
Die Säuglings- und Kleinkinderbetreuung im St. Josefshaus wurde 1969 in Bruchsal geschlossen. Fortan wurden Säuglinge und Kleinkinder in Familienpflege gegeben. Ruth Birkle, studierte Kunsthistorikerin und Politikwissenschaftlerin, befasst sich derzeit mit der Darstellung der Geschichte der Säuglings- und Kinderbetreuung in Bruchsal bis zu diesem Zeitpunkt.
Das steckt hinter der Arbeit von Birkle
Was hat Sie zu diesem Thema gebracht?
BirkleZuerst ging es um die Erinnerung an die Aktivitäten der Ordensschwestern in Bruchsal, die unter anderem für die Kinderbetreuung tätig waren: Niederbronner Schwestern und Vinzentinerinnen („Barmherzige Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul“). Dazu hat der „Arbeitskreis Frauengeschichte Bruchsal“ informative Tafeln entwickelt. Diese wurden an den Stellen aufgestellt, an denen die Ordensfrauen tätig waren. Aus der Zeit vor dem Krieg gibt es nur ganz wenige Quellen, vor allem auch keine Zeitzeuginnen mehr. Die augenblickliche Arbeit beschäftigt sich mit der Zeit bis 1969. Ab 1948 gab es wieder ein Kinderheim in der Huttenstraße, das 1956 in den Neubau an der Durlacher Straße umzog. 1959 wurde es von Vinzentinerinnen übernommen. Diese Schwestern waren bald mit der Aufgabe überfordert und wollten nach kritischen Berichten das Heim aufgeben. Die Stadt ließ sie nicht aus dem Vertrag. Deshalb mussten sie, zum Leidwesen der Kinder, die Arbeit bis 1969 fortsetzen
Was ist das Ziel Ihrer Ausarbeitung?
BirkleIch möchte aufzeigen, wie immer wieder zwischen Staat und Kirche um die Erziehung von Kindern und Jugendlichen gerungen wurde. Die Finanzierung war zu allen Zeiten mager. Die Aufgaben wurden oft auf Kosten der Kinder und des Personals abgearbeitet. Nach interessanten Gesprächen mit Zeitzeuginnen, suche ich jetzt weiter nach ehemaligen Heimkindern oder Heimmitarbeiterinnen, die aus der Zeit berichten können. Zudem hätte ich gerne Fotos aus jener Zeit.
Was können wir für die heutige Zeit aus Ihren Erkenntnissen lernen?
BirkleWichtig erscheint mir, dass sich die Menschen heute für die Thematik wieder mehr sensibilisieren lassen. Gerade in einer Zeit, in der sehr stark um finanzielle Mittel in der Kinderbetreuung gerungen wird. Ich erhoffe mir, dass in 20 oder 30 Jahren junge Menschen, die dann vielleicht selbst Väter oder Mütter sind, von guten Erfahrungen aus ihrer Kinder- und Jugendzeit erzählen. Was in die Erziehung und Betreuung der Kinder an Zeit und Zuwendung eingebracht wird, hat Einfluss auf ihr ganzes Leben und auf die Entwicklung unserer Gesellschaft.
Kontakt
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