Auf der Flucht vor dem Ukraine-Krieg müssen viele Menschen ihr Hab und Gut zurücklassen. Literatur aus der Heimat könnte helfen, das Erlebte zu verarbeiten oder während der Lektüre zumindest vorübergehend zu vergessen.
Doch ist überhaupt ausreichend Lesestoff für die ukrainischen Flüchtlinge vorhanden? Die BNN haben sich umgehört, ob es neben klassischen Wörterbüchern auch Bücher in der Landessprache der Flüchtlinge gibt.
„Bei uns im Ort hat noch niemand angefragt. Wir sind aber vorbereitet und haben eine Großhändlerliste mit verfügbaren Titeln“, erzählt Marina Stuck von „bücher & mehr“ in Heidelsheim.
Bei Buchhandlung Wolf in Bruchsal sind ukrainische Bücher gefragt
In der Buchhandlung von Carolin Wolf in Bruchsal ist der Bedarf dahingegen sehr vielfältig. „Es ist sehr differenziert, was die Leute suchen“, berichtet die Inhaberin. Gestiegen sind demnach die Verkaufszahlen des Buches „Graue Bienen“ von Andrej Kurkov. Der Autor beleuchtet die Situation der Ukraine in den vergangenen acht Jahren.
Auch das Buch „Sie kam aus Mariupol“ von Natascha Wodin verkauft Wolf nach eigenen Angaben oft. Beide Werke sind aktuell nur auf Deutsch erhältlich. Im Sachbuchbereich ist „Putins Netz“, ebenfalls auf Deutsch, ein Verkaufsschlager. Und der Moritz Verlag stellt derzeit kostenlos großformatige Ukraine-Landkarten für Klassenzimmer mit dem Titel „Alle Welt für die Ukraine“ zur Verfügung „Diese kann bei uns gerne abgeholt werden“, sagt Wolf.
Braunbarth Buchhandlung bietet zweisprachige Kinderbücher an
Doris Burger von der Bruchsaler Braunbarth Buchhandlung recherchiert gerade nach Bezugsquellen für Literatur aus der Ukraine und aus Russland. „Die Menschen wollen moderne Literatur lesen. Aber die Transportwege sind kriegsbedingt derzeit gekappt“, sagt sie. Immerhin ihre jungen Leser kann Burger mit zweisprachigen Kinderbüchern auf Deutsch und Ukrainisch bedienen. „Wir haben eine Auswahl, zum Beispiel die Heule Eule oder die Raupe Nimmersatt.“ Auch im Lehrbuchbereich gibt es einige zweisprachige Werke.
In der Buchhandlung Majewski in Bruchsal dagegen fragen Erwachsene derzeit noch nicht nach russischer oder ukrainischer Literatur. „Viele Menschen müssen sicher erst noch die schlimmen Erlebnisse des Krieges und der Flucht verarbeiten. Daher kommt die Nachfrage nach Büchern sicher noch“, sagt Günter Majewski.
Er hat eine Liste an zweisprachigen Kinder- und Jugendbüchern vorliegen. Bestellen können Kunden unter anderem die Titel „Dvoe zakochanych“ (Zwei, die sich lieben) und „Neserjozno“ (Nicht ernsthaft).
„Wir haben der Stadtbibliothek eine Spende über 1.500 Euro für Literatur für die Flüchtlinge aus der Ukraine gegeben. Sie wird verwendet für Bücher zum Deutsch lernen, für zweisprachige Bücher und die Anschaffung von Büchern für alle Altersklassen in Russisch“, sagt Regina Riegger-Trenkle, Vorsitzende des Fördervereins Stadtbibliothek Bruchsal.
Bibliotheksleiterin Petra Droll steht in engem Kontakt mit den örtlichen Buchhandlungen, damit das Angebot der Stadtbibliothek für die Ukrainer zügig erweitert wird.