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Dem Radau auf der Spur

Abgeordnete auf "Lärm-Tour" rund um Bruchsal: "Lebensqualität hat man hier gar nicht"

Der grüne Bundestagsabgeordneter Danyal Bayaz hat sich mit seiner Landtagskollegin Andrea Schwarz und dem Lärmbeauftragten des Landes, Thomas Marwein, selbst ein Bild vom Lärm rund um Bruchsal gemacht. An vielen Orten war die Bestürzung über das Ausmaß des Lärms groß.

Anwohner hoffen auf Hilfe: Bürgermeister Tony Löffler (Mitte) erläutert mögliche Maßnahmen gegen den Lärm. Hinter ihm steht Ingrid Ratajczak vom Grünen-Ortsverband, rechts Danyal Bayaz, Andrea Schwarz und Thomas Marwein.
Anwohner hoffen auf Hilfe: Bürgermeister Tony Löffler (Mitte) erläutert mögliche Maßnahmen gegen den Lärm. Hinter ihm steht Ingrid Ratajczak vom Grünen-Ortsverband, rechts Danyal Bayaz, Andrea Schwarz und Thomas Marwein. Foto: Eisele
Von unserer Mitarbeiterin Monika Eisele

Tagsüber reißt die Schlange der Autos und Laster nicht ab, die sich durch enge Ortsdurchfahrten quälen. Nachts nutzen Geschwindigkeitsberauschte die vermeintlich freien Straßen, um ihrer Leidenschaft zu frönen. Leidtragende sind die Anwohner, die mit permanenter Lärmbelastung und zitternden Schrankinhalten leben müssen.

„Wenn’s doch nur so bliebe“, Sabrina Damm, wohnhaft in den Weiheräcker in Zeutern, genießt die Vollsperrung der Verbindungsstraße nach Östringen. Natürlich sei ihr klar gewesen, dass ihr Haus an einer Verkehrsstraße stehe, aber der Verkehr, vor allem der Kleinlastverkehr, habe in den vergangenen zwei Jahren stark zugenommen. An die ortsübliche Geschwindigkeitsbegrenzung werde sich auch nicht gehalten. So müssten die Kleinlaster von Zeutern her kommend, ordentlich Schwung holen, um es über den Berg zu schaffen.

Von der anderen Richtung her, werde bergab am Ortsschild eher nicht abgebremst. Ihr Auto wurde bereits Opfer einer solch ungebremsten Fahrt. Ulrike Hanser, ebenfalls Anwohnerin der Weiheräcker, berichtet, dass ihre Tochter in ein Zimmer im hinteren Teil des Hauses umziehen musste, weil sie von dem nächtlichen Lärm Alpträume bekommen hat.

Bürgermeister kennt das Problem

Bürgermeister Tony Löffler ist mit den Anwohnern im Gespräch und kennt die Problematik. Im Zuge der Straßensanierung könne mit Fahrbahnverengungen und Hindernissen zumindest etwas Abhilfe geschaffen werden, die Planungen dazu laufen. „Das höhere Verkehrsaufkommen mit Kleinlastern hängt mit der Ansiedlung des Bader-Versands in Östringen zusammen“, sagt Löffler. Eigentlich könnten die Fahrzeuge auch die Bundesstraße benutzen – aber, und das ist der Knackpunkt – die kostet.

Die Landtagsabgeordnete Andrea Schwarz (Bündnis90/Grüne) findet: „Die Straßen sollten alle bemautet werden, und zwar absteigend. Autobahnen am günstigsten, Landstraßen am teuersten. Dann würden wieder mehr Lastwagen die Autobahnen nutzen und aus den Orten verschwinden.“ Thomas Marwein, Lärmbeauftragter des Landes, schlägt vor: „Ich würde versuchen das 70er-Schild hinter die Kurve versetzten zu lassen. So wie es jetzt steht, sieht man es schon, wenn man von unten in die Straße fährt und gibt Gas.“

"Lärmschutz ist kein Luxusproblem"

Nächste Station war die fast schon berühmt-berüchtigte Ortsdurchfahrt von Unteröwisheim. Am Haus der Familie Feyl treffen sich Anwohner der Friedrichstraße mit Bürgermeister Ulrich Hintermayer, Gemeinderäten und den Grünen-Politikern. Die Gruppe muss sich erst in den hinteren Teil der Hofeinfahrt begeben. Direkt an der Straße versteht man das eigene Wort nicht.

Harald Feyl hat eine Chronologie zusammengestellt: „Es gibt Gutachten, verschiedene Planungsspiele wie der Verkehr aus dem Ort zu kriegen ist und passiert ist nichts. Noch nicht mal Blitzer, um wenigstens die Geschwindigkeit zu kontrollieren.“ Hintermayer argumentiert: „Zwei Blitzer aufzustellen kostet uns 80.000 Euro und bringt uns keine Einnahmen.“

Bayaz und Schwarz sind von der Belastungssituation in der Friedrichstraße offenkundig betroffen. „Die Belastung durch Lärm ist ein Thema, dass die Bürger der Region zu Recht umtreibt“, sagt Bayaz und fügt an: „30 Minuten an einer stark befahrenen Straße zu stehen, reichen aus, um einen Eindruck zu bekommen, wie es sich für die Anwohnerinnen und Anwohner anfühlt.“ Schwarz ergänzt: „Lebensqualität hat man hier gar nicht. Politiker auf allen Ebenen müssen erkennen, dass Lärmschutz kein Luxusproblem ist, sondern zu ernsthaften Erkrankungen von Menschen führen kann.“

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