von einem Wilddieb erschossen Foto: Werner Schmidhuber

Wilddiebe hat es schon immer gegeben. Auch solche, die zur Waffe griffen, um ihr Treiben zu vertuschen. Die Ermordung von zwei Polizeibeamten am 31. Januar im Landkreis Kusel (Rheinland-Pfalz) ist ein aktuelles Beispiel.

Ein vergleichbares Vorkommnis gab es vor fast 200 Jahren zwischen Kirrlach und Kronau. Am Dreikönigstag 1827 wurde der Jagdgehilfe Sebastian Zipperlin von einem unbekannten Wilderer erschossen. Bis heute erinnert eine Säule in abgeschlagener Form an ein unvollendetes Leben. Sie steht auf einer Lichtung im Wald, wo es damals zu dem heimtückischen Anschlag gekommen sein soll.

Nicht ganz einfach ist es, den „Zipperlinstein“ zu finden. Hinweisschilder zeigen den Weg und den Standort westlich der Autobahn A5, wo der Gedenk- und Grabstein seit fast 200 Jahren steht und mahnt. Er zeugt vom wohl schrecklichen Tod eines unschuldigen Forstgehilfen. 2005 wurde der hohe Sandstein etwas abseits des St.-Laurentius Rad- und Wanderwegs restauriert.

Der Hunger trieb die Menschen zur Wilderei

Warum kam es immer wieder zu solchen Taten wie im Forst zwischen Kronau und Kirrlach bei dem Zipperlin sein Leben lassen musste? Im Wald hielten sich schon immer viele Tiere auf, die aber dem Adel und der Obrigkeit vorbehalten waren. Das Volk in Leibeigenschaft konnte von einem saftigen Braten nur träumen. Der blanke Hunger in den Dörfern führte dazu, dass so mancher sich aufmachte, das Fleisch illegal zu besorgen. Doch auf Wilderei standen drastische Strafen.

Auf dem Gedenkstein im Wald ist bis heute folgende mit Farbe nachgebesserte Inschrift zu lesen: „Denkmal der Liebe und Trauer geweit dem Andenken an Sebastian Zipperlin, gewesener Forstgehülfe in Kronau, gebürtig von Rohrbach am Gieshübel, den am 6ten Januar 1827 auf dem Wege der Pflicht und Dinsttreue an dieser Stätte der vielfach betrauerte Unfall ereilte der ihn nach schwerem Leiden einem innig bedauernden frühen Todt in die Arme geführt. Die ihn schäzten und liebten bewahren ihm ein Monument fester noch und dauernder als dieser Stein im Herzen auf.“

Auf dem Sockel steht: „Oed und in Trauer gehüllt wie dieser Wald in des Winters Stürmen schweben sein Unfall und seine lezte Tage vor seiner Freunde Blick aber frisch und grün auch wie diese Stätte in des Lenzes Reizen und wie des Weidmanns Farbe sey und bleibe stets sein Andenken bei allen, die ihn im Leben gekannt und geliebt.“

Übrigens: Rohrbach am Gießhübel, woher der Forstmann stammt, ist ein Dorf im Landkreis Heilbronn, das inzwischen zu Eppingen gehört.

Gedenkstein ist beliebtes Ziel von Spaziergängern

Immer wieder sind Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer beim „Zipperlin“ anzutreffen. Der Heimatverein und Gewerbetreibende haben sich um den Erhalt der Stätte bemüht und sogar eine Sitzgruppe zum Ausruhen geschaffen.

Neben dem Denkmal steht eine Tafel mit kurzem Hinweis, was sich hinter der dramatischen Geschichte des Zipperlinsteins verbirgt. Warum hier bewusst von einem Unfall und nicht von einer Ermordung die Rede ist, bleibt im Dunkeln.

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